Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
dort zu landen. Liam landete deshalb an einem von der Stadt etwas abgelegenen Ort, auf einer kleinen, schmalen Lichtung. Als er von Irix hinab stieg, flog der Drache gleich auf und davon, um einen ungestörteren Platz zu suchen und nur ein paar Münder auf dem Wall der Festung schrien auf und zeigten in den roten Himmel, doch ehe sie erklären oder beschreiben konnten, was sie sahen, war der Drache bereits auf und davon und in dem Feuer der Abenddämmerung verschwunden.
Die Stadt war auf einen hohen Hügel gebaut worden, der von den dichten Wäldern umringt war, und damit ein paar Dutzend Fuß über dem Boden gelegen, wie auf einem Sockel. Hohe Mauern umringten sie in einer achteckigen Form und gaben ihr, mit der erhöhten Lage und den vielen Türmen, den Anschein einer unüberwindbaren Festung. Liam schritt zum Tor der Stadt, welches ebenso blutrot schimmerte wie das Gemäuer, das Dutzende Fuß über Liams Kopf hoch ragte. Er ließ den Blick vom Mauerwerk ab und sah zum Tor hin, als er dann sogleich von den Wachen angesprochen wurde, die in die Ferne blickten und vor dem Torbogen wachten.
„ Haltet ein und nennt mir euren Namen und euer Vorhaben, Fremder“, fragte eine der beiden Wachen, die Hand augenblicklich zum Heft des Schwertes führend.
„ Mein Name ist Legkrig Liam und ich komme im Auftrag des Königs Argor, Herrscher über Kandor“, antwortete Liam rasch.
„ Und wie lautet euer Auftrag?“
„ Ich hatte soeben die Verfolgung dreier schwarzgekleideter Räuber aufgenommen und sie ritten an eurer Stadt vorbei. Doch ist es eine unangenehme Erschwernis, die Verfolgung ohne ein treues Pferd an meiner Seiter aufzunehmen, weshalb ich in Renktur nach einem Stallmeister mit kräftigen Rössern suche.“
„ Wir haben keine schwarzgekleideten Reiter in letzter Zeit gesichtet und wo ist euer Ross, mit dem ihr von weit her gereist seid. Ihr seid doch nicht etwa auf euren Füßen von einem Land her gekommen, das ferner ist, als die goldenen Wiesen es sind? Und warum sollte euer König wollen, dass ihr Räuber bis nach Thandral folgt? Haben sie etwa die Krone gestohlen? Eure Worte ergeben Rätsel und schenken mir Misstrauen. Sprecht rasch und erklärt euch!“
„ Nun, ich bin von weit her auf den Flügeln eines Drachens getragen worden.“ Nachdem Liam den Satz beendet hatte, sahen sich die beiden Wachen gegenseitig an und fingen augenblicklich zu lachen an. Es verging eine lange Zeit und viele Tränen flossen vor Gelächter, bis der andere Wachmann schließlich tränenüberlaufen und außer Atem rief: „Ihr seid wahrlich ein Narr!“
„ Ihr habt mich enttarnt. Humor ist doch eine meiner Tugenden oder etwa nicht, meine Brüder?“, sprach Liam mit einer hellen Stimmlage. Die beiden Wachen lachten noch immer, als hätten sie noch nie etwas derart Witziges gehört.
„ Mein Pferd hat sich verletzt und konnte sich nicht mehr bewegen. Der Auftrag, den ich zu erfüllen habe, ist von oberster Dringlichkeit. Doch darf ich darüber nicht sprechen“, fuhr Liam fort und als die beiden Wachen aufhörten zu lachen, antwortete schließlich der andere: „Ich weiß nicht, ob die Bewohner Renkturs einem Fremden ein Pferd leihen werden.“
„ Dann werde ich eben eines erstehen“, antwortete Liam rasch. Es folgte ein kurzes Schweigen.
„ Euch sei ein Einlass gewährt. Verzeiht uns, falls wir euch aufgehalten haben, doch wir müssen uns stets sicher sein, dass die Fremden, die wir in unsere Stadt lassen, nichts im Schilde führen“, fuhr die selbe Wache fort.
„ Kein Grund, um Verzeihung zu bitten“, sagte Liam höflich, während er sich dabei leicht verneigte und anschließend in die Stadt schritt.
Nach dem Torbogen standen am Eingang der Stadt zwei Türme, die links und rechts über dem Mauerwerk in die Höhe ragten. Auf den grauen und alten Zinnen der Türme standen jeweils vier Bogenschützen, die in weiter Ferne Ausschau hielten. Die Stadt war durchaus belebt und es schritten erstaunlich viele Menschen auf den Straßen umher, um verschiedenster Arbeit nachzugehen.
Liam ging die Straßen entlang bis zur Stadtmitte. Er fand rasch einen Pferdestall und den dazugehörigen Stallmeister. Der Mann hatte langes zugebundenes graues Haar und trug ein weißes Hemd und darüber ein dunkelbraunes Lederwams. Er hatte einen Strohhalm im Mund und saß außerhalb des Stalls auf einem kleinen Schemel. Er beobachtete, wie die Leute auf den Straßen an ihm vorbeiliefen, als Liam geradewegs auf ihn zuschritt.
„ Seid
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