Akte Atlantis
matt-roten Kristalle sahen aus wie getrocknete Kirschen.
Ein gefährlicher Felsüberhang ragte oberhalb des Spalts aus der Wand. Wenn Marquez hier weiter arbeiten wollte, ohne Gefahr zu laufen, dass er von herabfallendem Gestein zermalmt wurde, blieb ihm nichts anderes übrig, als ihn wegzusprengen.
Mit einem tragbaren Presslufthammer bohrte er ein Loch in den Felsen. Dann schob er eine kleine Dynamitstange hinein und schloss den Draht an einen handlichen Zündkasten an. Nachdem er sich durch den Spalt gezwängt und ein Stück weit den Hauptstollen zurückgegangen war, drückte er den Auslöser herunter. Ein dumpfer Knall hallte durch die Mine, gefolgt vom Poltern des herabfallenden Gesteins und einer Staubwolke, die durch den Hauptstollen zog.
Marquez wartete ein paar Minuten, bis sich der Staub gelegt hatte, ehe er sich vorsichtig durch den natürlichen Felsspalt zwängte. Der Überhang war weg, nur ein Haufen Steine auf dem Boden des schmalen Gangs war von ihm übrig geblieben. Er holte die Schubkarre, beseitigte den Schutt und kippte ihn ein Stück weiter in den Stollen. Als der Durchgang frei geräumt war, blickte er nach oben, um sich zu überzeugen, dass kein loses Gestein hängen geblieben war.
Verwundert starrte er auf das Loch, das sich auf einmal in der Decke über der Kristallader auftat. Er richtete die Lampe an seinem Schutzhelm nach oben. Der Strahl fiel durch das Loch in eine Kammer, die sich offenbar dahinter befand. Plötzlich packte ihn die Neugier. Er rannte ein Stück weit durch den Stollen zurück und wühlte zwischen den herumliegenden Bergbaugeräten herum, bis er die rostigen Überreste einer einen Meter achtzig langen Leiter fand. Er stieg wieder durch den Spalt, lehnte die Leiter an die Wand, kletterte hinauf, stemmte sämtliche Steinbrocken am Rand des Loches los und erweiterte es, bis er sich hindurchzwängen konnte. Dann schob er sich mit dem Oberkörper in die Kammer, drehte den Kopf hin und her und ließ den Strahl der Heimlampe durch die Dunkelheit schweifen.
Marquez starrte in einen aus dem Fels gehauenen Raum.
Allem Anschein nach war er vollkommen quadratisch, ungefähr viereinhalb Meter breit, mit der gleichen Kantenlänge und Höhe.
Eigenartige Zeichen waren in die glatten blanken Wände geritzt.
Das hier war eindeutig nicht das Werk von Bergmännern aus dem neunzehnten Jahrhundert.
Dann fiel der Strahl seiner Heimlampe plötzlich auf ein steinernes Piedestal und blieb schimmernd an dem Gegenstand hängen, der darauf ruhte.
Marquez erstarrte vor Schreck, als er den schaurigen schwarzen Schädel erblickte, der ihn mit leeren Augenhöhlen anstierte.
2
Der Pilot zog die zweimotorige Beechcraft der United Airlines um ein Paar watteweiße Wolken herum und setzte zum Anflug auf die kurze Landebahn über dem San Miguel River an.
Obwohl er den kleinen Flughafen von Telluride schon mindestens hundert Mal angeflogen hatte, kostete es ihn nach wie vor Mühe, sich auf die Landung zu konzentrieren, ohne sich von dem unglaublichen Anblick ablenken zu lassen, der sich ihm von hier oben aus auf die herrlichen, schneebedeckten San Juan Mountains bot. Die erhabene Schönheit der schroffen Gipfel und weißen Hänge unter einem strahlend blauen Himmel war atemberaubend.
Majestätisch ragten die Berge zu beiden Seiten auf, als das Flugzeug tiefer in das Tal hineintauchte. Sie wirkten so nah, dass es den Insassen vorkam, als streiften die Flügelspitzen der Maschine die Espen auf den Felsvorsprüngen. Dann fuhr der Pilot das Fahrwerk aus, und eine Minute später setzten die Räder mit einem kurzen Stoß und quietschenden Bremsen auf der schmalen Asphaltrollbahn auf.
Die Beechcraft beförderte nur neunzehn Passagiere, sodass sie im Nu entladen war. Patricia O’Connell stieg als Letzte aus. Sie hatte den Rat einer Freundin beherzigt, die einst zum Skifahren in diesen Wintersportort geflogen war, und um einen Platz im hinteren Teil der Kabine gebeten, damit sie den großartigen Ausblick genießen konnte, ohne dass ihr die Flügel die Sicht versperrten.
In dieser Höhe, etwa zweitausendsiebenhundert Meter über dem Meeresspiegel, war die Luft zwar dünn, aber unglaublich rein und erfrischend.
Pat atmete tief durch, als sie von der Maschine zum Flughafengebäude ging. Als sie durch die Tür trat, kam ein kleiner, stämmiger Mann mit kahl rasiertem Kopf und einem dunkelbraunen Bart auf sie zu.
»Dr. O’Connell?«
»Nennen Sie mich bitte Pat«, erwiderte sie. »Sie müssen Dr. Ambrose
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