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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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hin und her und zerfetzten und fraßen ihn, während er fiel.
    Szpirglas' Seil tanzte vor meinem Gesicht. Ich hob meine verletzte Hand und versuchte, danach zu greifen, aber mein Griff war so schwach, dass ich mich nicht festhalten konnte. Stöhnend löste ich meine gesunde Hand von der Metallstrebe und packte das Seil. Bis heute weiß ich nicht genau, wie ich die Kraft fand, aber ich zog mich ganz langsam, Hand um Hand, am Schiffsrumpf nach oben. Vielleicht war es mein Lebenswille oder die Sorge um das Schiff und die Mannschaft. Vielleicht war es auch der Geist meines Vaters, der immer noch frei durch die Lüfte schwebte und durch mich hindurchzog und mich wieder auf Kurs brachte.
    Ehe ich mich durch die Luke des Krähennests hinabließ, schaute ich noch einmal zu all den Wolkenpanthern empor, die hoch über mir kreisten, und dort, am Rand des Schwarms, war auch unserer, Kates und meiner: der Wolkenpanther mit dem missgebildeten Flügel, derjenige, der vom Himmel gefallen war. Er flog am Rand der Gruppe entlang, bis er schließlich im Getümmel verschwand und endlich zu ihnen gehörte.
    Doch die Insel mit ihrem Berg kam immer näher, und die Aurora flog zu niedrig, um den Gipfel zu passieren. Das Gewicht von Szpirglas und mir auf dem Höhenruder musste das Schiff noch weiter auf seinen fatalen Tiefflug gelenkt haben.
    Und nun war niemand mehr am Steuer.
    Alles geschah wie im Traum: Ich taumelte Leiter um Leiter nach unten, torkelte durch die Gänge zur Kommandobrücke und wankte in die große Glaskuppel der Brücke. Sie war leer, wie ich befürchtet hatte. Durch die vorderen Fenster sah ich die Insel und ihren kahlen Berg, der wie ein Riese vor mir aufragte. Wir steuerten direkt auf ihn zu. Um mich herum summte und leuchtete erwartungsvoll die lange Reihe der Instrumente. Einen Moment lang war ich wie erstarrt, doch dann hörte ich die Stimme des Kapitäns in meinem Kopf.
    »Bringen Sie sie um fünf Grad nach oben, Mr Cruse.«
    Ich dachte an nichts anderes mehr – nicht an Bruce und auch nicht an Kate.
    Ich packte das Höhenruder und drehte es sanft, während ich den Neigungsmesser auf dem Steuerpult vor mir beobachtete und gleichzeitig auf den Schiffsboden unter meinen Füßen achtete. Instinktiv wusste ich, wie steil unser Aufstieg sein musste. Ich wäre gerne mit allen vier Motoren geflogen, sah aber anhand der Kontrolltafel, dass ich nur zwei zur Verfügung hatte. Mir blieb keine Zeit, die anderen zu zünden.
    Ich erhöhte unseren Steigungswinkel ein wenig und sah, wie die Insel und ihr Berg langsam hinter den Rundfenstern der Brücke zurückfielen. Aber würde es reichen?
    »Denken Sie an die Motoren, Mr Cruse«, sagte der Kapitän im Geiste zu mir.
    Ein solch steiler Aufstieg mit nur zwei Motoren war nicht ohne Risiko und ich achtete gewissenhaft auf die Messgeräte. Die Motoren durften durch die Anstrengung keinesfalls überhitzt werden.
    Als Nächstes ging ich zum Steuerruder und drehte es so, dass wir langsam vom Berg wegflogen. Ich warf einen kurzen Blick auf die Gasanzeige. Wir hatten immer noch fast den vollen Auftrieb. In den Zellen zwei und vier befand sich jeweils ein kleines Leck – ohne Zweifel von den Kugeln der Piraten –, aber das drängte nicht.
    Es würde knapp werden. Ich führte die Aurora so steil wie möglich nach oben und drehte hart bei. Mehr konnte ich nicht tun. Ich schaute aus den Fenstern und sah den Berg näher kommen. Wir waren mittlerweile nah genug, dass ich Beschaffenheit und Farbe des Gesteins erkennen konnte, und wir stiegen und stiegen, bis endlich die Nase des Schiffs über den Gipfel hinwegflog.
    »Gut gemacht, mein Mädchen«, lobte ich das Schiff.
    Wir waren einem Zusammenstoß entgangen.
    »Bringen Sie sie bitte auf Kurs eins-sechs-fünf, Mr Cruse.«
    »Sehr wohl, Sir«, murmelte ich, ehe ich begriff, dass ich mir die Stimme des Kapitäns diesmal nicht eingebildet hatte.
    Ich drehte mich um und sah ihn in der Tür stehen, gemeinsam mit den Offizieren und Baz. Kate war ebenfalls dabei und rannte mit dem größten und strahlendsten Lächeln, das ich je gesehen hatte, auf mich zu.
    »Sir!«, sagte ich und salutierte. »Tut mir Leid, aber ich musste sie auf eine größere Flughöhe führen, Sir. Der Berg.«
    »Sehr gut, Mr Cruse.«
    Die übrigen Offiziere kamen herein und nahmen ihre Posten ein. Ich trat vom Steuerruder zurück, doch der Kapitän sah mich an und sagte nur: »Machen Sie weiter, Mr Cruse. Bringen Sie uns bitte auf unseren neuen Kurs.«
    »Ja, Sir«, sagte

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