Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
sich nun zu den anderen Kämpfern hinzu getan, die mittlerweile zu Hunderten vor den Toren standen und auf Befehle warteten. Die Krieger der Allianz, die etwas weiter vorne zu sehen waren, standen in Reih und Glied, allesamt starrten sie geradeaus und keine Furcht stand in ihren Gesichtern geschrieben. Kalt und ohne Ausdruck blickten sie nach vorne und warteten darauf, dass der Feind durch die Tore kommen würde. Auf dem Wall sammelten sich nun die ersten Truppen der Nahkämpfer, während die meisten Schützen bereits oben warteten, ihre Bögen spannten und dabei den schmalen und dunklen Streifen am Horizont beobachteten, der zunehmend als Feind erkennbar wurde.
Hinter den Kriegern standen nun auch viele Bauern aus den umliegenden Dörfern oder gar aus Eleran, die sich hier versammelt hatten, um gemeinsam dem Feind zu trotzen. Einer der Milizen unter ihnen war Keral, der eine Streitaxt zu seiner Rechten schulterte und grimmig drein blickte, ehe Liam zu ihm geschritten war und aufmunternd auf seine Schulter klopfte.
„ Ich fürchte, es ist soweit, mein Freund“, sprach Liam mit einer ruhigen Stimme, während Freude in dem Zwerg aufkam, als er seinen alten Freund wieder sah. Sie zeigte sich durch ein schwaches Lächeln, doch innerhalb einer Sekunde war das Lächeln wieder verschwunden, als die dunklen Gedanken über die Schlacht wieder kamen.
„ Ich wünschte, ich könnte sagen: Fürchtet nicht“, fuhr Liam fort, dann schwieg er und blickte zu Boden.
„ Kann der Feind wirklich so eine große Zahl sein Eigen nennen?“, fragte Keral schließlich besorgt und blickte dabei neugierig Liam an, der versuchte, sich so wenig Besorgnis wie möglich anmerken zu lassen, bis er sich dazu durchrang, die Wahrheit zu sprechen:
„ Sie haben mehr Krieger auf ihren Seiten, als wir es haben.“
„ Man erzählt sich in den Schenken der Stadt, sie hätten hässlich entstellte Gesichter und würden dämonische Laute von sich geben. Sind sie wirklich so groß wie zwei Zwerge aufeinander, wie viele behaupten und munkeln?“, fragte Keral noch besorgter, doch versuchte er ebenso, sich nichts anmerken zu lassen und keine Furcht zu zeigen.
„ Zwei Köpfe ragen sie über den meinem. Doch kämpfen sie träge. Manches Mal kommt es mir so vor, als wären sie kleine Trolle. Stumpf, nicht geschwind, doch stark und zermürbend.“
Keral blickte kurz zu Boden, ehe er auf den Boden spuckte und mit neu gewonnenem Mut antwortete:
„ Dann lasst sie uns zu Trollmus verarbeiten!“ Liam musste grinsen, als er sah, dass in den Augen des Zwerges wieder Feuer loderte und die Angst immer mehr in Freude und Zorn überging, denn diese Eigenart besaßen alle Zwerge, wenn der Kampf bevorstand.
Es war dunkel und die wenigen Fackeln, die einige Krieger hielten, ließen die Straßen nur teils in ihrem rotorangenen Licht aufflackern. Zusätzlich zu der Dunkelheit - nur der Mond schien und ein paar wenige Sterne - kam noch Regenschauer hinzu, zuerst schwach, bis er sich nach wenigen Minuten zu einem richtigen Regenguss entwickelte.
Für die Schützen auf dem Wall blieb der Streifen am Horizont schon seit vielen Minuten gleichbleibend, für manche verschwand er gar, da die Dunkelheit allmählich die Sicht raubte. Die Schützen der Skorpione blickten unnachgiebig zum Himmel hinauf, doch den Drachen früh genug zu erkennen würde sich bei der Dunkelheit und diesem Wetter als schwieriges Unterfangen erweisen, auch wenn aus den Zinnen der Türme und über dem Wall hohe Fackeln loderten. Die Fackeln waren größer als die Männer und sie waren mit goldenen Helmkronen bestückt, die dem Feuer eine Überdachung boten. Bei einem der Skorpione stand Oran selbst als vierter Mann, um mögliche Komplikationen bei der Durchführung mit eigener Hand zu lösen. Wie die Anderen auch suchte er akribisch nach dem Drachen am wolkenverhangenen und finster gewordenen Himmel, der die verregnete Nacht nun willkommen hieß. Nicht ein einziges Mal blickte Oran nach vorn, zum Horizont hin, sondern blieb er stets mit dem Blicken im Nachthimmel über sich. Die Schützen entspannten auf Befehl ihre Bögen, da ihre Kraft schon nachließ und die feindliche Armee sich ohnehin schon seit mehreren Minuten lang nicht mehr fortbewegte; die Entfernung war zu groß, um einen Hagel in den Himmel zu schicken.
Als Oran zu den Schützen blickte, vernahm er plötzlich ein dumpfes, schlagendes Geräusch über sich und in der Ferne. Das Schlagen kam von Sekunde zu Sekunde näher und es wurde
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