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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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überlegte Paula. Sie sah zu Vinzi, unschlüssig, ob er sie veräppeln wollte oder es ernst meinte. »Ich bin auf Diät, aber nicht bescheuert.« Es klang wie eine Replik. Plotek lächelte wie der Steward. Vinzi nicht. »Ich habe ihn sogar danach noch gesehen.« Es klang, als wüsste sie noch mehr.
    »Was?«
    »Ja.«
    »An Deck«, sagte Paula.
    »An Deck?«
    »Spreche ich so undeutlich, oder ist das ein Tick von Ihnen?«
    » Ein Tick ?« Vinzi war völlig verunsichert.
    »Dass Sie immer alles wiederholen.«
    »Nein.« Vinzi schüttelte den Kopf.
    »Mit einer Frau.«
    »Mit einer . . .« Vinzi unterbrach sich selbst.
    »Was taten die beiden?« Plotek schaltete sich jetzt in das Gespräch mit ein. Was Paula ein wenig aus dem Konzept zu bringen schien. Sie wandte sich Plotek zu und sagte leise: »Sie unterhielten sich und rauchten.«
    Plotek sagte nichts.
    »Es schien, als hätten sie sich zufällig getroffen.«
    Noch immer sagte Plotek nichts. Was Paula offenbar als Signal verstand, weiterzusprechen. »Ja. Wie wenn man sich auf Deck trifft, um dem gemeinsamen Laster nachzugehen.« Sie sah Plotek an, der noch immer nicht reagierte. »Mit der Zeit hatte ich dann aber das Gefühl, dass es vielleicht doch nicht so zufällig war.«
    »Warum?« Es war Vinzi, der nachfragte.
    »Sie haben sich gestritten.«
    »Das ist auch bei zufälligen Begegnungen nicht unüblich. . .« Vinzi wurde von Paula sofort wieder unterbrochen. »Schon, aber mir kam es so vor, als kannten sie sich. Irgendwie.«
    »Irgendwie?«
    »Ja.«
    »Und was haben Sie draußen gemacht?«, wollte Vinzi wissen.
    »Dreimal dürfen Sie raten.« Sie sah ihn an, als käme er nie darauf.
    »Das darf Ihre Mutter aber nicht wissen.« Vinzi lachte.
    »Meine Mutter . . .«, setzte Paula an und stoppte sogleich wieder. Es klang wie »Meine Tage«. Als nichts mehr von ihr kam, fragte Vinzi: »War die Frau blond?«
    »Nee.«
    » Schwarzhaarig ?«
    »Nee.«
    »Wie dann?« Vinzi fragte es, als gäbe es nur die beiden Farben.
    »Sie hatte kurze rote Haare. So ’nen Männerschnitt.«
    »Haben Sie die Frau vorher schon mal hier gesehen?«
    Es hörte sich jetzt an wie ein Verhör. Das schien Paula auch aufzufallen. Nur widerwillig antwortete sie. »Kann sein. Hier sind tausend Passagiere und davon die Hälfte Frauen . . .«
    Wie auf Kommando kam Urs Eschenbach in die Cafeteria. Paula verstummte kurzzeitig. Während Vinzi »Jetzt fehlen nur noch sein Vater und ihre Mutter« vor sich hin murmelte, beobachtete Paula neugierig Eschenbach junior, wie er sich am Buffet bediente, und fragte eher beiläufig: »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Womöglich hatten beide noch einen schönen Abend.«
    »Kann man nur hoffen!« Paula lachte, dass das Dreifachkinn wieder lustig wippte. Und bevor Urs Eschenbach an ihren Tisch kam, fragte sie: »Warum wollen Sie das alles wissen?«
    »Was?«
    »Das mit dem Pastor?«
    » Der Pastor ist verschwunden.«
    Unbeeindruckt sagte Paula: »Na und.« Noch immer verweilte ihr Blick bei Eschenbach. »Vielleicht ging ihm diese Spießerveranstaltung hier auf die Eier.«
    Urs Eschenbach blieb an ihrem Tisch stehen. »Darf ich?«
    »Ich bitte darum«, sagte Paula. Plotek und Vinzi wurden den Eindruck nicht los, dass Paula Vogler-Huth ohne ihre Mutter ganz genau wusste, was sie wollte.
    »Und, noch was gefunden?«, fragte Plotek, während sich die anderen fragten, was er damit meinte.
    »Nö. Heute ist ja auch noch ein Tag.« Auch Eschenbach sprach in Rätseln. »Oder Nacht.« Er lachte.
    Das verging ihm aber ganz schnell, als er sah, wie Dr. Hubertus C. Bruchmeier die Cafeteria betrat. Er sah schlecht aus. Rote Augen, dunkle Ringe. Bleiche Gesichtsfarbe. Er steuerte direkt auf Vinzis und Ploteks Tisch zu. Sie erwarteten das Schlimmste. Aber denkste.
    »Entschuldigen Sie mein Verhalten gestern«, gab sich Bruchmeier unterwürfig. »Soll nicht wieder Vorkommen. Die Nerven. Das ist alles zu viel für mich.«
    Was zu viel war für ihn, sagte er nicht. Aber nicht, weil er es nicht sagen wollte, sondern weil er es nicht mehr sagen konnte. Kaum hatten nämlich die Worte seinen Mund verlassen, hielt er die Hand vor denselbigen und stürzte Richtung Ausgang. Er kam aber nur bis zur Wand. Dort übergab er sich in einen Kübel mit einer mannshohen Topfpflanze.
    Jetzt war Vinzis Appetit auch dahin.
    »Alesund«, sagte Paula Vogler-Huth unbeeindruckt. Sie zeigte aus dem Fenster. »Eine Stunde Aufenthalt.«
    Vor dem Fenster war der Hafen von Alesund zu sehen. Das Schiff hupte.

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