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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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seinem Messer landete, mal abgesehen. Aber das war nicht genug, nicht mehr.
    Während er durch die Straßen ging, während der Arbeit beobachtete er Leute - insbesondere Frauen, meistens Frauen - und überlegte, wie es wäre, ihre Arme und Beine und Köpfe zu entfernen, und wie sie wohl aussehen würden. Kleine, zerrissene Stoffpuppen, voll mit flüssiger, roter Füllung, die herausquoll und wegfloss, und er fragte sich überdies, wie es wäre, ihr Blut zu trinken, es wie ein Hund mit der Zunge vom Boden zu lecken. Dieser Geschmack und dieser Geruch hatten ihn bis in seine Träume verfolgt, aber heute Nacht, in dieser kalten Gasse, war es kein Hund, keine Katze, es war eine Frau gewesen.
    Wieder dachte er an die Furcht vor dem Fifth Ward, die er als Kind empfunden hatte, und er sprach laut mit sich selbst: »Verdammt, wenn hier jemand einen aufschlitzt, dann ich.«
    O Gott, vor lauter Entzücken hätte er beinahe mit den Händen auf das Steuer gehämmert. Es war wunderbar gewesen!
Viel besser als seine Träume. Viel, viel, viel besser. Das Bajonett, ein schimmernder Bogen im trüben Straßenlicht. Das Blut, ein karmesinroter Schwall versiegenden Lebens, ihre qualvollen Windungen, ihre gedämpften Schreie, die verzweifelt versuchten, den Stoff ihres Slips zu durchdringen. Und auch der Teil, als er ihr das rasiermesserscharfe Bajonett an die Kehle gehalten, ihr den Slip in den Mund gestopft und ihr immer und immer wieder gesagt hatte, er wolle sie nur vergewaltigen, war mit Sicherheit gut gewesen. Als sie geknebelt war, die Arme hinter dem Rücken gefesselt, hatte er die Klinge in einem sanften Bogen über ihren Leib gezogen, sie behutsam, aber tief eindringen lassen und beobachtet, wie die schimmernden, roten Blutstropfen aus den schwarzen Tiefen des ebenholzfarbenen Fleischs perlten.
    Und dann verblasste die Erinnerung ein wenig.
    An diesem Teil musste er noch arbeiten, musste lernen, sich zu konzentrieren und die Qual des Opfers und sein Vergnügen zu verlängern; doch er konnte sich noch an den Gestank und an das Geräusch ihrer Gedärme erinnern, die aus ihrem Leib quollen wie verschlungene Seile, und dann hatte er sie genommen, genau dort, in dieser Gasse, auf kaltem Asphalt, inmitten des Geruchs von Blut, Gedärmen, Exkrementen, Müll, Urin und billigem Fusel.
    Ein Kinderspiel. Nur den Penis zwischen den Knöpfen des Regenmantels herausschlüpfen lassen und in sie rammen. Selbst im Sterben war ihr Gesicht ein schöner Anblick gewesen. Verdreht, ungläubig verloren die Augen ihr Feuer und fielen in die Tiefe des schwindenden Bewusstseins.
    Die toten Augen waren faszinierend!

    Als er fertig war, hatte er einfach seinen Regenmantel ausgezogen, die Innenseite nach außen gedreht, ihn um sein Bajonett und seinen kleinen Gewinn gewickelt und den Körper der Nacht überlassen.
    Köstlich. Es war köstlich gewesen, und das Beste, der Geruch des Todes haftete noch an ihm.

MONTAG ♦·00.02 Uhr
    Abgefüllt und mit dem Drang, pissen zu müssen, auf der Suche nach der Abgeschiedenheit einer Seitenstraße, um sich dort zu erleichtern, fand der schwarze Säufer - allen bekannt als Smokey - den ersten zerstückelten Körper, und als er ihn dort mit seinen vom Wein getrübten Augen im Halblicht der von Insekten umschwirrten Straßenlaterne liegen sah, entledigte sich sein Magen nicht nur des Weins, sondern auch der Reste einer Ölsardinen-Cracker-Mahlzeit.
    Zuerst dachte er (zumindest hätte er das gern gedacht), es sei eine Schaufensterpuppe inmitten des Abfalls. Der Anblick und Geruch von Abfall war normal in Smokeys Welt, ebenso der Anblick von Blut und des plötzlichen Todes. Er selbst war Gevatter Tod einige Male nur mit knapper Not entkommen. Aber das hier war viel schlimmer als eine Messerstecherei am Samstagabend oder eine Schlägerei mit zerbrochenen Flaschen. Dies war Verstümmelung aus reiner Freude; das hier war krank, hatte nichts von Frustration oder Zorn. Selbst der stadtbekannte Idiot und Säufer erkannte, dass die Schaufensterpuppe keine Schaufensterpuppe war, sondern Bella Louise. Sogar in ihrem jetzigen Zustand konnte Smokey sie noch erkennen.
Vor kaum einer Stunde hatte sie seine fünf Dollar genommen, ihr Höschen fallen lassen und - mit den Händen abgestützt an der Mauer einer anderen Gasse, noch schlechter beleuchtet als diese - es ihm ermöglicht, seine Leidenschaft in einer raschen Folge von Stößen herauszugrunzen.
    Was Smokey für verstreuten Abfall gehalten hatte, waren in Wirklichkeit Gedärme.

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