Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
war ein trostloser Tag und die Aufgabe, nach Zel zu reiten, um dem Herrscher Parean über die Vorkommnisse zu berichten und um Patrouillen über sein Land zu entsenden, schien jetzt noch gefürchteter, denn der Herrscher war eigen und seine Stimmung sank rasch und plötzlich, vor allem dann, wenn sich andere Truppen in sein kleines Land wagten, um es zu wahren und zu schützen. Zwar war Zel ein Mitglied des Bundes, jedoch hielt sich der Herrscher stets aus dessen Angelegenheiten raus und hatte kaum Beziehungen zu den anderen Königen, außer ein sehr angespanntes Verhältnis zu König Argor.
Blasse Strahlen fielen jetzt auf die eilenden Reiter herab und die Gräser der Wiesen schimmerten im Schein der Sonne mit einem fahlen Grün auf. Es gelang ihr, den Trübsinn aus den Gedanken der Männer ein wenig zu vertreiben. Der Reif lag nur noch wie ein blasser, kürzlich vergangener Schleier auf den Halmen der Gräser, doch sie beugten sich den nun besänftigten Strömen des kühlen Windes nur zaudernd. Die hohen, vor den Reitern aufkommenden Bäume wuchsen plötzlich zu Hunderten, bis die Schar die Grenzen der steinigen Ebenen Zels erreicht hatte und in die ersten dichten Haine hinein zog, die tief in das Land hinein wuchsen. Der Weg war komplett von den Baumwipfeln der riesigen und anmutigen Buchen bedacht, die vereinzelt blasse Sonnenstrahlen aus ihren grünen Blätterdächern hindurch blinzeln ließen, die sodann den immer schmaler werdenden Pfad erhellten, auf dem der Spähtrupp durch das Grün ritt. Die Pferdehufe erklangen mit dem Gesang der Vögel, die den Wald behausten, zu einer melodischen Musik, die bis in den Abend hinein verlief. Die Reiter waren den gesamten Wald ohne Rast hindurchgeritten, bis sie schließlich hinter dem Waldesrand und unter der goldenen, untergehenden Sonne erneut leere und weite Wiesen erblickten. Es waren grüne, aber dennoch trüb aussehende, leicht ansteigende Hügelwiesen zu sehen, die unter dem blassblauen Himmel und seinen kalten Wolken ein noch traurigeres Bild offenbarten als das Land zuvor. Die Landschaft wirkte jetzt noch kälter und einsamer, doch vermochte man am Horizont einen goldenen Riemen zu erkennen, der sich an die Berge im Norden anschmiegte und von der Sonne gezogen wurde. Unter diesem schönen, goldgelben Strich und zu den Füßen des fahlen Gebirges lag die erste Siedlung des Landes, die den Namen Eldon trug.
Das Dorf war vielleicht viermal so groß wie Isoknil, doch es waren um einiges mehr Häuser, die in der Siedlung einen Platz gefunden hatten. Es war ein belebter Ort, jedoch waren die beschäftigten Bewohner mehr als überrascht, als Dutzende Reiter in die Siedlung trabten. Sie ritten in das Zentrum des Dorfes, dort wo einige Wachen vor einem großen Haus standen und die Fremden bereits aus der Ferne begutachteten. Sie trugen einfache Rüstungen wie Kettenhemden oder verstärkte Stiefel und ihre Helme waren vom Rost so braun wie die Blätter der Bäume im Spätherbst. Nachdem die Reiter näher gekommen waren, schritten die Wachen augenblicklich zu den Fremdem hin und legten dabei ihre Hände an die Knäufe ihrer Schwerter, bis Tarion von seinem Pferd hinab stieg.
„ Seid gegrüßt, Volk von Zel“, sprach er mit freundlicher, jedoch lauter Stimme.
„ Wer seid ihr?“, fragte einer der Wachen, die nun näher zu den Reitern geschritten war.
„ Seht ihr denn nicht die Wappen auf unseren Lederwämsern? Wir sind ein Spähtrupp der Allianz, gesandt von König Argor höchstpersönlich.“
„ Ein Spähtrupp mit Schwertern? Was gedenkt ihr hier zu tun, wenn ich mit Verlaub fragen darf?“
„ Wir sind den weiten Weg hergereist, um zu sehen, ob eine Bedrohung eure Länder ereilt hat, denn unserem König wurden erst kürzlich düstere Nachrichten zuteil, die mir noch nicht bekannt sind. Ich muss mit Graf Hyarn über diese Angelegenheit sprechen und sodann mit eurem König.“ Es folgte ein Schweigen.
„ Unser Graf ist ebenfalls in Ukarn, zusammen mit seiner Majestät“, verkündete die Wache.
Tarion blickte kurz überrascht, als er sodann fortfuhr: „Nun denn. Wir müssen ohnedies nach Ukarn. Doch frage ich mich, ob wir für diese Nacht in eurem Dorf rasten können, denn unsere Pferde sind müde und wir gewiss gleichermaßen.“
„ Wir haben zwar in unserem Dorf ein Gasthaus, doch fürchte ich, es wird nicht genug Betten für alle Mannen geben.“
„ Ein Dach alleine würde ausreichen. Damit hättet ihr uns schon genug ausgeholfen.“
„ Nun denn.
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