Akte Atlantis
sein.«
»Tom, bitte«, sagte er mit einem freundlichen Lächeln.
»Hatten Sie einen angenehmen Flug von Denver hierher?«
»Es war wunderbar. Ein bisschen unruhig, als wir über die Berge geflogen sind, aber die herrliche Landschaft hat alle Unannehmlichkeiten wettgemacht.«
»Telluride ist ein zauberhafter Flecken Erde«, sagte er leicht wehmütig. »Manchmal wünschte ich, ich könnte hier leben.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier viele Ausgrabungsstätten gibt, die ein Mann mit Ihrer Erfahrung erkunden könnte.«
»In dieser Höhe nicht«, sagte er. »Die alten indianischen Ruinen liegen viel tiefer.«
Dr. Thomas Ambrose mochte nicht dem Bild entsprechen, das man sich von einem berühmten Anthropologen machte, doch er war einer der angesehensten Männer seines Fachs. Als emeritierter Professor der Arizona State University war er nicht nur ein ausgezeichneter Forscher, sondern auch berühmt für die sorgfältigen Veröffentlichungen über seine Feldstudien. Jetzt, mit Ende fünfzig – Pat schätzte ihn allerdings zehn Jahre jünger –, konnte er auf dreißig Jahre Forschung auf den Spuren früher Menschen und ihrer Zivilisationen im gesamten Südwesten der Vereinigten Staaten zurückblicken.
»Dr. Kidd gab sich am Telefon sehr geheimnisvoll. Er ließ sich so gut wie keine Auskunft darüber entlocken, um was für eine Entdeckung es sich handelt.«
»Und ich halte es ebenso«, sagte Ambrose. »Warten Sie lieber, bis Sie es mit eigenen Augen sehen.«
»Wie sind Sie an diesen Fund geraten?«, fragte sie.
»Ich war zur rechten Zeit am richtigen Ort. Ich war gerade mit einer alten Freundin im Skiurlaub, als mich ein Kollege von der Universität von Colorado anrief und fragte, ob ich einen Blick auf einen Fund werfen möchte, den ein Bergmann gemeldet hatte. Nachdem ich mich vor Ort kurz umgesehen hatte, wurde mir klar, dass dies meinen Horizont übersteigt.«
»Bei einem Mann mit Ihrem Ruf kann ich das kaum glauben.«
»Leider fällt Inschriftenkunde nicht in mein Fachgebiet. Und deshalb sind Sie hier. Der einzige mir persönlich bekannte Spezialist im Entziffern alter Inschriften ist Dr. Jerry Kidd in Stanford. Er war nicht abkömmlich, doch er hat Sie in den höchsten Tönen empfohlen.«
Ambrose drehte sich um, als die äußeren Pforten der Gepäckausgabe geöffnet wurden und die Damen vom Abfertigungsschalter, die nebenbei auch für das Gepäck zuständig waren, Koffer und Taschen auf eine Metallrutsche warfen. »Die große grüne ist meine«, sagte Pat, die dankbar war, dass ein Mann da war, der ihre tonnenschwere Tasche voller Fachbücher tragen konnte.
Ambrose ächzte, sagte aber nichts, als er die schwere Tasche zu einem Jeep Cherokee schleppte, der draußen auf dem Parkplatz vor dem Flughafengebäude stand. Pat zögerte, ehe sie einstieg, und ließ den großartigen Anblick der Kiefern- und Espenwälder auf sich einwirken, die sich an den Hängen des Mount Wilson und des Sunshine Peak auf der anderen Seite des Tales hinaufzogen. Ambrose musterte sie, während sie begeistert die herrliche Landschaft betrachtete. Pat hatte leuchtend rote Haare, die bis zur Taille fielen. Ihre Augen waren graugrün.
Sie stand da wie von einem Bildhauer geschaffen, das rechte Bein belastet und das linke Knie leicht nach innen gedreht. Die Schultern und Arme deuteten darauf hin, dass sie muskulöser war als die meisten Frauen, ohne Zweifel eine Folge stundenlangen Trainings in einem Fitnessstudio. Ambrose schätzte, dass sie etwa eins dreiundsiebzig groß war und um die sechzig Kilo wog. Sie war eine hübsche Frau, weder süß noch hinreißend schön, aber er konnte sich gut vorstellen, dass sie sehr begehrenswert aussah, wenn sie etwas reizvollere Kleidung trug als die Jeans und die eher männlich wirkende Lederjacke.
Dr. Kidd behauptete, dass es niemand Besseren gäbe als Patricia O’Connell, was das Entziffern alter Schriften anging. Er hatte ihm ihren Lebenslauf gefaxt, und Ambrose war beeindruckt. Fünfunddreißig Jahre alt, mit einem Doktortitel in alten Sprachen vom St. Andrews College in Schottland, lehrte an der University of Pennsylvania Linguistik.
Pat hatte drei allgemein anerkannte Bücher über ihre Entzifferung alter Steininschriften verfasst, die man in verschiedenen Teilen der Welt gefunden hatte. Von ihrem Mann, einem Anwalt, geschieden und allein erziehende Mutter einer vierzehnjährigen Tochter. Als erklärte Anhängerin der Diffusionstheorie, wonach sich Kulturerscheinungen
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