Akasha 02 - Der Attentäter
anhänglichkeit und zuneigung.
ihr gemüt kannte keine zweifel. unendliche ruhe erfüllte sie, wie sie ihr noch nie vergönnt gewesen war, und der stille teich ihres bewußtseins war frei von jedem zwiespalt. die stimme, die im traum zu ihr gesprochen hatte – sie hatte gewußt, wovon sie redete. ihre verkündigungen beruhten auf wahrheit und tatsachen, irgendwo mußte das paradies erhalten geblieben sein, vielleicht in einer falte zwischen den dimensionen, einer tasche im raum-zeit-gefüge; es gab den garten eden noch, und man lud sie ein, dort ihre wohnstatt zu nehmen.
sie kam durch ortschaften, und man hieß sie willkommen wie eine verschollen geglaubte braut. intelligenzen aller rassen säumten die straßen und jubelten. die vielen münder erzeugten ein derartiges stimmengewirr, daß sie nichts verstand und nur ein unablässiges brausen hörte. von fenstern und terrassen herab überhäufte man sie mit blumen, und kinder streuten blüten, bis die straße aussah wie eine heide im frühling. triumphale elektronische klänge von orchestraler monumentalität dröhnten über den flachdächern, kündeten von erhöhung und größe. das klatschen ungezählter hände brandete auf und ab wie laute wogen der begeisterung, nah und fern hallten zu gekrächze verzerrte stimmen, als hielte man an verschiedenen örtlichkeiten ansprachen. bunte bänder und holodisplayfelder gaukelten an miniergtraktoren über den siedlungen, agrav-gesteuerte kastendrachen stiegen auf, aus denen konfetti und flitter herabregnete. die bevorstehende verklärung entzückte alle wesen. Marielle durfte den olymp in stellvertretung aller sterblichen betreten. sie war auserwählte und abgesandte, sollte fortan ihre fürsprecherin im rat der gottwesen sein.
die ortschaften blieben zurück, aber noch lange vernahm sie den lärm von freude und gesang. dunkelheit kam und hüllte die ganze welt in einen mantel aus schwarzem damast, der saumlos mit der nachtschwarzen haube ihres haars verschmolz. mit vollendeter finsternis setzte in den ansiedlungen ein prachtvolles feuerwerk ein. aberdutzende der farbenprächtigsten illuminationen verwandelten den nachthimmel in ein tintenmeer voll der vielfältigsten lotusblumen. griechisches feuer rieselte durch den wind, als entspränge es geradewegs der glut in den heißen herzen der beglückten intelligenzen, die in ihr die verkörperung einer bislang ungekannt gewesenen hoffnung erblickten, der hoffnung auf einstmalige erlösung, befreiung von not und vergänglichkeit, aus staub und elend, dem drohen des orkus.
das dunkel hemmte ihre schritte nicht im geringsten. für sie gab es keine nacht mehr, mochte auch auf allem düsternis lasten. immerzu leuchtete ihr das licht, strebte ihr voran wie eine feuersäule, bespiegelte sie mit dem glanz von reinheit. zärtliche hände aus licht leiteten sie, licht war ihr führer und weggefährte, strahlte über ihr und in ihr, durchtränkte sie in leib und seele.
unaufhaltsam zog Marielle, gefestigt im unerschütterlichen frieden einer auserkorenen, in der überzeugtheit einer berufenen, der glückseligkeit in den gnadengefilden des elysiums entgegen.
sie gelangte an eine stelle, wo der weg, den sie durch die gegenden der welt beschritt, sich gabelte. dort stand eine gestalt in langem gewand vom weiß der unschuld oder der trauer, gestützt auf ein schwert aus weißblauem feuer. lockiges goldhaar fiel um seine regelmäßigen, geschlechtslosen gesichtszüge bis auf die schultern. das lächeln seiner vollen lippen zeugte von erkennen und herzlichkeit, in seinen augenhöhlen loderten quecksilberseen, in deren tiefen der gerechte zorn eines torwächters, der richter war und ebenso henker, in bedrohlich leichtem schlummer lag. seine weiten, bronzefarbenen schwingen glichen zum willkommen ausgebreiteten armen familiärer liebe.
froh trat Marielle vor ihn. der erzengel zögerte nicht. er hob und schwang das flammenschwert. die lohe erfaßte Marielle und verschlang sie, und vergeblich versuchte sie, zuletzt zur gänze verraten und betrogen, in furcht und not aufzuheulen, denn es war zu spät:
Im Hirn Shangratz Pis verglühten lautlos die Moleküle des mit dem H'annerin-Sekretderivat geprägten Engramms Marielle Garlander.
Die Modifikatormatrix der Ganzkörpermaske reagierte auf den Verlust der Egoschale, das Erlöschen ihrer Konsenssignale, mit spontanem Wechsel der Tarnung, ein Vorgang, gegen den der Messianer keinen Widerstand entbieten konnte; zu stark war die
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