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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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überhaupt keine Maschine angesagt. Gut, wenn da vielleicht irgendeine Figur vom Service oder von den Kollegen über das Förderband runtergegondelt wäre, die hätte es erwischt. Aber bei dem bißchen Sprengstoff hier drin, dazu noch unverdämmt, wäre es vielleicht nicht mal unbedingt tödlich …«
    Und wir? dachte Ott. Wir wären doch in jedem Fall dran …
    Es war der letzte Gedanke, den er dachte.
    Was geschah, wie hätte er es begreifen können? Die Detonation nahmen seine Gehörnerven nicht mehr auf. Er erkannte nur noch eine Art Silbernebel, Wolken von in tausend Fragmente zersplitterndem Glas. Und fühlte sich hochgehoben und durch die Luft geschleudert.
    Auch den Aufprall spürte Horst Ott nicht. Er war sofort tot. Zwei seiner Nackenwirbel waren gebrochen …
    Die Druckwelle der Explosion wirbelte die schwere Leiter wie ein Kinderspielzeug über das Personen-Förderband gegen die andere Wand des Flugsteigs. Feuerwerker Hallbach lag drei Meter weiter am Boden. Er versuchte sich aufzustützen und schüttelte dabei benommen den aus vielen Schnittwunden blutenden Kopf. An der Absperrung am Zugang zum Flugsteig hörte man entsetzte Rufe, Stöhnen und Geschrei. Die meisten der Männer, die dort standen, hatten sich bereits beim Heranfauchen der Druckwelle und spätestens bei dem sengenden Krach der Detonation zu Boden geworfen. Nur Brunner und Göttner, die sich instinktiv hinter dem Mauervorsprung am Knick geduckt hatten, begriffen, was geschehen war.
    Die Explosion hatte nicht im Gebäude stattgefunden, sondern draußen auf dem Vorfeld, zwischen Flugsteig B und Flugsteig C.
    Brunner aber hatte es gesehen, ehe ihm die Stichflamme die Augen schloß: Es war die ungarische Tupolev-Maschine.
    Sie war in die Luft geflogen …
    Die Tupolev 124-A war 32 Stunden vorher in Budapest Richtung Hamburg gestartet, um in Fuhlsbüttel eine größere Ladung an Medikamenten und medizinischen Hilfsgütern aufzunehmen. Norddeutsche katholische und evangelische Kirchen-Organisationen hatten dies alles in einer Gemeinschafts-Aktion für die durch den Bürgerkrieg betroffene Bevölkerung in Bosnien gesammelt und zur Verfügung gestellt.
    Es handelte sich um einen Charterflug. Weder in Zagreb noch in Ljubljana war ein geeignetes Flugzeug aufzutreiben gewesen, und so hatte sich der mit der Abwicklung der Operation befaßte kroatische Regierungsbeauftragte Jan Maric mit seinem Hilfeersuchen an die ungarische ›Hungarian Airlines Malev‹ gewandt und dort für einen Freundschafts-Preis die Flug-Zusage erhalten.
    Ehe die Maschine am Dienstag in aller Frühe startete, war der größte Teil der Sitze ausgebaut worden, um Platz für Tonnen von Medikamenten und medizinischen Geräten zu schaffen.
    Am Dienstag nachmittag belud dann eine Gruppe engagierter und begeisterter Mitglieder der Jugend-Organisation des Evangelischen Hilfswerks die Tupolev, während Herr Maric und die ungarische Besatzung von einem freundlichen Oberkirchenrat bewirtet und zu einer Stadtrundfahrt durch Hamburg eingeladen wurde.
    Später dann, gegen 21 Uhr, brachte ein Lkw noch eine weitere Fracht zu der Maschine. Wiederum waren es Kisten. Die einen trugen den Aufdruck des Deutschen Roten Kreuzes, andere wiesen als Absender-Angabe den Namen einer namhaften pharmazeutischen Firma auf. Der Transport-Lkw gehörte zum Fuhrpark einer Hamburger internationalen Spedition. Und wie zuvor schon führte der Zoll seine Stichproben durch. Resultat: Medikamente.
    Mag sein, daß es die Beamten angesichts von soviel ungebremster und begeisterter Hilfsbereitschaft nicht allzu genau nahmen. Die Folgen jedenfalls waren katastrophal. Wären die Zöllner streng nach Dienstvorschrift vorgegangen, hätten sie unter einer Schicht von pharmazeutischen Produkten einen anderen, höchst gefährlichen Fund gemacht: Panzerminen! Und die gleich zu Dutzenden. Panzerminen aus den Beständen der ehemaligen Nationalen Volksarmee der untergegangenen DDR.
    Jeder dieser tellerförmigen Explosivkörper aus hochwertigem Stahl war so konstruiert, daß er einen sechzig oder siebzig Tonnen schweren Abraham- oder Tiger-Panzer zerreißen und außer Gefecht setzen konnte. Die Tupolev mußte gut hundert der teuflisch-brisanten Sprengkörper an Bord genommen haben. Dies ergaben die Untersuchungs-Berichte, die nach dem Unglück veröffentlicht wurden.
    Die Maschine startete um 14.40 Uhr zu ihrem Flug nach Zagreb. Nach einer Stunde Flug allerdings würde sie in Frankfurt am Main eine Zwischenladung einschalten, um dort

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