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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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zu machen, und wünschte mir, der Strahl meiner Lampe wäre eine Klinge. Das Zischen wurde lauter, und plötzlich wurde mir bewusst, dass ich schrie, als könnte ich es damit in Schach halten. Mit einem dumpfen, lauten Schlag hörte es auf.
    Das Geräusch war irgendwo aus der Wand gekommen, und im zuckenden Schein unserer Lampen versuchten wir, die Stelle zu finden.
    »Da!«, sagte ich.
    Aus der Wand ragten zwei kupferne Rohrenden hervor, die offenbar zu einer luftdruckbetriebenen Rohrpost gehörten und die ich vorher noch nicht bemerkt hatte. Beide waren mit verzierten Verschlüssen versehen. Bei dem einen war ein kleines, grünes Fähnchen hochgegangen, das immer noch leicht vibrierte.
    »Gütiger Himmel«, sagte Hal. »Das war nur eine Nachrichtenkapsel.«
    Die meisten Luftschiffe, vor allem die Passagierschiffe, hatten ein kompliziertes Rohrpostsystem, um Nachrichten an Bord zu übermitteln. Ich war so erleichtert, dass da kein kreischendes, leichenschändendes Monster zugange war, und so brauchte ich einige Augenblicke, bis sich mir die furchtbare Frage stellte: Wer um alles in der Welt hatte uns da eine Nachricht geschickt?
    Mein Herz schlug plötzlich so heftig, dass ich kaum noch Luft bekam. Ich wollte etwas Sauerstoff, aber nur, wenn Hal auch davon nahm.
    »Das muss jemand von den anderen gewesen sein«, meinte er.
    »Richtig«, stimmte ich zu. »Erstaunlich, dass das noch funktioniert.«
    »Vermutlich gibt es draußen eine Luftturbine, die das Ganze antreibt«, sagte Hal. »Solange das Schiff in Bewegung ist, funktioniert die.«
    Wir nickten anerkennend über diese technische Leistung.
    »Vielleicht sollten wir die Nachricht mal lesen«, schlug ich vor.
    Keiner von uns beiden schien es besonders eilig zu haben. Ich holte tief Luft und öffnete die Klappe. Eine stromlinienförmige Gummikapsel glitt aus der Röhre in meine Hand. Ich drehte den Deckel auf.
    »Leer«, sagte ich.
    »Es ist wahrscheinlich alles verstopft«, kommentierte Hal. »Der Luftdruck und so.«
    Ich nickte. »Wahrscheinlich schießen diese Dinger überall auf dem Schiff herum.«
    »Zurück an die Arbeit.«
    Ich fragte mich, ob Hal so unerschütterlich war, wie es den Anschein hatte, aber wenn er arbeiten konnte, konnte ich das auch. Es dauerte nicht mal fünf Minuten, bis ich seinen Freudenschrei aus dem Ankleidezimmer hörte. In einem der Schränke hatte er hinter einer falschen Wand einen Safe gefunden. Er war so groß wie ein Bullerofen, ein stabiler Würfel aus Metall auf vier niedrigen Beinen. Die Tür sah aus, als wäre sie einen guten Zoll dick.
    »Plötzlich mag ich den alten Grunel richtig gern«, sagte Hal grinsend.
    »Kriegst du den auf?«
    »Weißt du denn nicht, dass ich mal Safeknacker war?« Er zwinkerte mir zu.
    »Du bist wirklich ein Mann mit vielen Talenten.«
    »Es ist alles nur eine Frage des richtigen Werkzeugs«, sagte Hal und zog aus seinem Rucksack nicht etwa einen Satz Dietriche hervor, sondern einen großen Klumpen einer Art grauen Kitts und ein Drahtknäuel.
    Er zwickte ein Stück von dem Kitt ab. »Natürlich kannst du auch mit Feilen und Dietrichen rumfummeln, aber letztendlich ist wichtig, dass du bekommst, was du willst.«
    Er rollte ein bisschen von dem Kitt in Zigarettenform, steckte zwei Drähte hinein und schob es tief in das Safeschloss.
    »Komm, wir verdrücken uns.« Hal rollte die Drähte ab, während wir uns aus dem Ankleidezimmer zurückzogen und hinter einer Ottomane im Schlafzimmer in Deckung gingen. Dann holte er einen kleinen Kasten mit herausstehendem Griff aus dem Rucksack und klemmte die Drahtenden an die Anschlüsse.
    »Willst du das ganze Schiff in die Luft jagen?«, fragte ich.
    »Nein, das ist ziemlich genau.« Er deutete auf den Griff. »Mach mal!«
    »Wirklich?«
    »Klar. Ist ganz schön aufregend.«
    Seine Begeisterung war ansteckend. Ich packte den Drücker und stieß ihn kräftig nach unten. Es gab einen Blitz und einen erstaunlich gedämpften Knall. Übel riechende Dämpfe stiegen auf.
    »Gut, was?«, sagte Hal.
    »Muss ich zugeben«, antwortete ich lächelnd.
    Dann sprangen wir auf und hasteten in den Ankleideraum.
    Die Safetür war völlig intakt, nur dass sie jetzt einen Spalt offen stand, als hätte der Besitzer sie gerade aufgeschlossen.
    »Fast schon zu einfach, was?«, meinte Hal. »Komm, holen wir uns die Schätzchen.«
    Es war auffällig, dass er, wenn wir beide alleine waren, die Sprache der feinen Gesellschaft und das ganze Getue fast völlig ablegte und zu dem wurde, was

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