Akte Atlantis
bereit.«
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Karl Wolf war außer sich vor Wut und Entsetzen, als er die Überreste seiner zerstörten Luftflotte sah. Aufgescheucht und verängstigt liefen er, seine Wissenschaftler und Ingenieure im Hangar herum. Ihr großartiger Plan war offensichtlich gescheitert. Soweit sie wussten, liefen die nanotechnologischen Apparaturen noch und mussten in knapp vier Minuten die Abspaltung des Schelfeises einleiten.
Da Hugo ihm berichtet hatte, seine Sicherheitskräfte kämpften vor der technischen Zentrale nach wie vor auf Leben und Tod mit den Kommandoeinheiten, hatte Karl keine Ahnung, dass das Vierte Reich untergegangen war, noch bevor es erstehen konnte, und das Unternehmen Walhalla gescheitert war.
Mit ernsten Mienen standen die Wolfs beisammen, unfähig, das ganze Ausmaß der Katastrophe zu ermessen. Zu unglaublich klang die Geschichte von diesem riesigen Fahrzeug, das hier unten angeblich Amok gelaufen war, ihre Flugzeuge vernichtet und sich dann mitten in das vor der technischen Zentrale tobende Gefecht gestürzt hatte. Sie waren wie vom Donner gerührt, dass ihre von langer Hand vorbereiteten Pläne geplatzt waren. Hugo war nicht bei ihnen. Entschlossen, die Sache bis zum bitteren Ende durchzufechten, hatte er nichts davon wissen wollen, dass sie sich in einer ausweglosen Lage befanden, und war fieberhaft damit beschäftigt, die verbliebenen Männer seiner Sicherheitskräfte zusammenzutrommeln und sie zum letzten Widerstand gegen die Amerikaner aufzubieten, die seiner Überzeugung nach in wenigen Minuten den Hangar angreifen würden.
»Nun, das war’s dann wohl!«, sagte Karl schließlich. Er wandte sich an Blondi. »Schick unserem Schwager Bruno an Bord der
Ulrich Wolf
eine Nachricht. Erkläre ihm die Lage und sage ihm, er soll sofort und so schnell wie möglich Ersatzflugzeuge schicken. Es kommt auf jede Minute an.«
Blondi verlor keine Zeit mit langen Fragen. Sie rannte zu dem Kontrollraum am Rande des Flugfelds, in dem sich eine Funkanlage befand.
»Können wir denn in den ersten Phasen der Katastrophe auf der
Ulrich Wolf
landen?«, fragte Elsie Wolf ihren Bruder mit banger, bleicher Miene.
Karl wandte sich an Jürgen Holtz, seinen Chefingenieur.
»Können Sie die Frage meiner Schwester beantworten, Jürgen?«
Holtz, der sichtlich Angst hatte, blickte auf den eisigen Hangarboden.
»Ich kann beim besten Willen nicht einschätzen, wann die erwarteten Sturmwinde und Springfluten einsetzen«, sagte er hölzern. »Auch ihre anfängliche Stärke lässt sich nicht voraussagen. Aber wenn sie die
Ulrich Wolf
erfassen, ehe wir dort gelandet sind, müssen wir meiner Meinung nach das Allerschlimmste befürchten.«
»Wollen Sie damit sagen, dass wir alle sterben werden?«, herrschte Elsie ihn an.
»Ich will sagen, dass wir nicht wissen, was uns erwartet, ehe es so weit ist«, erwiderte Holtz ernst.
»Wir werden nicht genügend Zeit haben, die Artefakte der Amenes umzuladen, wenn Brunos Maschinen eintreffen«, sagte Karl, während er verbittert auf den Privatjet der Familie starrte, der wie ein kaputtes Kinderspielzeug vor ihm stand. »Wir können nur die Insignien des Dritten Reiches mitnehmen.«
»Ich brauche jeden Mann und jede Frau, die mit einer Waffe umgehen können.« Karl drehte sich zu dem Sprecher um. Es war Hugo, dessen schwarze Uniform mit dem Blut des Wachmanns bespritzt war, der nicht mehr dazu gekommen war, ihm von der Verwüstung des Hangars zu berichten. »Ich bin mir darüber im Klaren, dass viele von uns verängstigt und verwirrt sind, aber wenn wir am Leben bleiben wollen, bis wir von unseren Brüdern und Schwestern auf der Werft gerettet werden, müssen wir die amerikanischen Kommandotruppen aufhalten.«
»Wie viele einsatzfähige Männer hast du noch?«, fragte Karl.
»Nur noch zwölf Überlebende. Deshalb versuche ich ja alle Reserven aufzubieten, die ich finden kann.«
»Hast du genügend Waffen für uns alle?«
Hugo nickte. »Gewehre und Munition findet ihr in der Waffenkammer am Eingang zum Hangar.«
»Dann erteile ich dir hiermit die Erlaubnis, jeden von unseren Leuten, der seine Angehörigen noch einmal sehen will, im Kampf einzusetzen.«
Hugo blickte seinem Bruder in die Augen. »Ich fühle mich nicht dazu berufen, sie aufzufordern, ihr Leben für uns hinzugeben. Du bist der Führer unserer neuen Bestimmung. Du bist derjenige, den sie achten und verehren. Bitte du sie, und sie werden dir folgen.«
Karl musterte seinen Bruder und seine beiden Schwestern – sah ihnen an,
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