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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Schatten zu Schatten schleichend, stahl ich mich aus dem Dorf, bis ich zwischen den Bäumen stand.
    Ich rannte los. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und waren scharf wie die einer Eule. Sternenlicht und Mondschein drangen durchs Laub und gaben mir Licht. Die Luft umhüllte mich wie Samt. Ich hätte die ganze Nacht rennen können, so stark fühlte ich mich. Ich war ein Wolf, meine Füße berührten kaum den Boden, sie taten nicht weh. Ich war den Piraten entkommen und flog durch den Wald. Auf dem Landeplatz beschien der Mond das Luftschiff und das hohe Gras mit seinem fahlen Licht. Ich blieb unter den Bäumen und lief um das Feld herum zu der Stelle, wo Kate und ich aus dem Wald gekommen waren. Ohne meinen Gürtel hing meine Hose recht locker um meine Hüften und ich musste sie immer wieder hochziehen. Aber ich bekam gut Luft und hatte auch kein Seitenstechen. Ich rannte weiter.
    Endlich erreichte ich die andere Seite des Feldes und wurde langsamer. Ich lauschte nach Kate und rief leise nach ihr. Dann sah ich mich suchend um, ging etwas tiefer in den Wald hinein und flüsterte noch einmal ihren Namen. Als ich zu den Sternen aufsah, stellte ich fest, dass es schon weit nach zwei Uhr sein musste. Ich malte mir aus, wie Kate in ihrer Hütte durch das Fenster spähte, bereit zum Aufbruch.
    Ich setzte mich an einen Baum am Feldrand, die Arme um die Knie geschlungen, und wartete. Kurz verdeckte eine Wolke den Mond und es wurde dunkel. Sie würde kommen, ehe ich bis hundert gezählt hatte.
    Aber sie kam nicht. Ich zählte noch einmal bis hundert, dann stand ich auf und lief, leise ihren Namen rufend, am Feld entlang, weil ich fürchtete, sie könnte sich verlaufen haben.
    Aber so hilflos war sie doch nicht. Sie hatte ohne Probleme den Weg vom Schiff über die Insel gefunden und auch den Steilhang hinunter ins Tal bewältigt. Sie konnte das. Hätte sie ihre Hütte verlassen, wäre sie jetzt hier.
    Es sei denn, es war etwas schief gegangen. Es sei denn, man hatte sie geschnappt.
    Mein Hals war wie zugeschnürt. Ich wollte nicht zurück zum Lager der Piraten. Hier im Wald war ich frei. Ich gehörte hierher, in die Nachtluft. Ich wollte nicht zurück und Gefahr laufen, erwischt zu werden. Ich wollte zum Schiff rennen – meinem Schiff –, den Kapitän warnen und davonfliegen.
    Ich holte tief Luft, stand auf und ging zurück zum Piratendorf.
    Ich entschied mich, das Risiko einzugehen, und nahm den kürzeren Weg über das Feld. Dann schlich ich mich leise wie ein Reh ins Dorf. Ich hatte Angst, in eine Falle zu gehen. Deshalb verharrte ich am Rand der Häuser und starrte zu den niedrigen Hütten hinüber. Kein Mensch war zu sehen. Ich ging zu der ersten, von der ich annahm, sie gehörte Szpirglas, entdeckte ein Fenster und sah im Innern ein halbes Dutzend Männer auf Matratzen und in Hängematten schlafen. In der nächsten Hütte lagen Szpirglas' Sohn Theodore und das Kindermädchen. Dann hatte ich Glück. Die dritte Hütte war ein richtiges kleines Haus mit einem Tisch, einem Sofa und einem Bett. In dem Bett lag Kate und schlummerte tief und fest.
    Ich rannte zur Tür und zog am Türgriff. Sie war von innen verschlossen. Ich wagte nicht zu klopfen und eilte zurück zum Fenster. Zum Glück war es nicht verriegelt. Ich schob es auf und stemmte mich bäuchlings über das Fensterbrett, bis ich kopfüber ins Zimmer glitt und auf allen vieren landete.
    Ich ging zu Kate und legte ihr die Hand auf die Schulter. Der Duft tiefen Schlafs umhüllte sie. Ich flüsterte ihren Namen in ihr Ohr. Sie gab einen leisen Laut von sich und runzelte ungehalten die Stirn, als wolle sie, dass ich wieder ging und sie in Ruhe ließ. Ich rüttelte sie grob und sagte noch einmal ihren Namen, diesmal etwas weniger sanft.
    Sie schlug die Augen auf und sah mich einen Moment lang höchst vorwurfsvoll an. Dann huschte ihr Blick voller Entsetzen durch den Raum.
    »Ich bin eingeschlafen«, hauchte sie.
    »Komm jetzt.«
    »Ich bin eingeschlafen«, wiederholte sie ungläubig. »Es tut mir so Leid.« Wenigstens trug sie noch alle ihre Kleider. Ich ging zur Tür.
    »Kann ich vielleicht noch kurz aufs Klo gehen?«, fragte sie.
    Ich starrte sie ungläubig an. »Das kannst du nachher im Wald erledigen.«
    »Das werde ich ganz bestimmt nicht tun«, entgegnete sie.
    »Mach, was du willst.«
    »Jungs haben gut reden«, murmelte sie.
    Ich schob den Riegel zurück und öffnete die Tür.
    Vor mir stand Szpirglas.
    »Ich muss schon sagen, ich finde das

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