Akte Atlantis
dir nicht vorstellen.«
»O doch, das kann ich.«
»Der muss übersinnliche Kräfte haben. Er hat genau in dem Moment auf mich geschossen, als ich abgedrückt habe.«
Giordino deutete auf einen leichten Riss an der Taille seines Overalls. »Seine Kugel hat kaum die Haut gekratzt. Meine hat ihn am rechten Lungenflügel erwischt.«
»Du hast Glück gehabt.«
»Ach, ich weiß nicht«, sagte Giordino selbstsicher. »Ich habe gezielt, er nicht.«
»Lebt er noch?«
»Ich glaube schon. Aber an einem Marathonlauf wird er in nächster Zeit nicht teilnehmen.«
Pitt bückte sich und nahm dem Killer die Skimaske ab.
Pat keuchte entsetzt auf – durchaus verständlich in Anbetracht der Umstände, dachte Pitt. Sie konnte immer noch nicht fassen, was alles passiert war, seit sie am Flughafen von Telluride aus der Maschine stieg.
»Ach du lieber Gott!« Sie klang sowohl erschrocken als auch erschüttert. »Das ist ja Dr. Ambrose!«
»Nein, meine Liebe«, sagte Pitt leise. »Das ist nicht Dr. Thomas Ambrose. Der richtige Ambrose ist vermutlich tot, wie schon gesagt. Dieser Dreckskerl hat wahrscheinlich deshalb den Auftrag bekommen, Sie, mich und Luis zu ermorden, weil er der Einzige war, der uns mit Sicherheit erkennen konnte.«
Sie war wie benommen, als ihr die grausame Wahrheit von Pitts Worten bewusst wurde. Sie kniete nieder und schaute in die offenen Augen des Killers. »Wieso haben Sie Dr. Ambrose umgebracht?«, herrschte sie ihn an.
Der Killer ließ sich nicht die geringste Regung anmerken.
Lediglich der Blutfaden, der aus seinem Mund sickerte, das typische Anzeichen einer Lungenverletzung, verriet, dass er getroffen war. »Nicht ermordet, hingerichtet«, flüsterte er. »Er stellte eine Gefahr dar und musste sterben, so wie ihr alle sterben müsst.«
»Du traust dich deine Schandtaten auch noch zu rechtfertigen«, sagte Pitt mit eisiger, schneidender Stimme.
»Ich rechtfertige gar nichts. Wer der Neuen Bestimmung dient, braucht keine Rechtfertigung.«
»Wer oder was ist diese Neue Bestimmung?«
»Das Vierte Reich, aber ihr werdet das nicht mehr erleben.«
Im Tonfall des Killers schwang keinerlei Hass oder Überheblichkeit mit, es war eine schlichte Feststellung. Er sprach mit einem europäisch klingenden Akzent.
»Die Kammer und der schwarze Schädel, was haben die zu bedeuten?«
»Eine Botschaft aus der Vergangenheit.« Zum ersten Mal spielte ein leichtes Lächeln um seine Mundwinkel. »Das größte Geheimnis der Welt. Mehr werdet ihr niemals erfahren.«
»Vielleicht wirst du ja noch gesprächiger, wenn du eine Zeit lang wegen Mordes hinter Gittern sitzt.«
Ein kurzes Kopfschütteln. »Ich werde niemals vor einem Gericht stehen.«
»Die Wunde heilt wieder.«
»Nein, Sie irren sich. Es wird keine weitere Gelegenheit mehr geben, mich zu verhören. Ich werde beruhigt und im Wissen darum sterben, dass Sie mir bald folgen werden, Mr. Pitt.«
Ehe Pitt ihn aufhalten konnte, führte der Killer die Hand zum Mund und schob sich eine Kapsel zwischen die Zähne.
»Zyankali, Mr. Pitt. Noch genauso nützlich und wirksam wie vor sechzig Jahren, als Hermann Göring es genommen hat.«
Pitt beugte sich rasch ans Ohr des Killers. Er musste Tom Ambroses Mörder noch ein letztes Wort mit auf den Weg geben, bevor er das Zeitliche segnete. »So leid’s mir tut, du elender Dreckskerl, aber wir wissen bereits Bescheid über euer schwachsinniges Viertes Reich.«
Eine dreiste Lüge, aber Pitt konnte sich diesen letzten Seitenhieb nicht verkneifen.
Die dunklen Augen öffneten sich weit, dann wurden sie glasig und brachen, als der Killer starb.
»Ist er tot?«, flüsterte Pat.
»Wie eine ägyptische Mumie«, erwiderte Pitt kalt.
»Den wären wir los.« Giordino zuckte die Achseln. »Schade, dass wir ihn nicht den Geiern zum Fraß vorwerfen können.«
Pat starrte Pitt an. »Sie haben es gewusst«, sagte sie leise.
»Niemand außer mir hat es bemerkt, aber ich habe gesehen, wie Sie die Waffe entladen haben.«
»Er hätte uns alle drei umgebracht«, versetzte Marquez. »Wie sind Sie ihm auf die Schliche gekommen?«
»Reine Vermutung, ein ungutes Gefühl«, antwortete Pitt.
»Mehr nicht. Er kam mir einfach zu abgebrüht vor, zu kühl und berechnend. Der angebliche Dr. Ambrose benahm sich einfach nicht wie jemand, der in Lebensgefahr schwebt.«
In der Küche klingelte das Telefon. Marquez ging ran, hörte kurz zu, sagte ein paar Worte und legte auf. »Das war Sheriff Eagan«, berichtete er. »Zwei seiner Deputies
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