Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha
du zu tun hast. Eure Gilde ist eine Bande von Gaunern. Das ist allgemein bekannt.«
»Wir sind Pragmatiker«, entgegnete der Reparateur gereizt. »Sonst nichts. Ich denke pragmatisch.« Er hob den Kopf, unterbrach seine Tätigkeit, löste mit einem Plopp! den Saugring des Mikroskopmonokels vom Auge. »Vor allem denke ich weiter. Es ist mir wichtig, daß wir 'ne korrekte Abmachung treffen. Ich gebe dir Informationen, daß er dir 'ne Falle stellen will und in dem Habitat Freunde hat, weißt du schon, und ich sage dir die Koordinaten, wenn du mir deine Einwilligung erteilst, daß ich sie auch den Gourmets geben darf. Ich wünsche nämlich nicht, daß ich irgendwann einmal des Verrats beschuldigt werde, wenn die Messianer zurückkommen.«
Die ganze Feigheit und Niederträchtigkeit dieses Kerls widerte Djamenah an. Doch es gab keinen Grund, der es gerechtfertigt hätte, von einem Reparateur etwas anderes zu erwarten; bis hin zum letzten Eleven scheute die Gilde keinen Aufwand, um ihrer Reputation Genüge zu tun.
»Wenn's um sonst nichts geht«, sagte Djamenah geschäftsmäßig, »sollst du meine Einwilligung haben. Ich gönne dir die Belohnung.« Seine Habgier wird ihn zugrunde richten, dachte sie, weil sie zu den Arten von Gier zählt, die nie gestillt werden können.
»Gib's mir schriftlich«, verlangte der Reparateur. Er zückte einen Faltblock und warf ihn ihr zu. Djamenah fing ihn auf, nahm den daran verankerten Stift zur Hand, stütze den Block aufs Knie.
»Ich werde dir was viel Besseres aufschreiben«, sagte sie nach kurzem Überlegen. Dem Inhaber dieser Erklärung wird bestätigt, daß er mir im Namen der Sache aller Ciristen und Messianer großen Beistand erwiesen hat. Ihm kann nicht genug Dank gezeigt werden. Darunter setzte sie das Datum – gemäß der Standardzeitrechnung – und kritzelte daneben: Djamenah Shara. Sie trennte das oberste Blatt Folie an der Perforation ab und las dem Reparateur den Text vor. »Zufrieden?« fragte sie dann.
Der Reparateur nickte eifrig. »Prächtig!« Er frohlockte. »Prachtvoll. Wirf den Wisch rüber!« Er streckte einen überlangen Arm aus.
»Erst die Koordinaten.« Djamenah konnte sich nicht einmal ein Lächeln abquälen. Der Reparateur leierte die komplizierte Buchstaben-, Symbol- und Ziffernkombination herunter, und Djamenah schrieb sie auf. Sie steckte die Folie ein und ließ den Faltblock und die Bestätigung zum Reparateur hinübersegeln. »Was werden nach deiner Meinung die Gourmets unternehmen, wenn sie wissen, wohin ich transferiert bin?«
»Keine Ahnung. Gar nichts, vermute ich.« Selbstgefälligkeit in der Miene, schob der Reparateur Block und Blatt in seine Montur. »Sie haben ja nicht mal hier Wachen postiert. Ab und zu kommt jemand, um nachzuprüfen, ob das Transittor benutzt worden ist, damit später an die Zentrale Registratur 'ne Anfrage nach der Identität der Benutzer gerichtet werden kann.«
Er grinste geringschätzig. »Man neigt zu der Ansicht, daß du dich irgendwo versteckt hast, daß dein Aufenthalt im ›Paradies‹ mit irgendeinem bestimmten Zweck verbunden ist. Aber alles, was mit dir zusammenhängt, hat niedrige Priorität. Die Leute interessieren sich bloß für Delikatessen. Ich bin sicher, wenn sie erst mal ihr Heiligtum restauriert haben, wird der Zwischenfall bald vergessen sein.«
Djamenah hoffte, daß diese Annahme sich als zutreffend herausstellte. »Kann ich jetzt durchs Transittor, oder nicht?«
»Es ist 'n kalkuliertes Risiko«, antwortete der Reparateur. »Am besten wartest du noch 'n paar Minuten. Ich will sowieso als nächstes 'n Testprogramm durchlaufen lassen.«
Djamenah fügte sich ins Warten. Unangenehm war ihr die Abhängigkeit vom Wohlwollen des Reparateurs bewußt; es konnte nicht völlig ausgeschlossen werden, daß er ihr falsche Koordinaten genannt hatte. Seinen empathischen Emanationen war keine Auffälligkeit anzumerken, die Heimtücke offenbart hätte; allerdings mußte eine solche Beobachtung nicht unbedingt zuverlässig sein. Es gab dermaßen gefühlskalte Individuen, daß ihre Aura selbst beim Begehen der abscheulichsten Aggressionen keine emotionalen Unregelmäßigkeiten emanierten. Doch bald verzichtete Djamenah darauf, weiter darüber nachzudenken. Man konnte keinen Mörder suchen, ohne Wagnisse einzugehen. Und die Suche nach dem Mörder eines Messianers durfte durch keine noch so große Gefahr beeinträchtigt werden.
Die Meditationen des gestrigen Tages hatten ihr zum Verständnis des Traumes der
Weitere Kostenlose Bücher