Akasha 02 - Der Attentäter
Seglers erschöpft hatte. Dann kletterte er aus dem Gerüst heraus, klappte es zusammen und legte es beiseite.
Die Halbkugel war ohne Zweifel das Denkende Heim eines Messianers, und die Spuren, die der Kakerlakenkönig im Weiß hinterlassen hatte, führten in Richtung des ovalen Eingangs. Lonnen hielt sich eine Zeitlang im Sichtschutz einer sonderbar anmutenden Eisformation verborgen, und nur sein Kopf ragte über die gezackten Blöcke aus erstarrtem Wasser hinaus. Als er die Wünschelrute zur Hand nahm, sah er sich ein weiteres Mal bestätigt: Das Aluminium zitterte so heftig, daß er Mühe hatte, es überhaupt festzuhalten. Seltsam war nur, so überlegte er, daß der Kakerlakenkönig ausgerechnet im Denkenden Heim eines Messianers Zuflucht gesucht hatte. Schließlich konnte man Messianer kaum mit Käfern und anderem Ungeziefer verwechseln – nicht einmal Alinde Tergentag hätte ein derartiges Geschöpf für eine verkleidete Dämonenspinne gehalten –, und soweit er wußte, hatte die Riesenschabe auch kein Bündnis mit den PSI-Wesen geschlossen.
Plötzlich erschrak Lonnen. Vielleicht , dachte er, steckt volle Absicht dahinter. Vielleicht hat sich der Kakerlakenkönig heimlich in das Gebäude aus lebendigem Protoplasma geschlichen, um den Messianer zu überraschen und ein Attentat auf ihn zu verüben. Vielleicht fühlte er sich in seinem Käferübermut inzwischen stark genug, es sogar mit den psionischen Entitäten aufzunehmen.
Das, so überlegte er, veränderte die Situation gründlich und erforderte ein sofortiges und beherztes Eingreifen, um nicht nur das ganze Kosmotop Akasha vor einer Kakerlakeninvasion zu bewahren, sondern auch den Messianer zu retten.
*tötetötetötetötetötetötetöte*
*Du hast dein nächstes Ziel erreicht, zögere nicht länger und führe deinen Auftrag aus*
Auf der anderen Seite des Hügels kletterte Broderic Lonnen hinunter und bedauerte sofort, sich nicht die fladenartigen Schneeschuhe übergestreift zu haben, die nach wie vor an den Stangen des Seglers festgebunden waren; bis zu den Knien versank er im Schnee, und das Vorwärtskommen bereitete ihm nicht unerhebliche Mühe. Die Spuren des Kakerlakenkönigs waren nun ganz deutlich zu erkennen: tiefe Eindrücke in dem Weiß, hervorgerufen von einem mindestens zwei Meter langen Körper, der sich auf mehreren Beinen bewegte. Lonnen folgte dieser Fährte, und sie führte tatsächlich genau auf den Eingang des Denkenden Heims zu. Dicht vor der borkigen Außenwand verharrte er und betrachtete überrascht die diversen Einrichtungsgegenstände auf der einen Seite. Einfache Stühle und Tische und Schränke und andere Möbelstücke waren es; ganz offensichtlich hatte der Messianer dieses Heims ebenfalls die Absicht, das Habitat zu verlassen, und vielleicht wollte er die Ausbildung seiner Chela andernorts fortsetzen. Aber noch während ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, verzogen sich plötzlich die Konturen seiner Umgebung und wurden überlagert von anderen Bildern.
/ein Denkendes Heim, das inmitten der Perlenkette der Klimakontrollmoduln schwebte, in einem öden Habitat, in dem religiöse Asketen litten und das Werkzeug Schmerz benutzten, um zu versuchen, eine andere Seinsstufe zu erreichen/ein leeres Heim, aufgegeben von dem Messianer, den es bis vor kurzer Zeit beherbergt hatte/
*töte. das ist dein Auftrag*
Aber dieser Auftrag ließ sich hier nicht durchführen, was zu einem neuerlichen Chaos in einer Hyperegosphäre führte.
/taumelnde Schritte, Schreie, die von den Wänden des Protoplasmagebäudes widerhallen/feuernde Destruktoren/Metallstangen, die Geräte zertrümmern/ Laserstrahlen, die borkiges Material zerkochen/
/und die Fragmente eines Ichs, die für kurze Zeit zusammenfinden, die Hände des Mannes bewegen, die Finger über die Eingabeeinheit eines holografischen Terminals lenken, ein dreidimensionales Bild programmieren und die Sensorflächen dann sperren/das Zeichen bewegt sich, und die kleinen aus dem Kreis lodernden Flammen zittern mit einem elektronischen Eigenleben/
Broderic Lonnen schnappte nach Luft, als sich das Beben und Wanken der sich seinen Blicken darbietenden Szenerie stabilisierte.
*tötetötetöte*
Mit der einen Hand griff er nach dem in seinem Gürtel steckenden Fibromesser. Er aktivierte die Ergklinge, holte aus und rammte sie sich in die Hüfte.
Der Schmerz war wie eine heiße Stichflamme, die jäh seinen Leib durchsengte, und er preßte sich die Hand auf die klaffende Wunde – das durch den
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