Akasha 03 - Das Exil der Messianer
sich kaum noch beherrschen. »Wenn Sie Ihre Sabotageaktionen fortsetzen, sorge ich dafür, daß man Sie aus der Loge ausstößt«, sagte DeTschenri und lächelte. »Sie wissen sicher, was das heißt: Man würde Sie als Geheimnisträger umgehend liquidieren. Und jetzt raus mit Ihnen!« Fran Brigge bebte am ganzen Leib, als er zum Ausgang schritt. »Noch etwas.« Der ehemalige Chef-Genetikus drehte sich um. Sein Gesicht war hochrot. »Nennen Sie mir die Koordinaten des Aufenthaltsorts der Ciristin Djamenah Sarah.«
Fran Brigge konnte sein Erschrecken nicht völlig verbergen. »Der Ciristin?« brachte er unsicher hervor. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Wir haben Sie aus den Augen verloren.«
DeTschenri entließ ihn mit einem Wink. (Eine Berührung der Sensorfläche, und er befand sich wieder in der Projektionskammer.) Vandenbrecht wartete auf ihn, marschierte nervös auf und ab, schluckte eine Herzpille und rückte sich einmal mehr die Nickelbrille zurecht. »Wie sind Sie an die Informationen gelangt?« fragte DeTschenri.
»Wir überwachen alle Kommunikationskanäle und haben eine Nachricht mitgehört, die der Äskulap eines Hybridhauses fran Brigge übermittelt hat. Sie wissen ja, der Vitalsymbiont der Ciristin ist mit Onkogenen infiziert, so daß sie genötigt ist, in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Hybridhäuser aufzusuchen und sich behandeln zu lassen.« Vandenbrecht sprach so schnell, daß DeTschenri Mühe hatte, die einzelnen Wörter auseinanderzuhalten. Als er von den Onkogenen hörte, tastete er unwillkürlich nach seinem eigenen Symbionten. »Sie wissen sicher, was es bedeutet, wenn es fran Brigge gelingt, mit Hilfe der Ciristin das Exil der Messianer ausfindig zu machen ...«
DeTschenri überlegte. »Setzen Sie alle Möglichkeiten ein, um die Ciristin aufzuspüren. Überwachen Sie weiterhin die Kommunikationskanäle fran Brigges. Ich befürchte zwar, daß er seine Agenten jetzt anweisen wird, ihn auf einem Weg zu kontakten, der nicht von uns überwacht werden kann, aber wir sollten nichts vernachlässigen.«
»Vor einigen Tagen befand sich Djamenah Shara an der Kupplung des Habitats der Gagòsch.«
DeTschenri seufzte. »Tun Sie das Notwendige. Wir müssen fran Brigge unbedingt zuvorkommen.« Er lehnte sich zurück. »Und jetzt«, murmelte er, »lassen Sie mich schlafen. Ich brauche dringend Erholung.«
»Wir wissen inzwischen, auf welche Weise der vorherige siebente Magister ums Leben kam«, erregte sich Piter Vandenbrecht, »ja, in einem gesicherten Datenspeicher des Analyse-Centers sind wir auf eine Information gestoßen, es ist schrecklich, einfach gräßlich, er ist ermordet worden, das steht fest, er hatte keine Chance, obgleich er ein Attentat befürchtete, man hat auf ihn geschossen, während er als Projektion unterwegs war, und er merkte zu spät, daß er den Ortswechsel nicht als Simulacrum, sondern als Echtidentität vollzogen hatte ...«
DeTschenris Gedanken kreisten, und er achtete nicht länger auf die Worte seines Sekretärs. Er war davon überzeugt, daß Vandenbrecht nicht durch Zufall an die Information gelangt war; vielmehr nahm er an, daß sie eine Warnung des Magistrats darstellte, und plötzlich befürchtete er, daß seine sechs Kollegen irgendwie herausgefunden hatten, was wirklich hinter der Sache mit dem Egotransfer steckte, was er damit zu bewerkstelligen versuchte.
Unmittelbar darauf rief er sich wieder zur Ordnung. Nein, wenn die anderen Magister seine Absichten kannten, so hätten sie ihn längst eliminiert. Er hatte noch Zeit – nicht mehr viel, aber genug. Und er faßte den Vorsatz, bei den nächsten Projektionen zu kontrollieren, ob er tatsächlich als Identitätssimulation auftrat. Man konnte nicht vorsichtig genug sein.
»Gehen Sie endlich«, unterbrach er das Gerede seines Sekretärs. »Ich muß schlafen.«
»Aber Sie werden von einer Gruppe Adepten erwartet«, erwiderte Vandenbrecht und rückte sich erneut die Nickelbrille zurecht, »und anschließend müssen Sie eine neue Ansprache vor dem NAK-Symposium halten, dann beginnt auch schon die Konferenz mit den Wirtschaftsrepräsentanten des Habitats der Musen, der eine Beratung mit dem Genetikerkonzil des Demos folgt ...«
Patric DeTschenri stöhnte.
Denn er war nicht nur ein Mann der Tat, sondern auch ein Mann mit Problemen – mit Problemen, die nicht weniger wurden, sondern immer mehr.
Das Vibrieren im Hyperspektrum wird stärker, zu einem Pulsieren, erfüllt von Informationen und Daten, von
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