Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
ihr Zigarettenkonsum. Bis der Qualm sich schließlich lichtete und in einer einzigen Frage kulminierte, die beide zeitgleich zunächst sich selbst und dann dem anderen stellten, nämlich: »Wer war Neptun?« Oder ganz einfach: »Wer steckte hinter der knollennasigen Maske?«
    Folge: Unisono Achselzucken.
    »Verzeihen Sie?«
    Der Steward an der Rezeption zuckte zusammen, als wären Plotek und Vinzi der Alptraum eines jeden Stewards und aller Rezeptionen der Welt. Es war wieder derselbe blonde, große und gut aussehende Mann mit dem implantierten Lächeln. »Ja, Sie wünschen?!«
    Vinzi räusperte sich und sagte so freundlich es ihm möglich war: »Entschuldigen Sie, aber wir haben eine Frage.«
    »Ja, bitte?« Der Steward vermutete, was jetzt kommen würde: eine Frage nach der Passagierliste natürlich. Aber Pech gehabt. Es kam etwas ganz anderes.
    »Wer übernimmt eigentlich die Rolle des Meeresgottes bei der Polartaufe?«
    Der Steward sah die beiden misstrauisch an, als fragte er sich, was das die beiden heruntergekommenen Gestalten eigentlich anginge. Das Lächeln blieb.
    »Immer mal ein anderer.« Was klang wie: »Sag ich nicht!«
    »Und heute?«, fragte Plotek, ebenfalls um Freundlichkeit bemüht.
    Der Steward zögerte, dachte offensichtlich nach und fragte: »War etwas nicht in Ordnung?« Trotz des Lächelns legten sich Falten auf seine Stirn.
    »Nein, nein, alles war bestens«, sagte Plotek, um der aufkommende Verstimmung entgegenzuwirken.
    »Wir wollten uns nur bei Neptun für die Gaben bedanken.« Es klang bei Vinzi eine Spur zu freundlich. »Und hatten nicht mehr die Gelegenheit. Aufgrund des Gewitters, der abgebrochenen Taufe und so ...«
    »Bitte.« Der Steward ging dazwischen. Er lächelte jetzt noch mehr.
    »Was?« Weder Vinzi noch Plotek verstanden.
    »Ich sagte Bitte für den Dank.« Der Steward strahlte jetzt über das ganze Gesicht, als wäre ihm mit der Antwort der ganz große Coup gelungen.
    »Soll das heißen, dass Sie...?« Plotek zeigte auf den zunehmend besser gelaunt wirkenden Steward. Der nickte. Lächelte unverändert. Plotek und Vinzi war sofort klar, dass das nicht sein konnte. Der Steward war viel zu groß. Auch breiter als der Meeresgott mit der Maske und der Krone. Der log, das war beiden klar. Plotek beugte sich über den Rezeptionstresen und kam dem Steward auf der anderen Seite ziemlich nahe, was diesen zu verunsichern schien.
    »Was ist?« Sein Lächeln wirkte jetzt künstlich.
    Er roch anders. Ganz anders. Der Steward roch nicht nach dem Parfüm von Agnes. Nicht würzig frisch, nach diesem Männerparfüm, dessen Name Plotek noch immer nicht einfallen wollte.
    »Nichts!« Plotek zog seine Nase wieder zurück. »Gehen wir.«
    Sie gingen. Oder besser: Sie wollten gerade gehen, als Vinzi sich noch einmal umdrehte.
    »Ach so, Moment noch.« Er wandte sich erneut an den Steward. »Können Sie bitte mal nachschauen, ob Dr. Hubertus C. Bruchmeier auf der Passagierliste steht?«
    Der Steward verdrehte die Augen. Er hatte doch noch Recht behalten.
    Als wäre es ein Running Gag, scrollte der Steward die Passagierliste im Computer entlang. Ein überraschter Blick schmuggelte sich in sein Gesicht, als hätte er selbst etwas anderes erwartet. »Ja«, sagte er, »Kabine 661« - und freute sich diebisch dabei.
    Noch, dachte Plotek. Noch steht er drauf. Aber wenn alles so weiterging wie bisher, dauerte es bestimmt nicht mehr lange, bis auch er gelöscht sein würde.
    »Und Vincent Angerer?«, fragte Vinzi, so wie man sagt: »Lächelst du noch, oder bin ich schon tot?!«
    Wieder sah der Steward im Computer nach. »Auch!«
    Na, Gott sei Dank, dachte Plotek. Hoffentlich bleibt das auch so.
    Auf dem Weg von Deck 3 in die Lounge Stiftsstaden auf Deck 7 traf Plotek, während Vinzi gerade auf dem Klo war, das Ehepaar Weber. Erstens war er überrascht, dass Mausi und Bärli nicht wie die meisten anderen auf dem Landgang in Tromsø waren. Und zweitens überraschte ihn ihre Bekleidung. Sie trugen diesmal keine identischen Jogginganzüge oder Windjacken, sondern jeweils einen weißen Bademantel bis zu den Knien. Darunter fluoreszierende Badelatschen. Marineblau. Ihre Haare waren kaum wiederzuerkennen. Vor allem die von Mausi nicht. Sie erinnerten an eine Betonfrisur nach einem Totalschaden. Soll heißen: völlig derangiert. Ihre Gesichter wiederum hatten die Farbe eines Pavianhinterns. Oder die von Plotek und Vinzi von vor zwei Tagen. Der Grund war aber nicht übermäßiges Sonnenbaden, sondern Sauna. Mausi

Weitere Kostenlose Bücher