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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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das wie ein Taucheranzug mit integriertem Helm und Sichtscheibe in der Mitte aussah. Das Ganze schien aus dickem Gummi zu bestehen. Daneben hingen ein paar lange Stangen mit Gummispitze. Ich konnte mir nicht vorstellen, mich freiwillig in Reichweite der Aerozoen zu begeben, auch nicht so gepanzert und isoliert. Ich wusste nicht, ob Grunel ein sehr mutiger Mann war oder einfach nur tollkühn.
    Kate zog fest am Griff. Die Tür war nicht verschlossen. Nach einem kurzen Ruck flog sie unter einem Eiskristallschauer auf. Ein schwacher, ekelhafter Geruch nach Mangos quoll heraus.
    »Riechst du das?«, fragte ich.
    »Hydrium?«
    Ich nickte. »Die produzieren das selbst, da bin ich ziemlich sicher.« Sie sollte einsehen, dass ich Recht gehabt hatte, egal, was Hal dachte.
    Aber sie griff einfach in ihren Rucksack und zog einen kleinen Glasbehälter heraus. Dann ging sie hinein. Ich konnte sie da drin nicht alleine lassen.
    »Was willst du denn hier?«, fragte sie, als ich ihr folgte.
    »Vielleicht brauchst du Hilfe.«
    »Brauche ich nicht, danke.«
    »Da«, sagte ich und gab ihr eine der Stangen. »Für alle Fälle.«
    »Für welchen Fall?«
    »Dass da noch Leben drinsteckt.«
    »Die sind jetzt vierzig Jahre tot. Ich glaube kaum, dass sie heute noch Funken sprühen.«
    Sie war zwar sehr überheblich, nahm aber die Stange. Ich griff mir auch eine, dann schloss Hal die Tür hinter uns. Unter meinen Stiefeln knirschte es. Als ich nach unten blickte, erkannte ich die vertrockneten Hüllen unzähliger toter Aerozoen, deren gallertartige Körper nun dünn und brüchig waren. Hier und da ragte ein scharfer Schnabel aus den Überresten der Membranen.
    Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder jenen zu, die ziellos im Vivarium herumtrieben. Nun befand sich nichts mehr zwischen ihnen und uns. Zwar wusste ich, dass sie tot waren, aber ich wollte immer noch nicht mit ihren Tentakeln in Berührung kommen. Ich hatte noch zu gut vor Augen, wie schon die geringste Berührung einen elektrischer Schlag und einen Flammenstoß durch Dalkey gejagt hatte.
    Für meinen Geschmack kam uns eines zu nahe. Ich hob die Stange und stieß es weg. Die Spitze der Stange beulte den weichen Körper ein, und das Aerozoon segelte davon, ohne auch nur die geringste Bewegung der Tentakel oder der gallertartigen Ummantelung. Trotzdem hielten wir sie auf Abstand.
    In dem Vivarium war es erheblich kälter und das Pfeifen des Windes lenkte meinen Blick auf die vergitterten Schlitze in der äußeren Wand.
    »Frische Luft – und Nahrung«, sagte Kate, die meinem Blick gefolgt war. »Siehst du die Trichter da draußen? Die leiteten, als das Schiff unterwegs war, alle möglichen Insekten herein.«
    »Ich frage mich, ob das alles war, was sie gefressen haben«, sagte ich und schaute auf die Körper auf dem Boden. »Ein paar davon sehen aus, als wären sie angenagt worden.«
    »Möglich«, meinte Kate. »Kannibalismus kommt erstaunlich häufig vor. Sogar bei Menschen.«
    Wir blieben stehen und blickten hinauf zu dem herumtreibenden Schwarm von Eiern. Das Ende von Kates Stange war zu einem Haken gebogen. Kate hob sie hoch und versuchte, eines der Eier zu erwischen, aber sie konnte es nicht ereichen. Sie versuchte es noch einmal.
    »Lass mich mal«, sagte ich.
    »Ich bin nicht groß genug«, schimpfte sie.
    Ich schaffte es, eines der Eier herunterzuholen. Die Schale glitzerte vor Reif. Das Baby-Aerozoon war im Schlaf für immer darin eingefroren. Mit ihrer behandschuhten Hand ließ Kate das Ei behutsam in das Spezialglas gleiten und schraubte den Deckel zu.
    »Da bist du ja«, flüsterte sie und betrachtete das Ei entzückt. Ich wünschte mir, sie würde mir auch einmal so einen Blick schenken!
    Da klopfte es hart an die Scheibe und ich blickte auf. Hal machte uns Zeichen, dass wir uns beeilen sollten. Ich wollte hier so schnell wie möglich raus. Das Knistern der gefrorenen Aerozoen unter meinen Stiefeln ließ mich schaudern. Sorgfältig schlossen wir die Tür hinter uns.
    Hal sah auf die Uhr. »In einer Stunde gehen wir zurück auf die Saga . Dorje, kannst du Kate helfen, ihre Präparate auf den Schiffsrücken zu hieven? Nadira, du gehst ihnen dabei zur Hand. Cruse, du kommst mit mir.« Und schon strebte er dem Ausgang zu.
    »Wohin gehen wir denn?«, fragte ich.
    »Wir statten dem alten Grunel einen Besuch ab.«

15. Kapitel
Grunel
    Wir schlugen den Weg nach vorne zu den Passagierunterkünften ein, stiegen die Treppe hoch und blieben vor einer verzierten Eichentür

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