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Akasha 02 - Der Attentäter

Akasha 02 - Der Attentäter

Titel: Akasha 02 - Der Attentäter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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Gäste vor der Herberge kehrten angesichts des auflebenden und schneidend kalten Windes in die Herberge zurück, und Lonnen hörte ihr gedämpftes Lachen. Der Wirt steckte die Pfeife fort, schlug sich den Kragen der Jacke hoch und blickte ebenfalls zu den Wolken empor. »Wenn Sie mich fragen, sieht ziemlich übel aus«, sagte er und verfluchte die Gilde der Reparateure im allgemeinen und das durch die Moduldefekte außer Kontrolle geratene Wetter im besonderen. »Ich beneide Sie nicht. An Ihrer Stelle ...«
    Lonnen nickte ernst. »Ich weiß, was Sie an meiner Stelle tun würden. Einen Grog trinken.«
    Der dicke Wirt grinste. »Da haben Sie völlig recht. Äh, lassen sich Kakerlaken eigentlich ausstopfen und wie eine Jagdtrophäe an die Wand hängen?« Er wartete keine Antwort ab, lachte prustend und stapfte durch das beginnende Schneegestöber in Richtung der Herberge zurück.
    Lonnen schloß die behandschuhten Hände um die beiden Haltegriffe des Gerüstes und betätigte einen kleinen Hebel. Daraufhin klappten die beiden Segelstangen zur Seite, und einige Meter über seinem Kopf entfaltete sich mit einem lauten Klatschen die Kunststoffplane. Der Wind blähte sie sofort auf, und Lonnen ging halb in die Hocke und glitt auf den Kufen des Seglers über das Eis der Gletscherflanke. Rasch blieb die Herberge hinter ihm zurück und verschwand schließlich hinter wirbelndem Weiß. Rechts und links von ihm ragten große Eisgrate in die Höhe, und der immer heftiger werdende Wind fauchte an Vorsprüngen entlang und heulte in Spalten und Schründen. Die Kufen des Seglers kratzten und schabten über den harten und glatten Untergrund, und Lonnen bedauerte, keine Schneebrille aufgesetzt zu haben; dem Weiß schien ein grelles Leuchten zu eigen zu sein, und seine Augen begannen schon nach kurzer Zeit zu tränen.
    In dem Schneegestöber konnte Broderic Lonnen natürlich nirgends Spuren des Kakerlakenkönigs erkennen, aber aus irgendeinem Grund war er sicher, in der richtigen Richtung unterwegs zu sein. Die von den Gletscherführern in regelmäßigen Abständen im Eis verankerten Markierungsbaken – sie kennzeichneten die Ausflugswege und Pisten für die Skilaufbegeisterten – sausten als nur kurz aus dem wirbelndem Weiß auftauchende farbige Schlieren an ihm vorbei. Immer dichter fiel der Schnee aus den nicht mehr von den KKM kontrollierten Wolken des großen Habitats, und nach einer knappen halben Stunde – Lonnen schätzte, daß er inzwischen über zwanzig Kilometer zurückgelegt hatte – sah er sich dazu gezwungen, an den Haltegriffen des Gerüstes zu ziehen und die beiden Alumasten des Kunststoffsegels aufeinander zuzudrücken, so daß sich die Fläche verkleinerte, die sich dem Wind darbot. Daraufhin verringerte sich die Geschwindigkeit, und kurz darauf blieben die hohen Wälle der Gletscherflanke hinter ihm zurück.
    *muß mich befreien/befreien/befreien/die Entwicklung der vor dreihundert Jahren begonnenen Krise steht nunmehr dicht vor ihrem Höhepunkt/ Gegenmaßnahmen unbedingt notwendig/bald Rückzug ins Exil/Körper aufgeben und Gemeinschaft benachrichtigen/Informationsübermittlung von vorrangiger Bedeutung*
    Lonnen verzog das Gesicht, als der Druck in seinem Hinterkopf wieder zunahm und der Schmerz des Pochens durch den ganzen Nackenbereich strahlte. Noch immer waren nirgends Spuren im Schnee zu entdecken, keine Abdrücke, die vom vor ihm fliehenden Kakerlakenkönig im Weiß hinterlassen worden sein könnten; aber andererseits näherte er sich nun einem Bereich, in dem die Klimakontrolle zumindest noch teilweise funktionierte, und dort herrschten somit geeignetere Bedingungen für eine neuerliche Orientierung vor.
    /das Summen halbhoher Instrumentenbänke/das schwitzende Gesicht eines Mannes, der sich immer wieder eine dickglasige Nickelbrille zurechtrückt und dessen Hände nervös hin und her tasten und die zerzausten Haare noch weiter in Unordnung bringen/durch ein transparentes Metallplastfenster der Blick auf das gelbbraune Wogen einer Methan-Ammoniak-Atmosphäre, in der hier und dort quallenförmige Geschöpfe mit langen Nesselfäden schweben/
    /das Flüstern und Raunen, das Rufen und Schreien von Abertausenden Gedanken und Überlegungen und Wünschen und Hoffnungen und Befürchtungen und Erinnerungen und Sehnsüchten/irgendwo inmitten dieses Chaos wesentlich stabilere, aber zum größten Teil betäubte Egofragmente, die sich gegenseitig suchen, die alles daransetzen, wieder zueinander zu

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