Airborn 02 - Wolkenpiraten
Grab «, las Dorje von einer der üblichen Messingplaketten ab.
»Was für ein komischer Kerl erfindet denn so was?«, fragte ich.
»Nach allem, was ich gelesen habe, war er sehr morbid«, erklärte Kate. »Er hatte krankhafte Angst davor, lebendig begraben zu werden. Dafür gibt es auch einen wissenschaftlichen Begriff, aber den habe ich vergessen.«
»Ich glaub, ich verstehe, wie das funktioniert.« Ich zeigte auf einen langen, dünnen Bohrer. »Damit kannst du ein Loch machen. Mit den Kurbeln und Griffen hier kannst du schrauben, bis du durch die Erde an die Oberfläche kommst.«
»Und schau mal hier«, sagte Kate, »das ist ein ausziehbares Luftrohr, das kannst du durch das Loch stecken. Dann erstickst du nicht.«
»Und ein Periskop«, fügte ich hinzu und deutete darauf. »So kannst du all den Spaß mitbekommen, den du oben versäumst.«
»Hier ist sogar ein Signalhorn zum Hupen!« Nadira war sichtlich amüsiert.
»Hoffentlich ist es laut genug«, bemerkte Kate.
Ich langte in die Kiste und drückte den Balg.
Das grelle Tuten ließ alle zusammenzucken. In meinen Ohren pfiff es. Der Ton hallte durch die höhlenartigen Frachträume.
Dorje sah mich missbilligend an. »Wenn hier irgendetwas geweckt werden wollte, dann wäre das jetzt passiert.«
»Also«, sagte Hal, »ich bin sicher, der Grabsignalgeber wäre ein Bombenerfolg für den alten Grunel geworden. Natürlich funktioniert das nur, wenn deine Verwandten auch wirklich traurig sind, dich dahinscheiden zu sehen. Ich kann mir das Begräbnis gut vorstellen. ›Gott sei Dank sind wir den alten Esel endlich los.‹ Tuut, tuut! ›Was war denn das für ein Geräusch? Das scheint aus dem Grab zu kommen! Los, hauen wir ab!‹«
Ich grinste, konnte mein Lachen aber unterdrücken. Kate lachte schon genug, und ich konnte es nicht ertragen, wenn das Hal galt. Der war ganz begeistert von seinem kleinen Witz, und während wir die Erfinderwerkstatt weiter untersuchten, ließ er immer wieder ein kräftiges Tuut – tuut hören.
»Was ist Phrenologie?«, fragte Nadira, die auf die Plakette einer anderen, seltsam aussehenden Maschine blickte.
Da war eine von beiden Seiten offene Kabine mit einem Stuhl darin. Direkt darüber war ein Apparat angebracht, der jedem wie eine schreckliche übergroße mechanische Spinne vorkommen musste. Sie hatte sehr viele Beine mit jeder Menge Gelenken, an deren Enden spitze Messtaster saßen.
»Phrenologie«, sagte Kate und kam näher, »ist die Lehre von der Gestalt des menschlichen Kopfes. Manche Leute glauben, man könne aus all den Hubbeln und Kanten schrecklich viel ablesen.«
»Zum Beispiel?«
»Intelligenz, Erfolgsaussichten, Tapferkeit, Verschwiegenheit, Treue und so weiter.«
Ich fuhr mit dem Finger über die scharfen Spitzen der Greiftaster. »Ich hätte nicht so gern, dass mein Kopf mit diesen Dingern da untersucht wird.«
»Das überrascht mich nicht«, bemerkte Kate spitz.
»Ich hab genug von Grunels Spielzeug«, sagte Hal. »Wir gehen weiter. Ich glaub nicht, dass wir hier irgendwas Wertvolles finden.«
»Was ist damit?«, fragte ich und wies zu dem riesigen teleskopähnlichen Gerät in der Ecke.
Wir gingen näher heran. Die vielen mächtigen Fenster in der gewölbten äußeren Wand des Schiffsrumpfs waren zwar von Eis völlig überzogen, so dass wir nicht hinaussehen konnten. Doch jetzt zur Mittagszeit ließen sie genügend Licht durch und wir konnten die Lampen ausschalten und die Batterien schonen.
Rund zwanzig Fuß ragte Grunels Maschine über uns auf. Um den oberen Teil verlief ein Steg, der über eine Wendeltreppe aus Metall zu erreichen war. Der untere Teil erinnerte an einen riesigen Dampfkessel, besetzt mit einem Gewirr von kupfernen Rohren, Hähnen und Messgeräten. Von der Oberseite führte ein zylindrischer Schacht schräg nach oben zur Schiffswand und mündete dort in ein besonders konstruiertes Fenster. Die Maschine schien Ausschau zu halten, doch was sie sah, würde sie mit niemandem teilen, denn ich konnte kein Okular entdecken.
Im Gegensatz zu den anderen war an dieser Maschine kein Schildchen angebracht.
»So was hab ich noch nie gesehen«, sagte Kate.
»Ich auch nicht«, bemerkte Dorje.
»Ich weiß nicht, was das ist, und es ist mir auch egal«, sagte Hal.
»Weißt du, er war ein großer Erfinder«, belehrte Kate ihn. »Das könnte etwas sehr Bemerkenswertes sein.«
»Fünfzig Dollar vom Schrotthändler«, entgegnete Hal und wandte sich schon ab.
Ich hoffte, Kate würde Hals
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