Aibon-Teufel
sich, als sie das wütende Schreien der Kreatur hörte, aber sie fragte sich auch, was sie mit der Toten anstellen sollte...
***
Maxine Wells und ich saßen auf der Couch. Ich normal, doch Maxine hatte die Beine angewinkelt und stützte sich bei mir ab. Ich spürte die Wärme ihres Körpers, und wir schauten beide in das Kaminfeuer, um den Tanz der Flammen zu beobachten. Die Weingläser hielten wir in den Händen. Manchmal tranken wir einen Schluck des Rebensafts und genossen einfach nur die Ruhe.
»Es tut gut«, sagte Maxine leise. »Wirklich, es ist für mich ein wunderschöner Abend, den ich einfach nur genieße. Ich freue mich, dich an meiner Seite zu haben. So etwas wie heute fehlt mir wirklich. Das kann man sich nicht kaufen. Das muss einfach von innen heraus kommen.«
»Stimmt, Maxine. Romantik ist etwas Wunderschönes. Mal endlich die Seele baumeln lassen zu können und wirklich an nichts anderes zu denken. Mir gefällt es auch.«
Sie lächelte. Danach lachte sie leise. »Und was werden Glenda oder Jane dazu sagen, wenn sie uns hier so sitzen sähen?«
»Ehrliche Antwort?«
»Ich bitte darum.«
Ich hob die Schultern leicht an. »Begeistert würden sie nicht sein, nehme ich an. Sie würden – ach, ich weiß es nicht. Ich mache mir auch keine Gedanken darüber, denn ich bin mit keiner der beiden verheiratet.«
»Und du hast auch keiner die Ehe versprochen oder so ähnlich.«
»Nein, das geht doch nicht.«
»Dann bin ich zufrieden.« Sie drehte mir den Kopf so zu, dass ich sie anschauen konnte. »Außerdem ist ja nichts passiert, oder?«
Ich trank einen Schluck Wein. »Genau.«
Maxine strich mit ihren Fingerkuppen an meinem. Kinn entlang. »Aber es könnte noch etwas passieren.«
»Meinst du?«
»Die Nacht ist noch lang.«
»Das stimmt.«
Maxine seufzte. »Da gibt es noch Carlotta. Ich denke, dass sie bald zurückkehren wird.«
Ich lächelte. »Macht so ein Flug nicht müde?«, fragte ich dann.
»Hm. In der Regel schon.«
»Und was ist mit dir?«
»Ich bin nicht müde, John.«
»Trotz des Weins?«
»Ja.«
Wir schauten uns an. Keiner musste mehr sprechen. Blicke reichten da völlig aus. Verdammt noch mal, da saßen ein Mann und eine Frau zusammen. Zwei erwachsene Menschen. Keiner von ihnen war gebunden, und es bestand genau die Stimmung, um dem nachzugeben, was beide wollten.
Ich senkte den Kopf. Es geschah alles irgendwie automatisch, denn Maxine schob mir ihr Gesicht entgegen. Der Blick ihrer klaren Augen wirkte jetzt verhangen. Ihre Lippen schimmerten wie poliert, und dann spürte ich sie an meinem Mund.
Zuerst sehr zärtlich. Etwas scheu. Ich schmeckte den Rotwein auf ihren Lippen, sie schmeckte ihn auf den meinen, und in den nächsten Sekunden wurde der Kuss fordernder.
Plötzlich störten sie Weingläser in unseren Händen. Zugleich stellten wir sie ab. Niemand dachte mehr an Carlotta und dass sie uns überraschen könnte.
Maxine lag in meinen Armen. Sie küsste mich, sie hielt die Augen geschlossen, und ich gab ihr den Kuss zurück, als hätte ich nur darauf gewartet, genau das zu tun.
Es war wie bei den Königskindern, die zusammen nicht kommen konnten. Ein fremdes Geräusch zerriss den Zauber.
Zuerst achteten wir nicht darauf.
Dann hörten wir die Stimme. »Ich – ich – störe ja ungern, aber ich muss euch etwas sagen.«
Maxine zuckte von mir zurück.
»Carlotta!«, rief sie und ordnete etwas verlegen ihr Haar.
»Ja, ich...«
Auch ich setzte mich wieder normal hin. Überlegte es mir dann anders und stand auf.
Carlotta stand an der Tür. Sie sah durchgefroren aus. Das sahen wir trotz der nicht eben perfekten Beleuchtung. Das Frieren wäre bei dem, was sie hinter sich hatte, normal gewesen, aber da kam noch etwas anderes hinzu.
Wir sahen, dass sie ziemlich angeschlagen war. Bevor wir noch Fragen stellen konnten, betrat sie den Raum mit leicht zittrigen Beinen.
Maxine sorgte für mehr Licht. Zwei Deckenstrahler gaben ihr Licht ab, und so war Carlotta besser zu sehen. Sie zitterte nicht nur, sie weinte auch.
.»Was ist denn passiert?« Erst jetzt sprach Maxine Wells sie an.
»Ich – ich...«, die Antwort erfolgte stockend. »Ich habe euch etwas mitgebracht.«
Dass es kein freudiges Geschenk war, sahen wir ihr an. Und ich fragte: »Was ist es denn?«
»Eine Leiche. Eine tote Frau...«
***
Es war die brutale Wirklichkeit, die uns da wie ein harter Schlag erwischt hatte. Beide wussten wir, dass es kein Scherz war, denn mit so etwas würde Carlotta nie scherzen.
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