Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
lieber mit dem Auto in den Urlaub, als daß ich mich auf 'nem Airport mit Koffern abschleppe und in so 'nen Konservenvogel pressen lasse … Was brauche ich Mallorca oder USA? Die Eifel ist mir lieber. Oder auch mal Schwarzwald. Schwarzwald ist eigentlich noch schöner …
    »Gib mal die Flachzange, Ott!« wurde er aus seinen Gedanken gerissen. »Die Nummer drei.«
    »Hier. – Wie sieht's denn aus, Herr Hallbach?«
    »Gut! Das ist 'ne Anfänger-Schaltung. Ziemlich primitiv … Aber die Uhr hat sich verkantet, und ich komm nicht so recht ran.«
    »Und die Ladung?«
    »Noch nicht mal 'n halbes Kilo. Das kriegen wir hin, ohne weiteres.«
    Ohne weiteres? Was wäre denn das ›weitere‹? – Der hat vielleicht die Ruhe weg, der Hallbach. Kalt wie 'n Hering. Das letzte Mal, bei diesem Mafia-Ding, eine Autoladung – da nimmt er einfach den Handschweißbrenner und schneidet sich bis auf drei Zentimeter an den Zünder ran … Und ich? Blut und Wasser hab ich geschwitzt, konnte ja nicht weglaufen – was für 'ne Zitterpartie! Beinahe in die Hosen hätte ich geschissen … »Gibt sich«, sagte Hallbach zu sowas, »mit den Jahren …« Die Jahre hat er immerhin geschafft … Wie sagte es der Pfarrer, damals, bei Bennos Taufe? »Beten hilft, Herr Ott. Beten Sie: Herr, ich lege mein Leben in deine Hände, denn dort weiß ich es gut beschützt … Sie müssen es aber nicht nur beten, Herr Ott! Sie müssen es glauben, Wort um Wort.«
    Einen Scheiß tu ich! Wenn's knallt, gibt's keinen Herrn. Was ist das überhaupt für ein Job? Jedesmal spürst du, wie's dir aus den Achseln läuft und der Schweiß dir an den Rippen kitzelt.
    »Ich komm da einfach nicht ran«, kam die Stimme von oben. »So? – Ne, so auch nicht …«
    Na, wie denn, Hallbach? Kommst nicht ran? Es eilt. Sind noch elf Minuten, bis die Post abgeht. Und wenn die Angabe nicht stimmt? – Muß ja. Er hat doch die Uhr vor sich. Er hätte es längst gesagt. Oder wäre selbst gerannt.
    »Ott?«
    »Ja, Herr Hallbach.«
    »Steig auf der anderen Seite hoch, das heißt – Moment! Bring mir das Ding gleich mit.«
    Das ›Ding‹. Sein ›Ding‹. Es war ein nach Hallbachs Angaben konstruierter Spezialschneider mit zwei langen, stahlharten Kunststoffblättern, die an jedem Punkt unter dem gleichen Druck standen. Dafür sorgte die Mechanik. Das ›Ding‹ konnte beides: rasiermesserscharf trennen und zugleich isolieren. Wenn er es aber brauchte – hatte er die Kontakte nicht losbekommen? Es wurde haarig … Na gut: Das ›Ding‹ hatte bisher immer funktioniert. Aber jedesmal, wenn Hallbach es benutzte, drückte er selbst beide Lider zu.
    Ott fühlte ein Prickeln im Nacken. Dann spürte er Wärme. An der Innenfläche seiner Hand. Feuchte Wärme.
    Er stieg hoch: »Hier!«
    Hallbach nickte. Nun konnte Ott die U-Eisen sehen. Und die Uhr – so ein billiger Kaufhaus-Wecker. Das Schwein hatte ihn mit grünem Isolierband festgeklebt. Da waren die Drähte, die zur Ladung führten: Ein fahlbraunes Rechteck, nicht viel größer als seine Hand.
    »Amonal?«
    Hallbach schüttelte den Kopf. »Pionier-Material. – Steig noch eine oder vielleicht zwei Stufen höher. Und dann kante die Uhr ein bißchen nach links. Das geht. Ich hab's probiert.«
    Otts Herz schlug nun nicht mehr schnell, sondern erstaunlich ruhig, fast quälend langsam. Er schwitzte auch nicht länger. Er beobachtete seine Hände, kein Zittern drin. Er tat, was Hallbach ihm gesagt hatte und spürte den Druck des Uhrengehäuses an seinen Fingerspitzen. Sie kribbelten.
    Hallbach setzte das ›Ding‹ an, drehte an der Einstellschraube, drehte ein wenig zu – noch eine Drehung …
    In den Thriller-Filmen, in denen sie immer so 'ne dicke, runde, chromglänzende Atombombe entschärfen, stehen in solchen Augenblicken meist vier Mann rum. Jeder hat ein Kabel in der Hand. Und der fünfte zählt: »Drei-zwei-eins.« Und dann: »Jetzt!«
    Hallbach drückte die Augen nicht zusammen.
    Er schnitt.
    Und sah dabei genau hin.
    Stille. Nichts. – Nur ein leeres Gefühl im Magen und tausend Mäuse im Darm. Und dann endlich das Grinsen: »Na ja, Herr Hallbach. War ja eigentlich gar nicht so schlimm …«
    Hallbach legte das ›Ding‹ auf eine Leiterstufe und sah ihn versonnen an.
    »Ist schon ein komischer Heini, dieser Attentäter!«
    »Wie? – Wie bitte?« Horst Ott versuchte seine Stimme in Gewalt zu bekommen, damit sie genauso cool und ruhig klang wie die des Chefs.
    »Überleg dir doch, Ott! Bis siebzehn Uhr war für den Flugsteig

Weitere Kostenlose Bücher