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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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letzte Gedanke, der Plotek durch den schmerzumspülten Kopf waberte, war: Sie hat kein Höschen an! So sensibel war er auf dem Rücken; allerdings nur auf dem Rücken! Kurz danach musste er unter ihren Händen, ihren Brüsten, ihrem Körper kapituliert haben und eingeschlafen sein. Zumindest war das, was jetzt durch seinen Kopf geisterte, keinesfalls dem vollen Bewusstsein geschuldet. Soll heißen: Plotek träumte mal wieder.
    Wieder war es der sich seit Tagen wiederholende Traum, oder besser: Alptraum. Auch dieses Mal in neuer Variante. Im Ring standen sich jetzt nicht er und Agnes als Ali und Foreman gegenüber. Im Ring standen Sailer, Kuhlbrodt und Augustin. Nackt, mit zusammengebundenen Armen und ausgestochenen Augen. Sich selbst konnte er nicht erkennen. Zuerst zumindest nicht. Dann schon. Im Publikum. Auch nackt. Mit Augen, und von männlichen Panflötenspielern in zu kurzen Ponchos bedrängt, so dass ihm gar nichts anderes übrigblieb, als in den Boxring zu flüchten. Was sich sogleich als größtmöglicher Fehler herausstellte. Denn wie aus dem Nichts tauchte jetzt auch Herlinde Vogler-Huth im Ring auf, die ihn mit ihren muskulösen Armen in den Schwitzkasten nahm und so lange zudrückte, bis seine Augen aus den Höhlen zu springen drohten. Dabei tat sich der Boden unter ihm krachend auf. Plotek konnte Herlindes Schwitzkasten entkommen und stürzte nach unten. Er flog mit ausgebreiteten Armen immer weiter abwärts durch einen glitzernden Nachthimmel - der Große und der Kleine Wagen, Neptun - immer weiter auf ein Meer zu. Dann auf ein Schiff. Die MS Finnmarken. Bis er schließlich in einer Kabine und darin auf einem Bett landete. Neben einer Frau. Lieber Gott, lass es Uma Thurman in Blond sein, dachte Plotek. Im Traum. Im Traum denkt man nicht, da träumt man. Hätte man denken können. Und tatsächlich: Plotek dachte auch nicht, sondern flehte jetzt träumend. Er träumte die geheimnisvolle Blonde neben sich ins Bett, schlug die Augen auf und... »Scheiße!« Sie war es nicht. Eindeutig. Jetzt hätte er die Augen einfach wieder schließen und weiterträumen können. Soll heißen: neuer Versuch. Aber es gelang ihm nicht. Keine zweite Chance, nicht im Traum. Plotek war hundertprozentig wach. Und das neben ihm im Bett unter einem Plumeau war ebenso hundertprozentig Herlinde Vogler-Huth. Plotek hob das Plumeau ein wenig an und... »Scheiße!« Er war nackt. Splitterfasernackt! Er hob die Decke auch auf Herlindes Seite kurz an und ... »Scheiße!« Auch sie war nackt. Splitterfasernackt. Und schlief. Zum Glück. Oder besser: Pech. Denn Plotek hörte keinen Atem. Nur den eigenen. Auch wenn er sich ganz besonders anstrengte. Nichts. Von Herlinde Vogler-Huth kam kein Mucks. Die ist tot, dachte Plotek. Und nochmal: »Scheiße!« Jeder andere wäre jetzt auf und davon. So schnell wie möglich. Anders Plotek. Obwohl er es auf keinen Fall mit einer aufwachenden Herlinde zu tun haben wollte - falls sie vielleicht doch nicht tot war -, blieb er noch eine Weile neben ihrem Körper liegen. Einerseits, weil er keine große Hektik verspürte. Andererseits, weil er sich selbst kaum bewegen konnte. Der Grund: sein Rücken. Irgendetwas schien da anders zu sein als zuvor. Verspannungen und Schmerzen, als wären die Muskeln in Beton eingelegt, garniert mit Glasscherben. Schließlich biss er die Zähne zusammen und wand sich doch leise, auch ein wenig umständlich, aus dem Bett. Der Wecker auf dem Tisch zeigte kurz nach vier an. Plotek suchte seine Kleidungsstücke zusammen und schlüpfte zunächst in seine Unterhose, was aufgrund des stechenden Rückens ziemlich kompliziert war. Dann griff er nach Hose, Hemd und Schuhen. Mit den Klamotten unter dem Arm ging Plotek auf Zehenspitzen zur Tür. Er blieb noch einmal kurz stehen und blickte sich um. Herlinde Vogler-Huth regte sich noch immer nicht. Entweder war sie in der Kunst des Lautlos-Schlafens eine Meisterin. Oder sie war tatsächlich tot. Er schlich noch einmal zurück zum Bett, nahm das Porträt von Charlotte Liebermann und die Zeichnung mit der blonden Frau darauf an sich. Dann ging Plotek erneut zur Tür, öffnete sie leise und warf einen Blick hinaus in den Flur. Niemand war zu sehen. Er atmete durch, trat hinaus auf den Gang und schloss die Tür hinter sich, so leise es ging.
    »Eine Nacht wie eine graue Socke!«
    Plotek erschrak. Er drehte sich um. Hinter ihm stand jetzt Urs Eschenbach, das Teleskop unter dem Arm. Offenbar war er auf dem Weg von seiner astrologischen

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