Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love
hinauf und prüfte sorgfältig die Nummern an den Türen. Er nahm die Automatik aus dem Hosenbund. Kurz bevor er sein starkes Bein hob, um die Tür einzutreten, dachte er: Kann ich Joe wirklich umbringen?
Das Türschloss leistete keinen Widerstand. Hanson landete auf dem Boden, rappelte sich in der Dunkelheit wieder auf und stieß sich den Kopf an etwas Hartem. Es war ein Tisch.
Nichts rührte sich im Apartment.
Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und er ließ seinen Blick durchs Zimmer wandern. Er konnte ein Bett sehen … ein leeres Bett.
Er richtete sich schwerfällig auf.
Niemand sprang ihn an, um ihn zu überwältigen.
Er bewegte sich auf die Wand zu und schaltete das Licht ein. Er sah eine Kochnische, den Essbereich, die Kombination aus Schlaf- und Wohnzimmer und die offene Tür zum Bad. Joe sah er dagegen nicht.
Er schloss die Eingangstür.
Er untersuchte das Badezimmer.
Dort lauerte nichts außer dem Geruch von sauberen Handtüchern und frischer Seife. Irgendwie war Hanson überrascht. Er hatte ein verwahrlostes Apartment erwartet. Doch es war sauber, aufgeräumt und roch frisch. Sogar die Aschenbecher waren geleert worden. Joe lebte in einer ziemlich heruntergekommenen Gegend von Houston,
aber sein Apartment war so behaglich wie möglich. Da stand eine teure Stereoanlage in einem Hi-Fi-Schrank. Daneben ein Farbfernseher. Er hatte reihenweise Bücher und einen Schreibtisch mit einer Schreibmaschine, und neben der Schreibmaschine lag ein in Leder gebundenes Buch.
Hanson stopfte die Automatik wieder in den Hosenbund und ging zum Schreibtisch hinüber. Er nahm das Buch und blätterte. Es war ein Tagebuch … Nein, ein Notizbuch. Joes sämtliche Fälle waren darin aufgelistet, alles, was seine tägliche Routine ausmachte. Nicht unbedingt aufregend, das zu lesen. Hanson legte es beiseite und zog die Schubladen auf. Etwas beunruhigte ihn, etwas schlitterte haarscharf an seinem Bewusstsein entlang.
Die Schubladen waren voller Zeitungsausschnitte über den Hacker. Einige stammten aus dem Revier, die, die Joe dort so lange in der Schreibtischschublade verwahrt hatte. In dieser hier lagen außerdem Ausschnitte aus der Post und dem Chronicle und da war noch ein kurzer Artikel über den Hacker, erschienen im Texas Monthly .
Makaber, dieser Bastard sammelte also Material, das sich mit seinen eigenen Verbrechen beschäftigte. Das brachte Hanson auf eine Idee. Er könnte dies als Beweis verwenden, nachdem er den Hurensohn getötet hatte, denn er hatte damit einen hieb- und stichfesten Beweis, dass Joe der Hacker war.
O Gott! War Joe gerade unterwegs, um erneut zuzuschlagen?
Er empfand einen kurzen Schauder. Würde er versuchen … Großer Gott! Hansons Knie fingen an zu zittern. Joe konnte kommen und gehen, wie es ihm gefiel. Er könnte gerade in unserem Haus sein. Niemand würde meinen Partner verdächtigen.
Bloß keine Panik! Barlowe ist auf dem Weg dorthin. Er weiß, was läuft. Er wird die anderen informieren. Käme Joe auf falsche Gedanken, dann würden sie ihn schnappen. Ein Täter, dem sein Überraschungsmoment genommen war, konnte keine fünf anderen Männer ausschalten.
Der VW-Bus hatte Vorhänge, und die Fenster waren mit einer speziellen schwarzen Folie beschichtet. Von innen konnte man hinaussehen. Aber von außen einen Blick hineinzuwerfen, das war unmöglich. Mitchel saß mit dem Rücken an der Buswand und trank eine Tasse lauwarmen Kaffee. Sein Partner, ein hochgewachsener, schlaksiger Mann namens Cramen saß auf dem Beobachtungsposten.
»Der Scheißmexikaner bringt uns alle um den Job«, sagte Mitchel.
»Du hast es anfangs auch für eine hübsche, praktische Idee gehalten …«
»Scheiße …«
»Sei still.«
Mitchel senkte die Stimme. »Was ist los?«
»Ein Auto hat vor dem Haus geparkt.«
Mitchel kippte sich den Rest seines Kaffees hinunter, richtete sich auf und rutschte auf den Knien durch den Bus. Alle Sitze waren für mobile Ausrüstung entfernt worden, aber die einzige Ausrüstung momentan waren die beiden Cops.
Sie beobachteten, wie sich die Tür des Wagens öffnete; ein kleiner Wagen, es mochte ein Toyota sein. Das war schwer zu erkennen angesichts der Dunkelheit und des Regens.
Die Person, die aus dem Wagen stieg, trug einen Regenmantel mit Kapuze. Die Person ging wie ein Mann, denn
dem Gang fehlte das typisch Weibliche. Der Mann kam direkt auf den Bus zu, er hob die Hand und winkte.
»Er weiß, dass wir hier sind«, sagte Mitchel.
»Clark«, sagte
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