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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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vorherigen Nacht verholfen. Ob sie als Unsterbliche oder Sterbliche lebte, ob ihre Zeit begrenzt war oder nicht, sie hatte – wie jedes Wesen – nur ein Leben. Sie mußte es voll und ganz in die Waagschale werfen.
    Immortalität hatte sie nicht arrogant gemacht; genausowenig durfte sie sich durch Sterblichkeit zum Schwächling degradieren lassen. Weder das eine noch das andere bedeutete für das, was sie tun mußte, einen Unterschied. Laß dich durch nichts von deinem Weg abbringen. Sie glaubte ihren Weg nun wieder klar und deutlich vor sich zu sehen.
    Sie lenkte ihre Gedanken auf das Rätsel der Täuschung, der sie aufgrund irgendwelcher Umstände in Kulinaris erlegen war, die Frage, weshalb der Egoscanner fälschlich auf eine x-beliebige Frau angesprochen hatte. Durch welche Anomalien hatte es dazu kommen können?
    Eine zufällige Ähnlichkeit des Mentalmusters war buchstäblich undenkbar; unwahrscheinlich in höchster Potenz. Die Ursache mußte demnach im Egoscanner stecken. Aber welchen Nutzen hätte ein irgendwie manipulierter Egoscanner für den Mörder, dem es gerade darauf ankam, daß er und sie einander nicht verloren?
    Kann diese Person doch der Mörder gewesen sein, als Frau verkleidet? In jenen chaotischen Augenblicken hatte sie keine Möglichkeit gehabt, sich auf die Empathie-Aura zu konzentrieren.
    Ebenfalls unwahrscheinlich, befand sie. Heutzutage gibt es zu viele Psioniker und Empathiker, als daß jemand mit derartig primitiven Methoden arbeiten könnte. Aber er muß in der Nähe gewesen sein. Irgendwo ganz in der Nähe. Hätte ich Zeit gehabt, um mich genauer umzusehen ...
    Doch derlei nachträgliche Betrachtungen hatten keinerlei Wert. Sie tat besser daran, sich mit dem Weiteren zu beschäftigen, sich drauf vorzubereiten, so gut es ging. Allem Anschein nach – falls der Wahrheit entsprach, was der Mörder zum Reparateur geäußert hatte – sollte sie fortan nicht mehr nur gegen ihn stehen. Freunde. Welche Freunde kann der Mörder eines Messianers haben? Auf diese Frage gab es eine naheliegende Antwort: andere Mörder.
    »Was für ein Habitat ist das eigentlich«, wandte sie sich an den Reparateur, nachdem für ein Weilchen zwischen ihnen Schweigen geherrscht hatte, »dessen Koordinaten du mir gegeben hast?«
    Der Reparateur kratzte sich am zu kleinen Kinn. »Wenn ich mich nicht irre, handelt's sich um den sogenannten Demos der Demarkatoren. Genetik-Fanatiker, glaube ich ...« Er schnitt eine undeutbare Grimasse. »Klassische Schönheit und so ... was immer das sein soll.«
    Djamenah spürte empathisch, daß er für solche Allüren wenig übrig hatte. Das schuf zwischen ihnen immerhin eine gewisse Gemeinsamkeit. Zwar hatte sie den Demos noch nie besucht, aber Djamenah wußte, daß dort einige der berühmtesten Hybridhäuser und genetischen Zuchtlabors standen, und dies und jenes über die dortige Beauté-Ideologie war ihr auch schon zu Ohren gekommen. »Na gut«, sagte sie mit einer Andeutung des Aufseufzens. »Wahrscheinlich ist es sowieso höchste Zeit, daß ich dort mal aufkreuze.«
    »Warum?«
    »Mein Auftrag besteht daraus, Liebe und Harmonie zu fördern.«
    »Liebe und Harmonie, so? Na, ich bin sicher, daß die Gen-Bonzen dir Liebe und Harmonie nicht verweigern werden ... vorausgesetzt, du gefällst ihnen.« Der Reparateur meckerte eine Art von Lachen, eine verunglückte Äußerung, in der zuviel auf einmal zum Ausdruck gelangen sollte, Belustigung, Häme, Herablassung, Ungunst – und die deshalb mißlingen mußte.
    »Es ist nicht meine Aufgabe, zu gefallen«, stellte Djamenah richtig. »Das so zu sehen, wäre ein Mißverständnis.«
    »Meinetwegen«, brummte der Reparateur. Sein Interesse galt hauptsächlich dem Transfercomputer, dem er einen Speicherkristall mit dem erwähnten Testprogramm introduziert hatte. Auf einem Bildschirm beobachtete er ein Panoptikum esoterischer Symbol-Kuriositäten, vielleicht Menetekel, vielleicht positive Omen. Nach einer Weile fing er an, vor sich hinzunicken, allerdings ohne sonderliche Verve; anscheinend fiel das Display nur tendenziell zu seiner Zufriedenheit aus. »Jetzt kannst du mit Minimalrisiko transferieren«, sagte er zu Djamenah. »Die Reparatur ist noch nicht erledigt, aber die Gefahr eines Fehltransits ist wieder vernachlässigbar gering.«
    Djamenah tippte die Zielkoordinaten in die Justierungseinheit. Ich kann einfach nicht glauben, daß alle Messianer verschwunden sein sollen, dachte sie in einer Anwandlung ihres ausgeprägten Eigensinns.

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