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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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noch viel mehr erfahren. Ich suche Antworten, Hengarth, aber wie soll ich sie finden, wenn ich nicht einmal die Fragen kenne? Ich bin sicher, die Messianer können mir einen Weg aufzeigen, der zu mir selbst führt, der es mir möglich macht, mich selbst zu erkennen.«
    »Du bist neunzehn Jahre alt«, erwiderte Hengarth spöttisch. »Was erwartest du eigentlich? Daß sich dir der ganze Kosmos auf einmal erklärt?«
    »Nein, verdammt. Nur Verständnis. Und nicht dauernd verfluchte Hinweise auf die Geweihte Zahl Pi und den Gesegneten Kreis, der angeblich mehr ist als nur ein Kreis und eine allumfassende Reduktion ermöglicht. Das ist doch lächerlich! Ich will denken und fühlen, ja, fühlen – und zwar ohne deswegen ein Schuldbewußtsein zu entwickeln. Ich habe keine Lust, mein Leben lang an Computern zu sitzen und immer kompliziertere Formeln zu entwickeln, die letztendlich an pseudophilosophischer Einfalt nicht mehr zu überbieten sind.«
    Hengarth starrte sie groß an. Er begriff offensichtlich kein Wort. »Dein Vater hat mich geschickt«, sagte er nach einer Weile. »Er gibt dir eine letzte Chance, Djamenah. Die Metamathematiker tragen dir nichts nach, wenn du unverzüglich zurückkehrst und dich der Formeleinsicht beugst. Du bist jetzt seit zwei Jahren im Kosmotop unterwegs. Reicht das nicht aus, um deinen Erlebnishunger zu stillen? Wenn du so weitermachst, erschöpft sich dein Unitkonto, und dann bist du auf die Hilfe angeblicher Fürsorgeorganisationen angewiesen. Sie werden dich ausnutzen, Djamenah, und es ist fraglich, ob du dich in einem solchen Fall jemals wieder von einer derartigen Abhängigkeit befreien kannst. Komm mit mir zurück. Wir heiraten, und bestimmt wird mit der Zeit alles gut. Sei doch endlich vernünftig, Djamenah.«
    »Deine Art von Vernunft kann ich nicht ausstehen«, erwiderte die junge Frau scharf. Nein, es hatte keinen Sinn: Hengarth verstand sie nicht. Er würde sie auch nicht verstehen, wenn sie eine fünfzigjährige Ehe hinter sich hatten. Mit diesem Mann verheiratet zu sein – ihr graute regelrecht vor einer derartigen Vorstellung. »Mein Entschluß steht fest: Ich trete in die Dienste der Messianer.«
    Hengarth trat auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Djamenah, ich bitte dich. Wenn du jetzt nicht mit mir zurückkommst, werden dich dein Vater und die anderen Metamathematiker offiziell verstoßen. Dann hast du kein Zuhause mehr, und ...«
    »Ich habe noch nie ein wirkliches Zuhause gehabt«, erwiderte sie leise, und in ihren Augen glänzten kleine Tränen der Verzweiflung. Warum verstand sie niemand? Warum machte niemand auch nur den Versuch, sie zu verstehen? Sie schüttelte die Hand Hengarths ab und lief durch die stillen Räume der Ruine, in denen nun nicht einmal mehr die Stimme des Windes flüsterte. Hohl und dumpf hallte das Geräusch ihrer hastigen Schritte von den mit Fresken und Mosaiken verzierten Wänden wider, und hinter ihr rief Hengarth: »Djamenah! Komm zurück, Djamenah!«
    Aber sie hörte nicht auf ihn, sondern lief weiter, immer weiter eilte über den Pfad und passierte andere Denkmäler. Einige humanoide und nonhumanoide Kinder sahen auf, richteten ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder auf die Unterweiser. Nach rund zehn Normminuten erreichte Djamenah Shara den Schwerkraftschacht, ließ sich von dem Flirren emportragen und begab sich ins Transitmodul. Dort ging sie in den Transfer.
    Einige Tage später betrat sie als Bittstellerin das Denkende Heim eines Messianers.
    Träume ...

2. Kapitel
     
    Der Präzeptor
     
     
    In dem positiv gepolten Schwerkraftschacht sanken Djamenah und der Mempar in die Tiefe. Über ihnen blieben nicht nur die Klimakontrollmoduln zurück, sondern auch das gleißende Band eines sich durch die ganze Nabe des Habitats Garten des Grünen Eden ziehenden Ergankers. In speziellen Stabilisierungsfeldern waren Hunderttausende von Tonnen Erdreich und Humusboden untergebracht, und durchzogen wurden diese braunschwarzen Massen von den Wurzeln riesiger Bäume. Der Zylinder dieses Habitats drehte sich weitaus langsamer als die anderer, was dazu führte, daß die Schwerkraft am Boden – den Innenwänden – sehr gering war. Unter diesen Bedingungen (und dem von den KKM regulierten feuchtwarmen Klima) hatten die Stämme der Bäume eine Länge von mehreren Normkilometern erreicht, und ihr Blattwerk streckte sich durch das ganze Habitat. Je »tiefer« Djamenah und ihr Begleiter kamen, desto dichter wurde das Grün um sie herum; hier

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