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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Kuhlbrodts Tod, oder der von Ralf Augustin und Steffen Sailer. Erst recht nicht das Bild hier vor ihm auf den Knien. Nicht die identitätslose Herlinde Vogler-Huth, mit ihren falschen jungen Titten und dem hochrutschenden Poncho, nicht die Panflötenscheiße....
    Hatte der Schriftsteller mit seiner Mutmaßung vielleicht doch recht?
    »Ich dachte, das passt ganz gut zu dem im Hintergrund ruhenden Gletscher.« Herlinde schien nun das Bild erklären zu wollen. Plotek ging darauf ein: »Stimmt, die im Vordergrund ruhende Frau als Kontrapunkt des, von, quasi, ja.«
    »Ich merke schon, du kennst dich aus.«
    »Hmm.«
    Schon rutschte der Poncho noch ein Stückchen höher. Wo war das Höschen?
    »Was soll das kosten?«
    Herlinde schien überrascht. Sie ahnte bereits, dass ihm die Bilder gefielen. »Willst du etwa eines ...«
    »Das!« Plotek zeigte auf das mit der Frau und dem Svartisen-Gletscher.
    »Schenk ich dir.« Es klang wie: »Das zahlst du mir in anderer Währung zurück.«
    Plotek schüttelte den Kopf.
    »Doch, doch, doch!« Herlinde ließ den Widerspruch nicht gelten. Während sie das Bild zur Seite legte, sagte Plotek: »Ich sehe, du, Sie... ich meine, du bist schon... ja, doch, sehr, sehr variabel, nicht wahr, Landschaften, Personen und ...«
    »Findest du?« Gespielte Überraschung, die sich an die selbstgefällige Attitüde schmiegte wie ein Schenkel an einen anderen.
    »Machst du auch Porträts?«, fragte Plotek, so wie man fragt: »Machst du auch Französisch?«
    »Wo denkst du hin!« Fast ein wenig empört. »Selbstverständlich.« Und schon drückte sich das nächste Gewicht in seinen Schoß. Eine weitere Mappe, ähnlich groß und ähnlich grau. Plotek schlug den Deckel auf, und Vinzi guckte ihn an. Wie ein zerfledderter Haudegen aus einem alten Gangsterfilm. In Schwarz-Weiß. Plotek musste lachen.
    »Was ist?«
    »Nichts.« Stimmte so natürlich auch nicht. Vinzi sah auf dem Bild ziemlich bescheuert aus. Obwohl er in Wirklichkeit auch... - keine Ahnung. Er blätterte um, und das Porträt von Ruedi Eschenbach strahlte ihn an. Dann Sailer, Kuhlbrodt und... er erschrak schon wieder. Das Gesicht, das jetzt verdruckst aus der Mappe guckte, war sein eigenes. Und Überraschung: So hatte sich Plotek selbst noch gar nicht gesehen. Das war ein Mann, der, mit grobem Strich gezeichnet, gar nicht uninteressant wirkte. Wie aus einem Italowestern der sechziger Jahre. Leichen pflastern seinen Weg. Sergio Corbucci. So hatte er sich selbst gar nicht in Erinnerung. Ob das jetzt eine totale Verklärung der Realität war? Quasi durch die Hormonbrille von Herlinde geblickt? Oder kam der Plotek auf dem Papier dem aus Fleisch und Blut tatsächlich nahe; schlummerte er vielleicht in ihm? Könnte er sich selbst jemals so sehen?
    Egal. Zumindest jetzt. Denn was ihm nicht egal sein durfte, war das Amulett. Charlotte Liebermann, sein Auftrag, das Porträt, das er beim Anblick seiner geschönten eigenen Visage beinahe vergessen hätte.
    »Gut, oder?« Herlinde betrachtete den gemalten Plotek und rückte dem leibhaftigen noch weiter auf die Pelle. Folge: Ein gewaltiger Schweißausbruch.
    »Ich hätte da eine... ich meine, eine Bitte.« Große Schweißflecken auf dem Hemd, unter den Achselhöhlen.
    »Aber gerne.« Der Poncho rutschte wie von einer unsichtbaren Hand geführt noch ein Stückchen höher. So hoch, dass es fast nicht mehr höher ging. Bei allem, was Plotek jetzt sehen konnte, hatte sie tatsächlich kein Höschen an. Oder nur ein ganz knappes. Quasi ein Hauch, eine Ahnung. »Ich weiß jetzt gar nicht, wie ich... ich, Sie, dir es ... wie ich es sagen soll...«
    »Sag!« Wieder mehr Befehl denn Bitte. Sie saß jetzt so nahe bei Plotek, dass nicht nur die Oberschenkel, sondern die komplette Breitseite der Körper in der aufgeladenen genitalreferentiellen Atmosphäre zu verschmelzen drohte. Plotek zog blitzschnell das Amulett aus der Tasche und hielt es Herlinde hin, als wäre es ein Kreuz. Eine Knoblauchzehe. Und sie ein zu allem bereiter Dracula. Folge: Herlinde erschrak tatsächlich. Weitere Folge: Eine robuste Barriere errichtete sich wie von selbst zwischen den beiden. Plotek klappte den Deckel des Amuletts auf, so dass das Porträt von Charlotte Liebermann sichtbar wurde.
    »Meinen Sie, du... ich meine, könntest du dieses Bild vielleicht, unter Umständen, malen? Ich meine vergrößern, also ich meine ... also auf Postkartengröße?«
    Herlinde schien ein wenig enttäuscht. Selbst ihr Poncho wirkte eingeschnappt und rückte

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