Airborn 01 - Wolkenpanther
Kate.
»Nein, seine Steuerung hat Vorrang vor unserer. Wir müssen ihn aufhalten.«
»Oder die Motoren abstellen«, sagte Bruce.
Ich schaute ihn an und nickte.
»Am besten kappen wir die Treibstoffleitungen«, sagte Bruce. »Dazu müssen wir nur zu den Motorengondeln klettern und die Ventile schließen.«
»Dann wird der Wind uns wieder von der Insel wegwehen. Gut.«
Es war nicht gerade ideal, ohne eigenen Antrieb durch die Luft getrieben zu werden, aber wenn der Wind weiter nur so schwach wehte, dürften wir keine größeren Probleme bekommen. Es war jedenfalls besser, als von Szpirglas zurück zur Insel und seiner Piratenbande geflogen zu werden.
»Kannst du die beiden Motoren am Achterschiff übernehmen?«, fragte ich Bruce. Hoffentlich blieb uns noch ein bisschen Zeit, ehe Szpirglas jemanden ausschickte, um nach dem ersten Spähtrupp zu suchen. »Kate und ich werden die beiden vorderen abschalten.«
»Hütet euch vor dem Kätzchen«, sagte Bruce und humpelte auf dem Kielsteg nach achtern. Kate und ich schlichen zum Bug, bis wir den Quergang zu den beiden Motorengondeln erreicht hatten.
Wir begannen mit der Steuerbordseite. Ich öffnete die Luke in der Hülle. Der Fahrtwind wirbelte pfeifend um uns herum. Eine zwölfsprossige Leiter führte durch die freie Luft zu der rundlichen Motorengondel. Die Leiter war nicht umzäunt, sondern nur durch ein Geländer gesichert – verlor man den Halt, stürzte man vom Schiff.
»Willst du hier oben warten?«, fragte ich Kate.
Sie schüttelte den Kopf, drängte sich an mir vorbei und machte sich an den Abstieg, einen Arm umsichtig um das Geländer geschlungen. Obwohl eigentlich kaum ein Wind wehte, wurden wir vom Fahrtwind kräftig durchgeblasen, als wir die Sprossen hinunterkletterten. Kates Bluse und Hose flatterten. Hinten an der Gondel war der vierblättrige Propeller nur als heller, brauner Kreis in der Luft zu erkennen.
Ich folgte ihr.
Kate wartete in der lärmenden Gondel auf mich, ein wenig außer Atem, aber enorm zufrieden mit sich. Die Gondel war groß genug, um aufrecht darin zu stehen, und voller Maschinen. Ein riesiger Motor trieb den Propellerschaft an, der aus dem offenen Ende der Gondel herausragte. Ich sah mich um. Überall lagen Kabel und Gummischläuche. Von allen Teilen des Schiffs war dies derjenige, mit dem ich am wenigsten vertraut war. Ich hatte bislang kaum Zeit hier unten verbracht. Es war so fürchterlich laut und außerdem teilten die Maschinisten den engen Platz ungern mit anderen. Die Arbeit hier war eher etwas für Einzelgänger. Die Maschinisten trugen ständig Lederkappen, damit sie vom Lärm nicht taub wurden.
Kate schaute mir aufmerksam zu, wie ich vergeblich nach der Treibstoffleitung suchte, was mich noch mehr durcheinander brachte. Wegen des ohrenbetäubenden Lärms fühlte sich mein Gehirn weich wie Watte an.
»Ich glaube, die ist es«, schrie sie dann und zeigte auf eine der Leitungen.
Ich schaute auf den Schlauch, der durch das Dach der Gondel kam. Er führte durch das Innere einer der Streben, welche die Gondel mit der Haupthülle verbanden. Kate zeichnete den Verlauf der Leitung mit dem Finger nach, bis sie zu einem runden Hahn gelangte. Das Sperrventil.
»Ich glaube, du hast Recht«, rief ich dankbar. »Danke!«
Ich griff nach oben und begann, an dem Hahn zu drehen. Es brauchte etwa zehn Umdrehungen, bis er geschlossen war. Der Motor lief dennoch weiter. Kate schaute enttäuscht.
»Wahrscheinlich ist noch genug Treibstoff im Motor, um ihn noch eine Weile laufen zu lassen«, sagte ich. »Ich würde gerne warten, bis er wirklich ausgeht.«
»Ich kümmere mich um den anderen Motor«, sagte Kate, und ehe ich sie aufhalten konnte, kletterte sie aus der Motorengondel hoch zum Schiff. Das musste man ihr lassen: Sie hielt nichts davon, untätig herumzusitzen, sondern wollte an allem beteiligt sein. Das mochte ich sehr an ihr.
Ich schaute ihr beim Aufstieg zu, um mich zu vergewissern, dass sie heil das Schiff erreichte, dann wandte ich mich wieder dem Propeller zu. Er wirbelte immer noch genauso schnell wie vorher, doch dann hustete der Motor plötzlich und der schemenhafte Kreis wurde dunkler, während die Propellerflügel stockten und langsamer wurden. Das Brummen wurde tiefer, dann stand der Motor endgültig still. Geschafft!
Ich eilte zur Leiter und griff nach den Sprossen. Doch als ich nach oben schaute, sah ich einen Piraten über mir in der Luke stehen. Er hob seine Pistole. Die Kugel prallte kreischend am
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