Aibon-Teufel
und riss dabei sein Maul weit auf. Dieser Schrei war genau das Geräusch, das Carlotta gewarnt hatte.
Etwas schlug in die Höhe. Schnelle, wirbelnde Bewegungen, die schattenhaft wirkten. Carlotta erkannte den Grund. Das Wesen, dieser andere Teufel, schlug mit seinen Klauen in den Baumstamm hinein, und das konnte nur eines bedeuten. Es wollte hochklettern und sich die Tote zurückholen.
Carlotta reagierte ebenfalls. Eisern hielt sie die Tote fest. Mit der anderen Hand umklammerte sie einen in der Nähe wachsenden Ast, erwischte dabei zum Glück eine raue Stelle, die ihr Halt gab, und zog sich hoch.
Geschafft!
Das Monstrum schrie wieder. Es versuchte schneller zu klettern, bekam aber Probleme, weil die Krallen an dem glatten Baumstamm immer wieder abglitten.
Carlotta schaute ab jetzt nicht mehr zurück. Sie musste so schnell wie möglich aus der Reichweite des Monstrums gelangen. Mit schnellen Bewegungen glitt das Vogelmädchen in das Astwerk hinein. Dabei konnten auch quer gewachsene Zweige und Äste es nicht aufhalten. Es fand immer wieder einen Durchschlupf.
Da die oberen Äste nicht mehr so gut trugen, weil sie dünner waren, kletterte Carlotta nicht bis in die Spitze hinein. Sie suchte seitlich nach einer offenen Stelle, und sie hielt dabei den Leichnam fest umklammert.
Als ein Ast unter ihr nachgab, schrillten bei ihr die Alarmglocken. Es wurde allerhöchste Zeit, zu verschwinden. Hinter ihr war genügend Platz, um die Flügel ausbreiten zu können, und das tat sie auch. Dabei stieß sie sich ab, so gut es ihr möglich war, und sie hatte das Glück, den richtigen Schwung genommen zu haben.
Nach dem zweiten Flügelschlag hatte sie bereits die Höhe des Baumes erreicht, und der dritte brachte sie darüber hinweg, wobei sie plötzlich wieder die kalte Luft spürte, die in ihr Gesicht schnitt.
Den Leichnam hielt Carlotta unter dem linken Arm geklemmt. Auf keinen Fall durfte die Tote sie bei ihrer Flucht behindern, aber sie wusste auch, dass sie es so bis zu Maxine Wells nicht schaffen konnte. Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen.
Für sie stand fest, dass dieser Teufel sie verfolgen würde. Im Gegensatz zu ihr konnte er nicht fliegen, und genau diesen Vorteil musste sie ausnutzen.
Es vergingen nur Sekunden, da hatte sie die freie Fläche vor dem Waldrand erreicht und setzte zur Landung an. Carlotta musste sich die Tote richtig zurechtlegen, um zu einem perfekten Flug starten zu können. Als sie den Boden berührte, schaute sie zum Waldrand hinüber. Dort war zunächst nichts von einem Verfolger zu hören und auch nichts zu sehen.
Das ließ in ihr wieder Hoffnung aufkommen. Sie war zwar ein Teenager und hatte ein Leben hinter sich, von dem andere Menschen nicht mal etwas ahnten, aber sie war auch kräftiger als die jungen Menschen in ihrem Alter. Das galt für die Brust- und Armmuskulatur und auch für die am Rücken, bedingt durch die Flügel. Denn um sie zu bewegen, benötigte sie schon eine gewisse Kraft.
Die Flucht mit dem Leichnam würde klappen. Sie hatte schon öfter Menschen durch die Luft getragen. Unter anderem John Sinclair, und der war schwerer als die Tote.
Das Vogelmädchen hatte nicht vor, sie auf seinen Rücken zu laden. Es war besser, wenn sie die Flügel dort ungehindert bewegen konnte.
Die Tote lag auf dem Rücken. Carlotta schob ihre Hände und dann die Arme unter den Leichnam und hob ihn an. Ja, das Gewicht ließ sich tragen, auch über eine längere Strecke.
Wie einst der Vampir Dracula im Film seine Opfer vor sich hertrug, so lag die Tote auf den vorgestreckten Armen des Mädchens. Carlotta bereitete sich auf den Flug vor. Einfach würde er durch die Last nicht werden. Sie spürte das Gewicht schon an ihren Armen. Carlotta war auch nicht dazu gekommen, sich die Leiche genauer anzuschauen, das konnte sie immer noch, wenn sie mit ihr bei Maxine angelangt war.
Ein Fauchen schreckte sie hoch. Rechts vor ihr lag der Waldrand. Dort schaute sie hin, denn von dort war das verdammte Geräusch herübergeweht.
Bewegte sich dort ein Schatten? Kroch dieser Teufel bereits durch das Unterholz?
Ja, da war das Monster. Mit einem froschartigen Sprung hatte es die letzten Widerstände überwunden und war auf der helleren Schneefläche deutlich zu sehen.
Es wurde Zeit!
Das Vogelmädchen überstürzte nichts. Zwei Flügelschläge zum Test, danach noch mal das Gleiche. Diesmal allerdings kräftiger, und sie schaffte es, von der Erde abzuheben.
Sie schaute nicht zurück. Sie freute
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