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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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einer kahlen Wand. Sie verhörten alle Verdächtigen - fast alle - nach dem gleichen Schema, und das ging ungefähr so: Es ist nichts Persönliches, es ist nur mein Job. Ich weiß, die Gesellschaft hat dich schlecht behandelt, und die ganze Welt hat dir ins Gesicht geschissen, aber versteh doch, ich verdien mein Geld damit. Ich muss hier die Fragen stellen. Es ist nichts Persönliches.
    Scheiße!
    Es war immer persönlich. Bei diesem Geschäft gab es kein zweierlei Maß. Da waren die Guten und da die Bösen. Manchmal musste man sich auf ihr Niveau begeben, aber am Ende war es immer das Gleiche: Die Schwarzen kamen hinter Gitter, und die Weißen triumphierten. So einfach war das.
    Clark, Kriminologe oder nicht, war die Ausnahme von der Regel. Er nahm es persönlich, genau wie Hanson. Polizist zu sein war Bestandteil seines Charakters, die Sehne, die seine Seele zusammenhielt. Er hatte keine Angst, den Weg bis zum Ende zu gehen. Einen Schuldigen nicht wirklich festzunageln, sich nicht wirklich darum zu kümmern, ob man einem Mörder ein Geständnis entlockte oder nicht, war dasselbe, wie ein blutiges Kaninchen zwischen
die Kiefer eines Jagdhundes zu klemmen, sich umzudrehen und zu sagen: »Mr Dog, bitte fressen Sie das Kaninchen nicht.« Das lief einfach nicht.
    Clark war ein guter Partner. Der Bestechungsskandal des Houston Police Departement in Verbindung mit Großhändlern hatte Hanson und ihn tief verletzt. Verletzt deswegen, weil die meisten Beschuldigungen zu Recht erhoben wurden. Er zog immer größere Kreise, und die Spatzen pfiffen’s von den Dächern. Doch Hanson und Clark versuchten ihr Bestes. Gelegentlich wurden sie grob, noch öfter drohten sie mit Gewalt, zugegebenermaßen nicht unbedingt legal, aber sehr wirkungsvoll. Der bloße Anblick von Hansons riesigen Pranken, die sich zusammenballten, genügte, um jemand geständig zu machen.
    Der dritte Mann im Zimmer, Smokey, drehte seine ausgeblichene Baseballmütze in den Händen, als wäre sie etwas Lebendiges, das er zu erwürgen versuchte. Er saß auf einem Stuhl mit gerader Lehne, leicht vornübergebeugt, Beine in Abwehrhaltung gespreizt. Mit wässrigen Augen sah er zu Hanson hoch und erblickte die milchig verschleierten blauen Augen eines Weißen im Gesicht eines Schwarzen.
    »Ich hab’s gewusst. Wär besser, ich hätt mich gleich verpisst und das Ding liegen lassen«, sagte Smokey.
    Drohend beugte sich Hanson über ihn: »Niemand setzt dich unter Druck. Fang nochmal von vorn an.«
    »Mann«, wimmerte Smokey. »Hab Ihnen doch schon alles gesagt.«
    Etwas ungeduldiger als zuvor sagte Hanson: »Von vorn. Ich kenn deinen traurigen Arsch, solange ich denken kann, Smokey. Du bist keinen Pfifferling wert, du weißt es, ich weiß es, und jeder, der dir nur fünf Minuten zuhört, wenn
du dein Maul aufmachst, weiß es auch. Aber ich glaube nicht, dass du Bella umgebracht hast. Beruhigt dich das?«
    »Aber ich würd’nen guten Täter abgeben für euch, oder, Cap’n?«
    »Lieutenant, nicht Captain. Nein. Würdest du nicht. Hättest du dieses Mädchen aufgeschlitzt, so wie Higgins sagt, dass sie aufgeschlitzt worden ist, würdest du …«
    Smokey fiel ihm ins Wort. »Sie haben sie noch nicht gesehen?«
    Hanson schüttelte den Kopf. »Dieser Fall wurde mir gerade erst übertragen. Ein Anruf, und Higgins meint, der Captain will mich drauf ansetzen. Jetzt bin ich dran. Mehr weiß ich nicht. Higgins hat gesagt, es sei’ne schöne Schweinerei. Okay, Smokey? Zufrieden? Ich stelle hier die Fragen. Verstanden?«
    Smokey nickte.
    Hanson nahm eine dicke King Edward aus seiner Jackentasche, zündete sie mit einem Streichholz an, saugte dran und blies den Rauch langsam zu den Nasenlöchern raus. »Wie bereits gesagt, es sieht nicht so aus, als wärst du’s gewesen, aber …« Hanson machte eine Pause. Das Rauchen der Zigarre glich einer Inszenierung.
    »Aber was?«, fragte Smokey ungläubig.
    Hanson beugte sich dicht über Smokeys Gesicht, roch die verfaulten Zähne und die abgestandene Alkoholfahne. » Man könnte es so hinbiegen, als wärst du’s gewesen. Ich meine, wenn du uns jetzt nicht gleich alles lieferst, was du weißt, dann kann es bald schlecht für dich aussehen, Smokey. Sehr schlecht. Kapiert? Okay, lass uns alles nochmal durchgehen, und du antwortest direkt auf meine Fragen. Versuch nicht, mich zu verarschen. Du hast nicht das Zeug dazu … und glaub ja nicht, wir hätten die Zeiten mit der
Gummischlauchmethode völlig hinter uns gelassen. Du hast gehört,

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