Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love
konnte, ihn zu benutzen.
KAPITEL 14
Mit zitternden Fingern wählte Hanson seine Telefonnummer. Zur gleichen Zeit, als Martinez zu Boden fiel, begann das Telefon zu läuten.
Barlowe lauschte.
Es klingelte einmal.
Zweimal.
Dreimal.
Viermal.
Er hörte einen Wagen in der Auffahrt.
Das fünfte Klingeln, dachte Hanson, jetzt wird Martinez abheben.
Er tat es nicht.
Das Telefon klingelte weiter.
Rachel zählte das Klingeln. Sechsmal. Warum zum Teufel nahm Martinez nicht ab?
Dann klingelte das Telefon zum siebenten Mal.
Clark stieg aus dem Auto und schlüpfte in seinen Regenmantel. Es regnete inzwischen ganz heftig. Es folgten rasch aufeinanderfolgende Donnerschläge und Blitze, unter deren Rhythmus die Bäume und Sträucher hin- und herwogten. Clark bewegte sich derweil im Laufschritt auf den VW-Bus zu.
Draußen, in der Nacht, mit hochgezogener Kapuze, wurde der Hacker wieder zum Jäger.
Beim neunten Klingeln hielt es Rachel nicht mehr aus. Sie nahm ab.
»Rachel!«, rief Hanson. »Wo ist Martinez?«
»Marve … Wie … Ich denke, du bist unten.«
»Ich hab keine Zeit für Erklärungen. Hör bitte zu, und versuche, dich so wenig wie möglich aufzuregen. Barlowe ist unser Mann.«
»Unser Mann - der Hacker?«
»Ja.«
»Ich versteh kein Wort.«
»Ich befürchte, er könnte im Haus sein.«
Rachel entfuhr ein kleiner, unterdrückter Laut der Angst.
»Schließ die Tür ab«, sagte Hanson. »Ich bin schon auf dem Weg. Ich ruf das Revier an und mobilisiere die Kollegen.«
»Beeil dich, Marve.«
»Bin so gut wie unterwegs, Honey.«
Hanson knallte den Hörer hin und schoss aus Joes Apartment. Er rannte die Treppe hinunter, nahm dabei immer zwei Stufen auf einmal.
KAPITEL 15
Clark fand die Leichen im Bus. Einen nahezu endlosen, unerträglichen Moment lang starrte er sie an.
»Gorilla«, sagte er laut. »Mein Gott.«
Er zog seinen Revolver und drehte sich um. Lautlos wie fallender Tau war Barlowe bei ihm.
Clark sollte nie erfahren, was ihn erwischt hatte.
Rachel verschloss die Schlafzimmertür, zog einen Stuhl heran und stellte ihn mit der Rückenlehne unter den Türknauf.
Als Nächstes versuchte sie, JoAnna zu wecken.
Keine Chance. Das Schlafmittel war zu stark.
Sie gab es auf, JoAnnas bewusstlosen Körper zu rütteln, ging hinüber zum Wandschrank und öffnete die Tür. Sie nahm einige Dinge vom Schrankboden hoch und legte sie ins Regal darüber. Wieder bei JoAnna, griff sie ihr unter die Achseln, zog sie aus dem Bett und über den Boden. JoAnnas Fersen machten ein lautes Geräusch. Für einen Augenblick hielt Rachel den Atem an. Doch nichts regte sich.
Sie beförderte JoAnna in den Schrank, setzte sie so hin, dass die Knie hochgezogen waren und sie seitlich an der Wand lehnte.
Sehr sanft küsste sie ihre Tochter, stand auf und schloss die Schranktür.
Hanson schaffte es, den Tachometer auf hundertsechzig hochzujagen, so dass er einige Male nicht wusste, wo die
Nadel tatsächlich stand. Der Regen trommelte gegen die Windschutzscheibe, die Reifen weigerten sich, anständig zu greifen. Frustriert ging er runter auf hundertzwanzig und langte nach seinem Funkgerät, um mit seinen Kollegen Kontakt aufzunehmen.
Die Schnur des Mikros war durchgeschnitten.
Rachel ging zum Telefon, wo sie den Hammer hingelegt hatte. Sie beabsichtigte weder, sich unter dem Bett zu verstecken, noch in der Badewanne zu verkriechen, noch sonst eine Dummheit anzustellen. Sie würde dem Scheißkerl die Hölle heißmachen. Bisher war er nie auf Widerstand gestoßen, jetzt würde er sehen, wie eine Bärin ihr Junges verteidigt.
Der Hammer fühlte sich gut an in ihrer Hand.
Richtig gut.
Der Scheißkerl muss den Draht durchgeschnitten haben, als er vorgab, die Zigaretten wären ihm heruntergefallen, schloss Hanson. Dieser gerissene Hund. Er könnte anhalten und die Polizei anrufen. Das sollte er eigentlich tun. Aber die Beschleunigung des Wagens, das Vorbeiflitzen der kleinen weißen und gelben Streifen auf dem Highway gaben ihm das Gefühl, er käme vorwärts. Würde er anhalten, wäre niemand rechtzeitig da, dachte er. Weder die Polizei noch er.
Ein ziemlich gerissenes Arschloch, dachte Hanson. Er hatte offenbar angenommen, dass Milo zu viel wusste, hatte dann ihn und seine Familie getötet, den Vorteil der Situation erkannt und mich weggelockt.
Vielleicht hatte er Milo auch nur benutzt, weil er direkt greifbar war und er aus dem Tod der Familie noch Kapital schlagen konnte.
»Was bin ich
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