Ahoi Polaroid
Oil of Olaz. Oder zusammengefasst und unter vorgehaltener Hand: an Altweibergeilheit. Wieder dieses mehrdeutige Lachen von Herlinde. Jetzt mit einer leichten Verschiebung weg von der puren Freude und hin zur Wollust. Altersgeilheit eben.
Natürlich konnte Plotek nicht einfach so mit der Wahrheit herausrücken, von wegen: »Eine Kopie des Porträts, bitte. Danke. Tschüss!« Damit war Herlinde Vogler-Huth nicht zu knacken. Da musste schon mehr kommen. Soll heißen: Aufmerksamkeit, Interesse. Für ihre Malerei und vor allem für sie selbst. Das war Plotek schon beim Schnick, Schnack, Schnuck, klar gewesen.
»Äh, also, ich interessiere ... Sie, dich, mich für ...«
»Was?«
Schnick, Schnack, Schnuck wurde zu Poncho, Brüste, Duft und tänzelte jetzt vor Ploteks Gesicht herum, dass es ihm ganz schwindelig wurde. »Für Ihre, äh, deine, ich meine ... deine, meine, deine Malerei...«
»Ach so.« Wieder Überraschung bei Herlinde. Sie klatschte in die Hände. Mehrmals ganz schnell. »Wusste ich es doch, dass du ein Faible für Kunst hast«, sagte Herlinde. Betonung auf du und Kunst. Wobei sie wieder mit den großen kräftigen Händen nach ihm griff. »Kein Wunder, wo du doch selbst Künstler bist.« Keckerähnliches Lachen. Leichte Übelkeit bei Plotek.
»Ja, nein ... ich meine, ich würde, möchte, könnte gerne mal Ihre, deine Bilder...« Schnick, Schnack, Schnuck. Nicht nur in seinem Kopf ging es drunter und drüber. Auch im Mund holperten die Worte durcheinander und fielen übereinander her und dann in seinen Schoß. Er spürte schon das Gewicht... und auf einmal lag ebendort eine große graue Mappe. Voller Aquarelle. Die betrachtet werden wollten. Sollten. Daran ließ Herlinde keinen Zweifel. »Die habe ich alle hier gemalt.« Sie schlug die Mappe auf und präsentierte die frischen Bilder sowie die jungen Titten. Denn Herlinde rückte wieder so nahe an Plotek heran und beugte sich dabei so einladend nach vorne, dass ihm gar nichts anderes übrigblieb, als mit jedem Blick in die Mappe auch einen in ihr Dekollete zu versenken. Was zumindest visuell, auch ästhetisch, also in Form und Farbe wesentlich anregender war als die jämmerlichen Aquarellversuche dieser Frau. Kunstrichtung, Bildaufbau, Motiv - alles scheußliches Zeug, dachte Plotek. Er blätterte achtlos die Landschaftsbilder durch, die gerade das Niveau von VHS-Malkursen im ersten Semester erreichten. Was nicht dadurch besser wurde, dass Herlinde zu jedem Bild wie ein Wasserfall auf Plotek einredete. Sie erklärte umständlich und ausschweifend, was ohnehin zu sehen war. Erläuterte Maltechniken, Farbzusammenhänge und Stilrichtungen. Bis sie schließlich wieder seine Hand freigab, damit er weiterblättern konnte.
Plotek blätterte also. Bis er plötzlich an einem Bild hängenblieb, dass ihn auf ganz andere Weise irritierte. Es sah genauso aus wie alle übrigen Bilder. Genauso dilettantisch. Genauso scheußlich. Und dennoch kam ihm auf diesem Bild etwas komisch vor. Es war ein Panorama mit dem Svartisen-Gletscher im Hintergrund, von der MS Finnmarken aus betrachtet. Was ihn aber verwirrte, war das Motiv im Vordergrund. Im Bild war nämlich auch ein Teil des Panoramadecks mit Außenpool zu sehen. Da lag in einem Liegesessel ein Mensch. Eine Frau, die Plotek sofort bekannt vorkam, trotz der stümperhaften Zeichnung. Sie trug einen weißen Bikini. Und war blond. Das ist die Leiche, dachte er und erstarrte. Die Leiche aus dem Nachtzug nach Malmö. Uma Thurman in Blond. Das Frauchen vom dreibeinigen Hund.
»Was ist?« Trotz ihres Hormonrausches schien Herlinde Ploteks Irritation aufgefallen zu sein.
»Nichts, ich meine doch, schön, sehr schön, ja, das ist, ist das, doch, ja.«
»Findest du?« Ein Kompliment für ein Bild ist auch immer eines für die Malerin. Muss sich Herlinde gedacht haben. Sie zog den Poncho noch ein Stückchen höher über die Knie, so dass jeden Moment das Unterhöschen zum Vorschein kommen musste. Wenn denn überhaupt eines da war!
»Ja. Und das, äh, das da? Wer ist, ich meine, wer ist das?« Plotek zeigte auf die Frau im Liegestuhl.
»Keine Ahnung.« Herlinde zuckte mit den Schultern, auf dass das Dekollete einen noch großzügigeren Einblick preisgab. »Eine Frau, die da zufällig lag und vor sich hin döste ...«
Zufällig, dachte Plotek. Er schüttelte innerlich den Kopf. Zufällig ist hier gar nichts. Weder Uma Thurman in Blond, noch dass sie faul in der Sonne liegt, während Herlinde sie malt. Und schon gar nicht
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