Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
Stimme, während er die Gruppe den Kamm hinauf führte.
„ Werden wir noch schlafen, ehe wir weiter zum Halse voran schreiten?“, fragte Liam, der hinter Janep stieg, doch dieser schüttelte nur den Kopf. „Doch wann wollt ihr dann Schlaf finden? Auf dem Hals des Berges werden wir erfrieren, wenn wir versuchen zu schlafen.“
„ Fürwahr. Deswegen werden wir auch die Nacht hindurch wandern.“ Liam war überrascht über Janeps Aussage und blickte zurück und zu den anderen hinter sich.
„ Ich bin mir nicht sicher, ob das alle schaffen werden. Tatsächlich weiß ich nicht, ob ich es schaffen würde, denn meine Glieder schmerzen noch von der Schlacht.“
„ Uns bleibt keine andere Wahl, Liam. Zumindest wenn wir die Stadt früher erreichen wollen als der Feind.“
„ Vermutlich habt ihr Recht. Doch wird es nicht leicht werden in diesen Höhen und ohne Schlaf. Die Kälte raubt uns zusätzlich Kraft.“
„ Ihr habt Recht. Möge das Glück auf unserer Seite stehen. Nur die Berggötter wissen über unser Schicksal Bescheid.“
Die erste Rast war für jeden ein Segen. Sie saßen nun unter einer riesigen Felswand und hatten gerade einmal den ersten Kamm des riesigen Gebirges hinter sich gebracht und damit ein Sechstel des Berges. Sie aßen, tranken und sprachen, währenddessen der Regenschauer verschwunden war und nur noch ein schwaches Nieseln nach sich brachte. Der Wind wehte von der Westseite, weshalb sie mit der Felswand hinter ihren Rücken kaum den kalten Hauch des Berges spüren mussten. Liam dachte darüber nach, wann sie die nächste Pause einschlagen würden. Je höher sie wären, desto gefährlicher war eine Rast, denn die Kälte würde sie in den Schlaf ziehen wollen, in den endlosen Schlaf, doch ganz ohne eine Rast würde es schwer werden, über die Spitze und auf die andere Seite des Gebirges zu gelangen.
Nach einer Viertelstunde setzten sie die Reise fort, doch die Energie war rasch wieder aus den Reisenden entschwunden, da sie nun zweitweise vermehrt auf allen Vieren die steilen Gebirgspfade erklimmen mussten. Der Boden unter ihren Füßen wurde immer eisiger, über sich sah die Gruppe Vorsprünge und Klippen und zu ihrer Rechten den ersten Hals eines Berges, der bis in die Wolken verschwand. Darunter sahen sie eine tiefe Kluft, fast schon schwarz war der Abgrund dort, so tief wie sie war. Nachdem sie den ersten steilen Zug überquert und die Schlucht nun hinter sich gelassen hatten, verlief ein Pfad über den unteren Hals des Berges, der sich zu ihren Rechten auftat, auf dem sie dann ihren Weg fortsetzten. Der Pfad war gefährlich und führte lang nur aufwärts, bis er irgendwann zwischen zwei Felsvorsprüngen eben weiter verlief. Nach den Vorsprüngen, die wie ein offenes Tor die Reisenden willkommen hießen, sahen sie einen langen, breiten Kamm, der nun kniehohen Schnee auf seinem Rücken trug, während er in den Himmel führte. Bitterkalt war der Wind nun, der zwischen Felswänden vorbeisauste und den Reisenden ins Gesicht blies.
Ein letztes Mal konnte Liam hinter sich, in der Ferne die Arornwälder dunkel unter dem trostlosen Horizont erblicken, dann sah er sie nicht mehr wieder, nachdem sie weitergeschritten waren. Als sie den Kamm bestiegen, füllten ein paar der Wanderer so gut es ging Schnee in ihre Trinkschläuche ein, da einige kein Wasser mehr hatten. Auch Liam tat dies, doch war es ein mühsames Unterfangen, denn nur sehr kleine Portionen ließen sich durch den Hals des Schlauches bringen. Die ungeplante Pause dauerte nicht einmal eine Minute, als Janep dazu drängte, weiter zu marschieren mit der Begründung, dass es oben auf dem Hals des Berges noch mehr Schnee - und sogar noch reineren - geben würde.
Der Marsch auf den Kamm zog sich in seinen letzten Minuten dahin und zu all ihrer Anstrengung kam nun auch noch ein Sturm aus dem Norden auf, der zwischen den Gebirgsketten blies. Sie hatten bereits die Hälfte des Gebirges erklommen und machten sich nun auf den Weg, zwischen Klüften und steilen Pfaden den höchsten Berg der südlichen Tarkaten zu ersteigen. Als die letzten Fuß des steilen Kammes geschafft waren und sie nun den größten Berg, Goros Knie, vor sich erblickten, zitterten ihre Beine vor Erschöpfung und ihre Knochen waren müde. Sie drängten nach einer Pause, doch Janep war mit dem nicht einverstanden. Der Nachmittag war auf seinem Höhepunkt angelangt und würde bald zur Dämmerung vergehen, Müdigkeit machte sich nun unter den Reisenden breit. Nach viel Klagen
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