Akasha 03 - Das Exil der Messianer
verschiedene Fonds, weitere Manipulationsmaßnahmen mit dem Ziel, die interkulturelle Struktur Akashas zu stören, über mittelfristige Zielsetzungen und langfristige Projektierungen. Die Einzelheiten waren in ihrer schieren Unüberschaubarkeit mehr als nur verwirrend, und DeTschenri fühlte in dieser Situation einmal mehr seine Erschöpfung.
»Die Maßnahmen zur Verstärkung der Verteidigungsbereitschaft der Loge müssen unbedingt weiter intensiviert werden«, sagte der dritte Magister, als der Datentransfer geendet hatte.
Der vierte Magister nickte. »Es darf keineswegs davon ausgegangen werden, daß die von den Messianern drohende Gefahr gebannt ist. Ganz im Gegenteil. Alle in jüngster Zeit entwickelten Szenarien deuten darauf hin, daß der Rückzug unseres Gegners nur vorübergehend ist und er einen Gegenschlag vorbereitet.«
»Seit die Messianer sich nicht mehr in Akasha befinden, stoßen wir auf wesentlich weniger Schwierigkeiten bei der Verwirklichung unserer Pläne«, meinte der sechste Magister und bewegte sich unruhig in seinem Sessel. »Ich halte es für angeraten, die Gunst der Stunde zu nutzen und weitere Habitate unter unsere Kontrolle zu bringen. Wir könnten die Gilde der Reparateure dazu veranlassen, in unserem Sinne tätig zu werden.«
Der zweite Magister schüttelte ernst den Kopf. »Sie kennen die Szenarien, und müßten daher wissen, wie unsinnig dieser Vorschlag ist.« DeTschenri beschränkte sich mit voller Absicht zunächst nur auf wachsames Abwarten, und es entging ihm nicht, daß der sechste Magister nach diesem Tadel deutliche Anzeichen von Nervosität zu offenbaren begann. (Er warf einen Blick auf die Anzeigen der Instrumente der Projektorkammer, beobachtete die Kurven der Alpha-, Beta- und Gammawellen, nahm einige Neujustierungen vor und wartete darauf, daß der automatische Mentalsondierer erste Meßergebnisse lieferte. Nichts dergleichen geschah. Die Monitorfläche des Apparats blieb grau.) »Die Messianer dürften inzwischen wissen, daß die Anschläge nicht das Werk eines Einzelgängers waren, sondern daß den Aktionen ein Plan zugrundelag. Unsere Logiker sind sich einig, daß sie nur deshalb ihre Offensive noch nicht begonnen haben, weil sie zunächst Identifizierungen von hochrangigen Mitgliedern der Loge vornehmen wollen. Wenn wir zu direkt vorgehen, wenn wir die Gilde einsetzen, um KKM zu manipulieren und weitere Habitate technisch von uns abhängig zu machen, so besteht die Gefahr, daß Litiganten erkannt werden.«
»Durch die Mobilisierung der Biotiker-Armee«, sagte DeTschenri in die sich an die Worte des zweiten Magisters anschließende Stille, »haben eventuell im Dienst der Messianer stehende Beobachter die Möglichkeit, alle Habitate zu identifizieren, die unsere Loge kontrolliert.« (Ein Teil seiner Aufmerksamkeit galt nach wie vor den Instrumenten.) »Darüber hinaus beeinträchtigen die Soldaten mit ihren übertriebenen Kontrollen stark die Entfaltung der ökonomischen Potentiale der Enklaven.«
Die Blicke der anderen Magister richteten sich auf ihn, und DeTschenri verspürte ein sonderbares Prickeln an den Schläfen. (Er drehte sich im Pneumosessel um, betrachtete nochmals die Anzeigen der Geräte und sah seine Befürchtungen bestätigt. Die Technik des Magister-Arsenals war schon für sich allein genommen wesentlich komplexer und leistungsfähiger als die, die selbst der Gilde der Reparateure zur Verfügung stand, doch zudem hatte jeder einzelne Angehörige des Magistrats sie seinen persönlichen Erfordernissen und Motivationen angepaßt. Wenn die Analyzer in der Projektorkammer richtig funktionierten – und daran zweifelte DeTschenri nicht –, versuchte gerade einer der anderen Magister, eine informatische Kopie seines Gedächtnisinhalts zu erstellen und eine elektronische Diagnose seiner Absichten vorzunehmen. DeTschenri lächelte und schaltete die Abschirmung ein. Auf einem Bildschirm verwandelte sich eine Kurve in eine Linie.)
»Die Weiterentwicklung der wirtschaftlichen Kapazitäten der von uns kontrollierten Habitate und damit der Loge selbst«, erwiderte der erste Magister nach einigen Sekunden neuerlichen Schweigens, »hat vorerst geringere Priorität. Wir kennen Ihre Alpha-Nachricht, in der Sie diesen Punkt bereits zur Sprache brachten, Magister DeTschenri. Ich wiederhole: Die Mobilisierung der Biotiker-Armee war unumgänglich und ist eine unverzichtbare Sicherheitsmaßnahme. Im Fall eines Konterschlags der Messianer müssen wir nicht nur damit
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