Akte Atlantis
Familie – seine Frau, vier Söhne und drei Töchter, zwei Brüder und drei Schwestern nebst allen Angehörigen – fuhren an Bord von U-2015. Ein alter Marinekamerad, der noch lebt, erzählte mir, dass Wolf der letzte der Hüter wäre und er eine Art Orden gegründet hätte, der sich Neue Bestimmung nennt.«
»Das stimmt. Außerdem besitzt die Familie ein riesiges Firmenkonsortium namens Destiny Enterprises«, erklärte Sandecker Holzapfel.
Der alte deutsche Seemann lächelte. »Dann haben sie also ihre Uniformen und Parteiparolen gegen Nadelstreifenanzü ge und Bilanzberichte eingetauscht.«
»Sie bezeichnen sich auch nicht mehr als Nazis und haben ihre Ideologie der Zeit angepasst«, sagte Little.
»Außerdem haben sie eine neue Herrenrasse geschaffen«, sagte Sandecker. »Durch genetische Manipulation. Die Ange hörigen der jüngsten Generation der Wolfs ähneln sich nicht nur rein äußerlich, sie gleichen sich wie ein Ei dem anderen, anatomisch, charakterlich und auch vom Erbgut her.
Sie sind hoch begabt, geradezu genial, und verfügen über eine ausgesprochen robuste Konstitution und starke Immunkräfte, dank derer sie ungewöhnlich alt werden dürften.«
Holzapfel erstarrte sichtlich und blickte zutiefst erschrocken auf. »Genetische Manipulation, sagen Sie? Einer der Behälter, der sich an Bord meines U-Boots befand, musste ständig tiefgekühlt werden.« Er holte tief Luft. »Er enthielt Sperma und Gewebeproben, die man Hitler eine Woche vor seinem Selbstmord entnommen hatte.«
Sandecker und Little warfen sich einen angespannten Blick zu. »Halten Sie es für möglich, dass Hitlers Sperma dazu benutzt wurde?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Holzapfel nervös. »Aber ich fürchte, es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Oberst Wolf, der immerhin mit Dr. Joseph Mengele zusammengearbeitet hat, diesem Ungeheuer, mit Hitlers gefrorenem Sperma experimentiert und die weiblichen Mitglieder der Familie damit befruchtet hat.«
»Eine wahrhaft abscheuliche Vorstellung«, murmelte Little.
Ihr Gespräch wurde mit einem Mal durch einen gedämpften Piepton unterbrochen. Sandecker drückte auf die Lautsprechertaste des Telefons, das vor ihm auf dem Tisch stand.
»Ist jemand da?«, ertönte Pitts vertraute Stimme.
»Ja«, versetzte Sandecker unwirsch.
»Hier ist der Pizza-Lieferservice Schiefer Turm. Sie haben eine Bestellung bei uns aufgegeben?«
»Ganz recht.«
»Wollt en Sie eine Pizza mit Schinken oder mit Salami?«
»Lieber mit Salami.«
»Sie kommt gleich in den Ofen. Wir rufen Sie an, wenn unser Lieferjunge unterwegs ist. Besten Dank für Ihre Bestellung.«
Dann wurde die Verbindung unterbrochen, und das Freizeichen ertönte aus dem Lautsprecher.
Sandecker strich sich über das Gesicht. Er wirkte grimmig und angespannt, als er wieder aufblickte. »Sie sind auf dem Werftgelände.«
»Gott steh ihnen bei«, murmelte Little.
»Ich verstehe nicht recht«, sagte Holzapfel. »War das eine Art Code?«
»Anrufe per Satellitentelefon können abgehört werden, wenn man über das entsprechende Gerät verfügt«, erklärte Little.
»Hat das irgendetwas mit den Wolfs zu tun?«
»Ich glaube, Admiral«, antwortete Sandecker bedächtig und mit gesenkter Stimme, »es wird allmählich Zeit, dass Sie die Geschichte aus unserer Sicht erfahren.«
30
Pitt und Giordino waren kaum aus der Tür des Geräteschuppens getreten, als jemand hinter der Hausecke hervorkam und sie auf Spanisch anrief.
Giordino antwortete ruhig und breitete die Hände aus.
Der Posten, offensichtlich zufrieden mit der Antwort, begab sich wieder auf seine Runde um die Schuppen. Pitt und Giordino warteten einen Moment und liefen dann zu der Straße, die zum Mittelpunkt der Werft führte.
»Was hat der Wachmann gesagt, und was hast du geantwortet?«, fragte Pitt.
»Er wollte eine Zigarette, und ich hab ihm gesagt, dass wir nicht rauchen.«
»Und er hat dir nicht misstraut?«
»Hat er nicht.«
»Du musst besser Spanisch können, als ich dachte. Wo hast du das gelernt?«
»Bei der Fleischerei mit den Händlern am Strand vor meinem Hotel drunten in Maryland«, antwortete Giordino. »Und als ich auf der Oberschule war, hat mir die Putzfrau meiner Mutter ein paar Brocken beigebracht.«
»Ich wette, das war nicht alles, was sie dir beigebracht hat«, frotzelte Pitt.
»Das ist ‘ne andere Geschichte«, versetzte Giordino, ohne sich darauf einzulassen.
»Ab jetzt lassen wir die Quasselei lieber, sonst hört uns noch einer der
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