Akte Atlantis
Schacht, der zu den tiefer gelegenen Stollen und von dort aus zur Paradise-Mine führte.
Pitt stand am Rand des Schachts, starrte in das schwarze, unheimliche Wasser und fragte sich, ob er sich nicht zu viel vorgenommen hatte.
Seit dem Vortag waren zwei weitere Sohlen der Mine überflutet worden, aber offenbar hatte über Nacht der Druck von unten nachgelassen, sodass das Wasser seinen Höchststand erreicht hatte.
Sheriff Eagan hielt ihn für verrückt. Auch Pat O’Connell, Luis und Lisa Marquez zweifelten an seinem Verstand. Nur Giordino verkniff sich jede Bemerkung über Pitts Zurechnungsfähigkeit.
Immerhin hatte er darauf bestanden, Pitt zu begleiten und zu unterstützen, falls es Schwierigkeiten geben sollte.
Pitt hatte im Wesentlichen die gleiche Tauchausrüstung gewählt wie zuvor, nur dass er diesmal einen Trockentauchanzug anlegen wollte.
Der Norseman hatte sich auf festem Boden als praktisch erwiesen und ihn auf dem Weg durch die Mine gut vor der Kälte geschützt, doch in dem eisigen Wasser in den unterirdischen Stollen leistete ein Trockentauchanzug mit seinem isolierenden Luftpolster zwischen Neoprenschicht und Körper bessere Dienste. Beim Anmarsch zum Schacht jedoch trug er warme, bequeme Kleidung, denn den Anzug wollte er erst anlegen, wenn der Tauchgang unmittelbar bevorstand.
Luis Marquez hatte die Expedition begleitet, nachdem er drei Nachbarn, ebenfalls Bergleute, darum gebeten hatte, beim Transport der Tauchausrüstung zu helfen, zu der diesmal auch Strickleitern gehörten, die den Auf- und Abstieg durch die senkrechten Schächte erleichtern sollten. Sheriff Eagan wiederum war fest davon überzeugt, dass man seine Dienste benötigen würde, und sei es auch nur, um die Rettungsaktion zu leiten, auf die das Ganze seiner Ansicht nach hinauslief.
Pitt und Giordino schlüpften aus ihrer Kleidung und zogen als zusätzlichen Wärmeschutz Unterzeug aus Nylon und Polyester an, eine Mischung aus Overall und langen Unterhosen. Dann stiege n sie in die einteiligen, mit Kopfhaube, Handschuhen und Füßlingen mit rutschfester Sohle versehenen Viking-Trockentauchanzüge aus vulkanisiertem Gummi. Als sie die Reißverschlüsse zuzogen und ihre Ausrüstung und die Messgeräte überprüft hatten, warf Pitt einen Blick auf Giordino.
Der kleine Italiener wirkte so ruhig und ungerührt, als ginge es um einen Tauchgang in ein zweieinhalb Meter tiefes Schwimmbecken.
»Ich führe uns mit meinem Computer auf den richtigen Weg, und du konzentrierst dich auf die Auftauchtabellen.«
Giordino hob den linken Arm, an den ein Dekompressionscomputer geschnallt war. »War eine Mordsrechnerei, bei einer voraussichtlichen Tauchzeit von etwa dreißig Minuten und einer Tauchtiefe von rund dreiunddreißig Metern, das Ganze dreitausend Meter über Normalnull, die Dekopausen zu bestimmen. Aber ich glaube, ich kann dich ohne Bewusstseinstrübungen oder Luftembolien wieder zurück zu diesem reizenden Felsengarten bringen.«
»Dafür wäre ich dir unendlich dankbar.«
Pitt zog eine Mark-II-Vollgesichtsbrille mit integriertem Unterwasser-Kommunikationssystem über. »Kannst du mich hören?«, fragte er Giordino.
»Als ob du mitten in meinem Kopf sitzen würdest.«
Sie hatten zehn Pressluftflaschen in die Mine geschleppt. Vor dem Tauchgang hatte sich jeder von ihnen ein Doppelflaschenpaket mit einer dritten, ebenfalls an der Trageschale angebrachten Flasche als Notreserve auf den Rücken geschnallt. Die vier verbliebenen Flaschen sollten Marquez und seine Freunde auf die von Giordino am Computer vorausberechnete Tiefe hinunterlassen, in der sie ihre Dekopausen einlegen mussten. Außer ihren Tauchermessern nahmen sie keinerlei Waffen mit.
»Von mir aus kann’s losgehen«, sagte Pitt.
»Nach dir«, erwiderte Giordino.
Pitt schaltete seine Unterwasserlampe ein und richtete den Lichtstrahl auf die spiegelglatten Fluten. Er stieß sich vom Rand ab, ließ sich anderthalb Meter durch die Luft fallen und tauchte in einer Wolke aus Luftblasen ein. Unmittelbar darauf wallte das Wasser ein weiteres Mal auf, als Giordino im Zwielicht zu ihm stieß. Er deutete mit der Hand nach unten, rollte sich vornüber, schlug mit den Flossen und drang in die Tiefen der Mine vor.
Sie schwammen abwärts, immer weiter abwärts, während der Lichtstrahl ihrer Lampen durch das schwarze Wasser schnitt und nichts als kalte, nackte Felswände erfasste. Sie ließen es langsam angehen, glichen regelmäßig den Wasserdruck aus, der immer stärker wurde, je
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