Akasha 03 - Das Exil der Messianer
erfolgreichen Abschluß der von mir initiierten und geleiteten Experimente zu verhindern.«
Der fünfte Magister (die Analyse seines Komplexes aus Verhaltensweise, Gebaren, Gestik und emotionaler Reaktion ließ die Schlußfolgerung zu, daß er/sie/es dem ersten Magister skeptisch gegenüberstand und dem neuen Mitglied des Magistrats Wohlwollen entgegenbrachte) hob die Brauen. »Wir sind über die Auseinandersetzungen zwischen Ihnen und fran Brigge informiert. Können Sie Beweise vorlegen?«
»Keine konkreten«, sagte DeTschenri. »Doch während einer Hypnobefragung sprach mein ehemaliger Laborchef davon, von fran Brigge abhängig zu sein und in seinem Auftrag die Arbeiten verzögert zu haben.«
»Also keine Beweise«, meinte der erste Magister lapidar.
»Ich kann Ihnen versichern«, fügte DeTschenri rasch hinzu, »daß die Experimente nun forciert weitergeführt werden, unter der Leitung eines Spezialisten, dem ich vertraue. Ich rechne damit, Ihnen bald die Nachricht von einem positiven Ergebnis übermitteln zu können. Es wäre angeraten, wenn Sie unterdessen persönliche Vorbereitungen treffen würden. Für den Egotransfer ist es unerläßlich, daß Sie sich in das Habitat der Medusen begeben.«
Der erste Magister stand auf. »Diesen Punkt können wir erörtern, wenn Ihrerseits alles bereit ist. Neben der Vorbereitung auf die Abwehr des Gegenschlags der Messianer hat auch die Erbrechtsfrage Priorität. Ich möchte Sie in diesem Zusammenhang noch einmal erinnern, daß Ihre Berufung zum siebenten Magister jederzeit rückgängig gemacht werden kann, DeTschenri.«
Das war eine unmißverständliche Drohung, und für einen Sekundenbruchteil regte sich Zorn in DeTschenri, eine Wut, die nur aufgrund der langen, fortgesetzten Belastung in ihm entstehen konnte.
»Ich weiß«, sagte er mit erzwungener Ruhe. (Die Beratung hatte weniger Zeit in Anspruch genommen als erwartet, und die Peiler DeTschenris waren noch immer mit hektischer elektronischer Aktivität dabei, die Quelle der Projektionssignale der anderen Magister zu lokalisieren. Darüber hinaus forschten andere spezielle Gerätschaften nach Hinweisen auf Motivationen und Absichten, horchten nach anderen Emanationen, die ebenfalls übertragen wurden, nach elementaren Erinnerungen. DeTschenri hätte sich wesentlich sicherer gefühlt, wäre er in der Lage gewesen, sich zu schützen. Auf welche Weise war der frühere siebente Magister ums Leben gekommen? DeTschenri wurde immer nervöser. Die Zeit reichte nicht aus.)
Die Konturen der Projektionen verschwammen, und nach einigen wenigen Sekunden befand sich Patric DeTschenri allein im Salon. Er zögerte noch einige Augenblicke lang und unterbrach dann ebenfalls die Übertragung.
Von einem Moment zum anderen befand er sich wieder in der Projektionskammer, und eine Zeitlang lauschte er dem Summen der vielen Instrumente. Durch die Wand vor dem Pneumosessel konnte er in den lohfarbenen Dunst der Methan- und Ammoniakschwaden blicken, und direkt hinter der transparenten Barriere schwebte der glockenförmige Leib einer Meduse in den für den menschlichen Organismus hochgiftigen Schlieren. In der Epidermis blinzelte eine große Pupille und starrte in das Zimmer, in dem sich der siebente Magister befand. DeTschenri streckte die eine Hand aus und betätigte einen Schalter. Das durchsichtige Material der Wand trübte sich; er wollte sich jetzt nicht ablenken lassen.
Eine kurze Überprüfung der während der Beratung gewonnenen Meßergebnisse bestätigte, daß es nicht gelungen war, eine Identifizierung der sechs anderen Magister herbeizuführen. DeTschenri fluchte leise und veranlaßte den Hüftsymbionten dazu, erneut seinen Metabolismus zu stimulieren. Nur ein geringer Teil der Müdigkeit wich.
DeTschenri gähnte, rieb sich die Schläfen und zwang sich dazu, konzentriert nachzudenken. Achtundsechzig Stunden ohne Schlaf. Er starrte auf sein Chronometer. Acht undsechzig Stunden? Die Beratung konnte nicht länger als höchstens eine Stunde gedauert haben. Was war während der restlichen vierhundertzwanzig Minuten geschehen? DeTschenri begann plötzlich zu schwitzen, als er die Instrumente, die ihn auf drei Seiten umgaben, erneut kontrollierte. Er hatte nicht geschlafen, nein. Durch irgendein Fremdsignal waren seine Gedanken sieben Stunden lang im Übertragungsmedium gefangen gewesen: Offenbar hatte einer der anderen Magister versucht, ihn einer langwierigen mentalen Analyse zu unterziehen.
Was hatte der Betreffende in
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