Akte Atlantis
Staatsbürgerschaft angenommen und lebte jetzt auf einem großen Anwesen auf Whidbey Island bei Seattle im US-Bundesstaat Washington, wo er eine sechzig Meter lange Brigantine liegen hatte, mit der er und seine Frau immer wieder auf Tour gingen.
»Sie behaupten also«, sagte Little, »dass die Russen vor dem Bunker der Reichskanzlei in Berlin keine verkohlten Überreste von Hitlers Leiche gefunden haben.«
»Nein«, antwortete Holzapfel entschieden. »Es gab keine verkohlten Überreste. Die Verbrennung der Leichen von Adolf Hitler und Eva Braun zog sich über fünf Stunden hin. Man zapfte literweise Benzin aus zerstörten Fahrzeugen rund um die Reichskanzlei ab und übergoss damit die beiden Toten, die in einem Krater lagen, den eine sowjetische Granate vor dem Bunker gerissen hatte. Das Feuer brannte so lange, bis nur noch Asche und ein paar winzige Knochenreste übrig waren, die danach vo n treuen SS-Offizieren sorgfältig zusammengefegt und in ein Silbergefäß gefüllt wurden. Nicht die geringste Spur blieb zurück. Anschließend legten die SS-Offiziere die bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leichen eines Mannes und einer Frau, die bei einem Bombenangriff umgekommen waren, in den Krater und verscharrten sie zusammen mit Hitlers Blondi, an dem man zuvor die Zyankalikapseln ausprobiert hatte, mit denen sich Hitler und Eva Braun umbrachten.«
Sandecker schaute Holzapfel unverwandt an. »Das waren also die Leichen, die von den Russen gefunden wurden«, sagte er.
Der ehemalige U-Boot-Kommandant, inzwischen Mitte achtzig, nickte.
»Sie behaupteten später, sie hätten Hitler und Braun anhand des Zahnbildes eindeutig identifiziert, aber sie wussten genau, dass es nicht stimmte. Fünfzig Jahre lang hielten die Russen an dieser Legende fest, obwohl Stalin und andere hohe Sowjetfunktionäre der Meinung waren, Hitler wäre entkommen und hätte sich entweder nach Spanien oder nach Argentinien abgesetzt.«
»Was ist aus der Asche geworden?«, fragte Little.
»Ein kleines Flugzeug landete neben dem Bunker, inmitten der Flammen und der rundum explodierenden Artilleriegranaten der Roten Armee, die zum letzten Sturmangriff auf die Stadt antrat. Sobald der Pilot die Maschine gewendet hatte, um sofort wieder zu starten, kamen SS-Offiziere angestürmt und verstauten das Gefäß im Frachtraum. Ohne ein Wort mit ihnen zu wechseln, gab der Pilot Vollgas, hob ab und verschwand in kürzester Zeit in den dichten Rauchschwaden, die über der Stadt hingen. Er tankte in Dänemark auf und flog dann über die Nordsee nach Bergen in Norwegen. Dort landete er und übergab das Gefäß an Kapitänleutnant Edmund Mauer, der es wiederum an Bord von U-621 bringen ließ. Gleichzeitig wurden zahlreiche weitere Kisten, die die kostbaren Hinterlassenschaften der Nazi-Partei enthielten, darunter die Heilige Lanze, die Blutfahne, aber auch wertvolle Kunstschätze des Dritten Reiches, auf ein anderes U-Boot verladen, auf U-2015 unter dem Kommando von Korvettenkapitän Rudolph Harger.«
»All das gehörte zu dem Plan, den Martin Bormann sich ausgedacht und dem er den Decknamen Neue Bestimmung gegeben hatte«, sagte Sandecker.
Holzapfel schaute den Admiral voller Hochachtung an. »Sie sind gut informiert, Sir.«
»Die Heilige Lanze und die Blutfahne«, hakte Sandecker nach. »Die waren Bestandteil der Fracht von U-2015?«
»Wissen Sie über die Lanze Bescheid?«, erkundigte sich Holzapfel.
»Ich habe mich auf der Marineakademie in Annapolis damit befasst und eine Klassenarbeit darüber geschrieben«, erwiderte Sandecker.
»Der Legende zufolge stammt sie aus biblischer Zeit. Danach wurde sie von einem Schmied namens Tubal Kain, einem direkten Nachkommen von Kain, Adams Sohn, aus einem Stück Eisen hergestellt, das man in einem von Gott gesandten Meteoriten fand. Das geschah irgendwo um 3000 vor Christi Geburt. Die Heilige Lanze wurde an Saul weitergegeben, dann an David und Salomo und alle anderen Könige Israels.
Schließlich gelangte sie in den Besitz des römischen Feldherrn Julius Caesar, der sie in einer Schlacht gegen seine innenpolitischen Feinde führte. Vor seiner Ermordung übergab er sie einem Zenturio, der ihm im Gallischen Krieg das Leben gerettet hatte. Der Sohn dieses Zenturio überließ sie seinem Sohn, der sie wiederum seinem Sohn vererbte, der ebenfalls bei den römischen Legionen diente. Er war es, der auf Golgatha stand und Augenzeuge war, als Jesus gekreuzigt wurde. Nach dem Gesetz des Landes mussten gekreuzigte Verbrecher
Weitere Kostenlose Bücher