Akte Atlantis
Motorräder aus dem Weg schaffen?«
Pat und Marquez kapierten es nicht. Auch als Pitt sich auf die Suzuki schwang, den Motor hochjagte und im Stollen verschwand, begriffen sie nicht, was er vorhatte. Im nächsten Moment hörten sie ihn auf sich zurasen, sahen, wie das Scheinwerferlicht über die Stützhölzer tanzte.
Marquez schätzte, dass Pitt an die fünfzig Sachen draufhatte, als er die Beine ausstreckte, die Absätze in die keine zehn Meter von der Stollenwand entfernten Gleise rammte, sich aufrichtete und die Maschine unter sich hindurchflutschen ließ. Ein paar Schritte lang hielt er sich auf den Beinen, doch dann glitt er von den Schienen, fiel hin und rollte sich auf dem harten Stollenboden.
Das Motorrad fuhr geradeaus weiter, und im nächsten Moment krachte es scheppernd gegen die Wand, durchschlug in einer riesigen Staubwolke die mürben alten Ziegel und verschwand in dem dunklen Raum, der sich dahinter befand.
Pat rannte zu Pitt, der inzwischen reglos liegen geblieben war.
Sie war davon überzeugt, dass er sich das Genick gebrochen hatte, doch er blickte zu ihr auf und grinste sie tolldreist an, während ihm das Blut aus einer Platzwunde am Kinn den Hals hinunterlief. »Das soll mir Evel Knievel erst mal nachmachen«, sagte er.
Pat starrte ihn fassungslos an. »Ich kann kaum glauben, dass Sie sich nicht sämtliche Knochen gebrochen haben.«
»Gebrochen ist nichts«, versetzte er gepresst, als er sich langsam aufrappelte. »Aber ich glaube, ich habe mir allerhand geprellt.«
»Das war das Irrste, was ich je gesehen habe«, murmelte Marquez.
»Vielleicht, aber es hat mehr gebracht, als ich erwartet habe.«
Pitt fasste sich an die rechte Schulter und deutete mit dem Kopf auf das Loch in der Mauer. Er stand da, rang mühsam nach Atem und wartete, bis der Schmerz, der von seiner verstauchten Schulter und den geprellten Rippen ausstrahlte, allmählich nachließ. Marquez räumte unterdessen die losen Ziegel aus dem Weg und erweiterte das Loch, das die Maschine gerissen hatte.
Der Bergmann warf einen Blick durch die geborstene Mauer und richtete die Grubenlampe in den Raum nebenan. Im nächsten Moment drehte er sich um. »Ich glaube, wir haben da gewaltigen Mist gebaut.«
»Wieso?«, fragte Pat. »Kommen wir hier nicht raus?«
»Raus kommen wir schon«, erwiderte Marquez, »aber wir werden bitter dafür büßen müssen.«
»Büßen?«
Pitt hinkte mühsam zu dem Loch in der Wand und blickte hindurch.
»O nein«, ächzte er.
»Was ist los?«, herrschte Pat ihn an.
»Das Motorrad«, sagte Pitt. »Es ist im Weinkeller des Hotels gelandet. Da drin laufen mindestens hundert Flaschen voller edler Tropfen aus.«
6
Sheriff James Eagan jr. leitete gerade die Rettungsarbeiten bei der Paradise-Mine, als ein Funkspruch aus der Zentrale einging, in dem man ihm mitteilte, dass Luis Marquez von Deputies des städtischen Marshals im New Sheridan Hotel wegen Einbruchs festgehalten werde.
Eagan meinte, nicht recht zu hören. Wie konnte das sein? Marquez’ Frau hatte hartnäckig behauptet, ihr Mann und zwei Begleiter seien durch die Lawine in der alten Mine eingeschlossen. Wider besseres Wissen gab er die Aufsicht über den weiteren Fortgang der Bergungsarbeiten ab und fuhr hinunter in die Stadt.
Umso fassungsloser war er, als er das verbeulte Motorrad sah, das inmitten etlicher Kisten voller zertrümmerter Weinflaschen lag. Und noch mehr staunte er, als er sich in den Konferenzraum des Hotels begab, um sich die geständigen Täter vorzunehmen, und dort drei durchnässte, schmutzige und abgerissene Gestalten vorfand, eine Frau und zwei Männer, einer davon in einem zerfetzten und zerfledderten Tauchanzug. Alle drei trugen Handschellen und befanden sich im Gewahrsam zweier Deputy-Marshals, die mit ernster Miene hinter ihnen standen. Einer von ihnen deutete mit dem Kopf auf Pitt. »Der da hatte ein ganzes Arsenal dabei.«
»Haben Sie seine Waffen sichergestellt?«, fragte Eagan förmlich.
Der Deputy nickte und zeigte ihm zwei automatische 45er Pistolen vom Typ Para-Ordnance.
Zufrieden wandte sich Eagan Marquez zu. »Wie, zum Teufel, bist du aus der Mine rausgekommen?«, herrschte er ihn verständnislos an.
»Das spielt doch keine Rolle«, versetzte Marquez. »Schnapp dir ein paar Deputies und steig runter in den Stollen. Dort findest du zwei Leichen und einen Universitätsprofessor, Dr. Ambrose heißt er, der zurückgeblieben ist und einen dritten Mörder bewacht.«
Misstrauisch und ohne ein Wort zu glauben,
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