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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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von Vinzi. Soll heißen: Hindernis, Barrikade. Bedeutet: Erneuter Versuch einer gedanklichen Überwindung. Vinzi zog das Amulett aus seiner Jackentasche. Er klappte es auf.
    »Charlotte! Sie ist der Schlüssel.« Es klang wie etwas Altbekanntes und längst Gewusstes. Dennoch konnte Vinzi den Gedanken eine Umdrehung weiter spannen. »Der Schlüssel ist das Amulett.« Und noch eine Umdrehung: »Das Amulett gehört dem Täter. Oder zumindest einem aus dem Neptun-Team. Der trug es um den Hals.«
    Zweifelnde Blicke von Plotek.
    »Was trägst du um den Hals?«, fragte Vinzi, als würde das alles erklären.
    »Nichts.«
    »Na, siehst du.«
    »Was?«
    Erklärte offenbar doch nichts. Zumindest für Plotek. Folge: Vinzi legte eben noch eine Schippe drauf. Schraubte sich in seinen Gedankenwindungen noch eine Etage höher, so dass es Plotek schon beim Hochgucken schwindelte.
    »Dir scheint nichts wichtig zu sein. Zumindest nicht so wichtig, dass du es ständig mit dir herumschleppst«, sagte Vinzi. Bestätigendes und eingeschüchtertes Nicken von Plotek. »Dem Täter offenbar schon. Wenn man etwas ständig bei sich hat und dann plötzlich nicht mehr, ist man traurig, oder?« Das klang jetzt nach Nachhilfeunterricht für Unbegabte.
    »Hmm.«
    »Und unternimmt alles, um es wieder zurückzubekommen.« Bevor Vinzi einen weiteren Erklärungsversuch startete, schien es Plotek langsam zu dämmern.
    »Du meinst, das Amulett...«
    »Ja doch«, fuhr Vinzi ungeduldig dazwischen. »Das Amulett führt uns zu den Tätern.« Statt eines Applauses für diese Erkenntnis kam von Plotek aber nur ein kleinlautes und zweifelndes: »Aber wie?«
    Vinzis Stimmung, die sich gerade etwas aufgehellt hatte, war wieder dahin. Folge: wieder Nachdenken, Rauchen und Hindernisseüberwinden.
    »Wir müssen sie locken.« Vinzi bastelte weiter an seinem Gedankenkonstrukt und gleichzeitig an der Methode des Nachhilfeunterrichts. »Mit dem Amulett!«
    »Aber...?«
    »Wir müssen sie täuschen. Wir müssen so tun, als wüssten wir Bescheid, verstehst du?« Plotek bemühte sich, zu folgen.
    »Ein Zeichen geben!« Vinzi nickte, als müsste er sich selbst bestätigen. Plotek nickte auch. Eher mechanisch als bestätigend.
    »Ja, wir müssen ihnen ein Zeichen geben«, wiederholte Vinzi, um das Vage weniger ungewiss, ungenau, unsicher erscheinen zu lassen. »Eines, das ihnen keine andere Wahl lassen wird, als darauf zu reagieren.« Er klatschte in die Hände. Wenn Plotek schon nicht applaudierte, tat er es eben selber. »Wir stellen ihnen eine Falle!«
    Noch immer schien Plotek überfordert. Trotz intensivstem Nachdenken kam er nicht darauf, wie man einem Meeresgott und seiner Armee eine Falle stellen konnte. Macht nichts. Sagte es ihm eben Vinzi. »Pass auf! Wir müssen das Bild von Charlotte im Amulett kopieren, vergrößern und als Köder auslegen.«
    Langsam dämmerte es auch Plotek. Er zog ein letztes Mal am Joint und warf die Kippe über die Reling ins Wasser.
    »Die Vogler-Huth malt doch!« Vinzi sagte es, als wäre damit das Problem schon gelöst. Der Mörder überführt.
    »Ja, Landschaften«, störte Plotek den Gedanken.
    Vinzi ließ das aber nicht gelten. »Die kann bestimmt auch Porträts.«
    »Frag sie.«
    »Frag du sie.« Es klang wie ein Befehl. Fast wie ein Vorwurf. Subtext: Willst du etwa nicht, dass die Morde aufgeklärt werden? »Die mag keine Krüppel, die steht auf Künstler. «
    »Ich bin doch kein Künstler!« Plotek lachte.
    »Stimmt!« Vinzi lachte auch. »Aber in ihren Augen schon.«
    Das Lachen verging Plotek. »Ich weiß nicht...«
    »Lass uns knobeln«, schlug Vinzi vor. Was bei seiner Glückssträhne kein Wunder war.
    Und wieder: »Schnick, schnack, schnuck.« Sie mussten es dieses Mal allerdings dreimal wiederholen, weil beiden wegen des Afghanen die Koordination der Handbewegungen nicht ganz so leicht viel. Am Ende ballte sich Ploteks Hand zum Stein. Die von Vinzi streckte sich als Papier aus.
    »Papier wickelt Stein ein.« Vinzi war zufrieden. Auch ein wenig spöttisch. »Pech für dich.«
    »Scheiße.«
    Sie standen noch eine ganze Weile an der Reling und sahen dem hektischen Treiben auf der anderen Uferseite zu. Dort wurde das Areal jetzt mit Absperrbändern eingegrenzt. Zwei Dutzend Fahrzeuge standen inzwischen herum, so dass der Fundort von Kuhlbrodts Leiche an einen Parkplatz für Dienstfahrzeuge der Exekutive erinnerte. Vinzi und Plotek waren wieder völlig in die eigenen Gedanken abgetaucht, die mehr Rauch zu produzieren schienen als

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