Airborn 01 - Wolkenpanther
Wolkenpanther sprang auf seinen Rücken und warf ihn zu Boden. Nun wehrte er sich kaum noch.
Danach schaute ich nicht mehr zurück. Kate und ich rannten einfach so schnell wir konnten über den Kielsteg zum Achterschiff. Ich hatte keine Ahnung, was der Wolkenpanther vorhatte, wenn er mit Crumlin fertig war. Er würde vermutlich nicht mehr hungrig sein, nachdem er sich an ihm sattgefressen hatte, aber vielleicht ging es ihm nicht mehr nur darum, satt zu sein. Vielleicht war es wie bei wilden Bären oder Löwen, die den Geschmack menschlichen Bluts nicht mehr vergessen können, wenn sie es einmal probiert haben, und ihr ganzes Leben lang wild danach sind.
Ich wollte zurück zu Bruce. Ich hätte ihn nicht alleine losschicken sollen, nicht in seinem derzeitigen Zustand. Er sollte uns backbord im Frachtraum treffen. In Gedanken zählte ich die Piraten. Fünf waren weg – drei blieben noch, zwei davon vermutlich im Salon als Wachposten bei den Passagieren. Crumlin und dem Nashornwürger nach zu schließen, müssten sie eigentlich von Sekunde zu Sekunde schläfriger werden. Kapitän Walken und die Offiziere würden hoffentlich bald etwas unternehmen und ihre Wächter überwältigen.
Nur Szpirglas, der keinen Fisch mochte, stand nach wie vor hellwach auf der Kommandobrücke und lenkte uns zurück zur Insel. Ich konnte nur hoffen, dass es Bruce gelungen war, die beiden Motoren abzuschalten.
Doch als wir uns dem Seitengang zu den beiden achtern gelegenen Motorengondeln näherten, hörte ich das viel sagende Vibrieren des Backbordpropellers. Wenigstens gab der Steuerbordmotor keinen Mucks mehr von sich. Vielleicht hatte Bruce einfach nur Schwierigkeiten, den Backbordmotor auszuschalten. Aber ich hatte ein ungutes Gefühl im Bauch und blieb stehen, weil ich mich auf einmal fürchtete, in den Seitengang abzubiegen. Ich bat Kate, zurückzubleiben, und streckte dann vorsichtig den Kopf um die Ecke.
Bruce lag zusammengesunken am Boden, sein Kopf ruhte in einer Lache klebrigen Bluts. Ich rannte zu ihm, bückte mich und suchte an seinem Hals nach einem Pulsschlag. Seine Haut fühlte sich jedoch so kalt an, dass ich sofort wusste, dass er tot war.
»Oh nein«, stöhnte Kate und kniete sich neben mich. »Oh nein.«
Zuerst dachte ich, dass ihn vielleicht der Wolkenpanther erwischt hatte, aber dann sah ich das kleine, saubere Loch in seiner Schläfe. Er war aus nächster Nähe erschossen worden.
Der Propeller der Motorengondel erwachte plötzlich knatternd zu neuem Leben. Schritte dröhnten auf der Leiter.
»Lauf«, raunte ich Kate zu. »Renn in den Frachtraum und versteck dich!«
Sie protestierte, aber ich hörte ihr nicht zu, sondern rannte den Gang zur Motorengondel hinunter. Wenn ich die Luke noch rechtzeitig erreichte, könnte ich den Piraten aussperren.
Szpirglas höchstpersönlich kletterte die Leiter herauf. Er hatte fast das Ende erreicht und wollte schon in das Schiff steigen, als er mich sah. Ich packte die Luke und schlug sie zu, doch er fing sie mit der Schulter ab. Mit meinem ganzen Gewicht stemmte ich mich dagegen, doch es half nichts, er war viel stärker als ich. Ein letzter, kräftiger Stoß, und ich purzelte nach hinten.
Ich rappelte mich auf und rannte davon, ehe er Zeit hatte zu zielen. Die Kugel pfiff durch die Takelage. Ich rannte um die Ecke auf den Kielsteg und war erleichtert, als ich Kate nirgends sah.
Dann sprang ich auf den Steiggang und krabbelte zum Axialsteg hinauf. Szpirglas stand nun unter mir. Auf der Leiter bot ich ein leichtes Ziel, daher flüchtete ich mich mit einem Sprung in das Gerüst, wo ich mich hinter Kabeln und den riesigen, schimmernden Gaszellen verstecken konnte. Wie eine Spinne kletterte ich das Schiff hinauf. Szpirglas' Kugeln pfiffen an mir vorbei, schnitten durch die Gastanks und ließen kleine, nach Mango duftende Geysire von Hydrium entweichen. Ich hörte ihn fluchen, dann erklangen seine Schritte auf der Leiter, und ich wusste, dass er ebenfalls nach oben kam. Er holte rasch auf, weil er auf der Leiter schneller vorankam, während ich mich wie ein Affe durch die Takelung hangelte. Kalte, harte Drähte bissen in meine wunden Füße.
Irgendwie erreichte ich den Axialsteg als Erster. Ich zog einen Schraubenschlüssel aus einem offenen Schrank und schlug damit nach Szpirglas, als er das obere Ende der Schiffsleiter erreichte. Das Werkzeug traf den fluchenden Piraten an der Schläfe und verschaffte mir genug Zeit, ihm auch noch den restlichen Inhalt des Schranks an den Kopf
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