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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Zweifel.
    »Leichenhälften?« Vinzi fühlte sich, als hätte ihn jemand geboxt.
    »Oder Schmuggelware, Drogen, Illegale, was weiß ich!« Der Schriftsteller wirkte, als ahnte er etwas. Er beugte sich näher zu den beiden herüber und sagte flüsternd, wie nur für ihre Ohren bestimmt: »Hier stimmt doch irgendwas nicht!«
    Die drei sahen sich gegenseitig an.
    »Und was?«, fragte Vinzi.
    »Hmm, wenn ich das wüsste.« Der Schriftsteller schien ernsthaft darüber nachzudenken. »Aber dass diese Vogler-Huth nicht ganz koscher ist, ist doch wohl klar, oder?«
    »Herlinde?«, fragte Plotek erstaunt.
    Der Schriftsteller nickte vielsagend. »Geben Sie doch mal ihren Namen bei Google ein«, sagte er. »Nichts! Gar nichts! Nicht ein einziger Eintrag.« Schön für sie, dachte Plotek. Vinzi auch.
    »Das gibt es nicht«, urteilte der Schriftsteller. »Was es im Netz nicht gibt, gibt es auch außerhalb des Netzes nicht. Diese Vogler-Huth muss eine Erfindung sein.«
    »Eine Erfindung?«, sagte Vinzi, so wie man sagt: »Ein Eierkocher?«
    »Von wem?« Plotek hatte einmal mehr das Gefühl, auf dem Schlauch zu stehen.
    »Von ihr selbst natürlich!« Der Schriftsteller sagte es enerviert, wie für ganz besonders tumbe Laien bestimmt. »Diese Herlinde Vogler-Huth gibt es in Wirklichkeit nicht, verstehen Sie?«
    »Nicht ganz.«
    »Und da frage ich mich natürlich: warum?«
    »Was warum?«
    »Warum reist die unter falschem Namen?«
    »Ach so«, sagte Plotek. Er dachte: Das hätte der jetzt auch weniger kompliziert ausdrücken können.
    »Das werden Sie schon noch rausfinden, nicht wahr?«, sagte Vinzi.
    »Worauf Sie einen lassen können.«
    Irgendwie schien die Auseinandersetzung mit dem Hafenarbeiter den Schriftsteller nicht nur äußerlich verändert zu haben.
    »Halten Sie die Augen offen!«, sagte Vinzi scherzhaft.
    »Da können Sie Gift drauf nehmen.«
    Er entfernte sich, ebenfalls leicht hinkend. Offenbar schlummerte in ihm ein Maigret für Arme. Oder eine Miniatur-Miss-Marple. Die ungeduldig darauf warteten, freigelassen zu werden.

11
    Nach dem Abendessen trank sich Plotek zunächst einmal Mut an. Mit Vinzis Beistand natürlich, der gut gemeinte Ratschläge und weniger brauchbar Tipps beinhaltete. »Wenn sie aufdringlich wird, behauptest du einfach, du wärst schwul!« Vinzi lachte. Er zeigte dabei seine kaputten Zähne, als zweifelte er selbst an seiner Empfehlung. »Oder du stellst dir einfach vor, es ist jemand anderes.« Plotek musste sofort an Agnes denken. Was sich im Moment auch nicht gerade als richtungweisend oder aufmunternd erwies. Eher im Gegenteil.
    »Vielleicht Swantje!« Vinzi schloss die Augen und schien sich der Vorstellung von Swantje beim Sex sogleich bedingungslos hinzugeben.
    »Dann können wir ja tauschen.« Plotek witterte eine letzte Chance, Herlinde Vogler-Huth doch noch zu entkommen. »Geh du doch einfach!« Aber nichts da!
    »Mein Vorstellungsvermögen ist nicht groß genug.« Vinzi schlug die Augen auf und das Angebot aus, durchaus ein wenig erleichtert. »Leider!« Sein Lächeln war dahin.
    »Ober! Noch einen!« Ploteks Selbstvertrauen schien mehr Nährlösung zu benötigen.
    »Wird schon!« Vinzi stieß mit ihm an und fügte ein komplizenhaftes »Ich bin bei dir« hinzu. »Und wenn es zu brenzlig wird, haust du einfach ab!« Sagte sich jetzt so einfach. Würde natürlich im Ernstfall viel schwerer sein.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihn niemand beobachtete, während er am Abend kurz vor zehn Uhr auf den Fluren von Deck 5 herumschlich wie ein Exhibitionist in einem dunklen Park, klopfte Plotek an die Kabinentür von Herlinde Vogler-Huth. Zuerst passierte nichts. Keine Reaktion. Dann, als er gerade ein weiteres Mal anklopfen wollte, ging die Kabinentür einen Spaltbreit auf. Herlinde sah aus, als wäre sie gerade vom Klo geholt worden. Ohne abgewischt zu haben. Soll heißen: indisponiert, ärgerlich und auch überrascht. Offenbar hatte sie, wenn überhaupt, jemand ganz anderen erwartet. Ihre Tochter vermutlich. Als sie Plotek sah, hellte sich ihr Blick schlagartig auf. Also nichts mehr mit Indisponiertheit. Eher das Gegenteil. Alles blitzblank und bereit. Für was auch immer.
    »Entschuldigen Sie, ich meine du, die Störung, bitte, aber...« Eingeschüchtert tastete sich Plotek an die richtige Wortwahl heran. Aber denkste. Nichts mit Herantasten, mit Vorsicht oder Behutsamkeit.
    »Das ist aber eine Überraschung«, stolperte Herlinde dazwischen. Sie riss die Tür auf, als wäre es ihre

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