Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
die kleine Siedlung hinein, die nach einem größeren Hügel begann und dann abwärts verlief. Es sah fast so aus, als würde das Dorf von den umliegenden Hügeln umzingelt sein und als die Gruppe in das Tal hinab blickte, vermochte sie gleich auf den ersten Blick zu erkennen, dass in dem Dorf gewaltsame Einbrüche stattgefunden hatten. Bei fast jedem Haus waren die Türen eingebrochen worden und bei ein paar weiteren standen sie einfach offen.
Die Reiter trabten den Hügel hinab und erblickten bald große Erdhaufen, die weiter hinten in der Dorfmitte angehäuft wurden. Es waren drei größere Erdhügel, unter denen, wie man an heraushängenden Armen und Beinen erkennen konnte, Leichen vergraben waren. Die Bewohner Elerans hatten versucht, die Dorfbewohner zu bestatten, doch es waren so viele Leichen, dass man nicht für jeden Toten ein eigenes Grab schaufeln konnte. Teilweise waren so viele in einem Erdhaufen, dass die Körper noch weit über der Oberfläche sichtbar waren. Köpfe ragten ebenso aus dem Erdhaufen hinaus, die Augen offen und wie Geister auf die Ritter starrend, und bei dem größten der Erdhaufen wurden die Menschen sogar nur danebengelegt; die ganze Siedlung stank nach Verwesung. Oran stieg angewidert und mit Entsetzen im Gesicht von seinem Pferd ab, dann erkundete er vorsichtig die einzelnen Häuser der Geisterstadt, die offen standen.
Manche Zimmer der Häuser waren komplett blutverschmiert oder Tropfen zierten die Wände. Die Einrichtung war in den meisten Fällen zerstört, ein Schauer überzog die Gäste der leerstehenden Häuser, wenn sie in die Räumlichkeiten blickten. Nachdem Oran ein paar Häuser der Siedlung begutachtet hatte, schritt hinter ihm einer der Ritter hinzu, der ebenfalls vom Pferd gestiegen war. Die anderen Mannen saßen ebenso ab und begutachteten die Häuser, ihre Herzen rasten und ein unwohles Gefühl überkam sie, fast so, als ob sie die toten Dorfbewohner noch immer schreien hören würden.
„ Welch Unholde vermögen so etwas anzurichten?“, fragte der Ritter, der hinter Oran stand, mit einem entsetzten Gesichtsausdruck.
„ Ich weiß es nicht, Lorden“, antwortete Oran und schüttelte dabei den Kopf.
Dann standen beide vor einem Haus, welches mit Abstand die blutigste Einrichtung besaß. Sie schwiegen für einen langen Moment und verharrten nur, um das grauenhafte Kunstwerk aus Blut zu betrachten. Oran schritt zaghaft in die Räumlichkeiten, eine große Blutschleifspur zierte den Boden und verlief bis in den zweiten Raum. Er schritt an der Spur vorbei, hinter ihm der Ritter folgend. Als beide den zweiten Raum betraten, endete die Spur bei einer getrockneten Blutlache, Blutspritzer umkreisten und zierten die Lache. Nachdem sie das Zimmer im Gesamten betrachteten und ihnen nichts mehr aufgefallen war, schrak Lorden auf.
„ Was seht ihr?“, fragte Oran und Lorden zeigte augenblicklich auf den Boden unter dem Bett, welches mitten im Raum stand. Unter dem Bettgestell lag ein abgetrennter Menschenkopf. Der Kopf war kaum zu sehen unter dem Schatten des Bettes und die Blutlache gar nicht, was den beiden Männern nur recht war. Sie waren beide in die Hocke gegangen und ekelten sich selbst aus der Ferne bei dem Anblick.
„ Ich weiß nicht, wer diese Gräueltaten verbrochen hat, doch vermag ich zu sagen, dass selbst Barbaren ihre Grenzen haben. Sogar diese zeigen ein wenig Ehrfurcht gegenüber den Toten.“
„ Ich fürchte, es waren keine Barbaren, die hier einkehrten, denn diese rauben allenfalls Gold und Brot, um ihre Taten rechtfertigen zu können.“
„ Fürwahr. Überdies ermorden sie auch nicht jeden einzelnen Bauern einer Siedlung. Allenfalls ein paar Menschen, um Schrecken über die Länder zu bringen oder wenn Tollkühne sich zu wehren wagten.“ Oran hielt kurz inne. „Man schlachtet auch nicht sein gesamtes Vieh, schließlich benötigt man noch ein paar Rinder, um neue Kälber zu züchten. Wenn die Leute leben und wieder Gold verdienen, werden sie erneut Hab und Gut erlangen und man vermag sie ein weiteres Mal auszurauben.“
Lorden schwieg nach den Worten Orans. Anschließend verließen sie beide das Haus und kehrten sodann gemeinsam zu ihren Rössern zurück.
„ Hört mich an, tapfere Krieger! Wir werden noch weiter in gen Osten reiten, zu den fernen grauen Wäldern. Der gesamte Osten soll auf jeden Hinweis abgesucht werden. Diese Schänder müssen gefunden und zur Rechtschaffenheit gezogen werde, auf Königs Krone!“, rief Oran, als er auf sein
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