Akte Atlantis
ihn an Arm. »Sie sind in der Badewanne in Deckung gegangen«, sagte er.
»Was…?«
»Weil ich ihnen gesagt habe, sie sollen sich da reinlegen.«
Ein stämmiger, bulliger Mann in einem schneeweißen Overall mit Kapuze tauchte aus dem Latschengehölz auf, das rund um das Haus wucherte. Er zog eine Gestalt hinter sich her, die einen schwarzen Ninja-Anzug trug und eine schwarze Skimaske übergezogen hatte.
Noch immer schienen die Sterne so hell, dass man die schwarzen lockigen Haare des weiß gekleideten Mannes erkennen konnte, die dunklen Augen, das breite Grinsen und die blitzenden Zähne. Scheinbar mühelos, so als schleppte er einen Sack mit fünf Kilo Kartoffeln nach Hause, schleifte er den Körper hinter sich her.
»Irgendwelche Schwierigkeiten?«, fragte Pitt leise, als er auf den verschneiten Hof hinaustrat.
»Nicht die geringsten«, erwiderte der andere. »Als ob man einen Blinden und Taubstummen überfällt. Der wollte sich zwar still und leise anschleichen, aber auf einen Hinterhalt war er nicht gefasst.«
»Man sollte seine Opfer nie unterschätzen. Das ist der größte Fehler, den ein Profi machen kann.«
Pat starrte Pitt mit aschfahlem Gesicht an. »Sie haben das geplant?«, versetzte sie tonlos.
»Natürlich«, erwiderte Pitt regelrecht feixend. »Die Killer sind…«, er hielt inne und schaute auf den Mann, der zu seinen Füßen lag, »beziehungsweise sie
waren
Fanatiker. Allerdings kann ich mir wirklich nicht erklären, weshalb die jeden umbringen wollen, der diese geheimnisvolle Kammer betreten hat. In diesem Fall hatten sie es wohl vor allem auf mich abgesehen, weil ich wie aus heiterem Himmel aufgetaucht bin und ihre ganze Planung über den Haufen geworfen habe.
Außerdem haben sie befürchtet, ich könnte in die Kammer zurückkehren und den schwarzen Schädel herausholen. Bei Pat wiederum bestand die Gefahr, dass sie womöglich die Inschriften entziffern könnte. Seitdem wir wieder auf freiem Fuß sind, lag der hier auf der Lauer und hat uns beobachtet und auf eine günstige Gelegenheit gewartet. Nachdem sie schon vorher alle Zeugen beseitigen wollten und nichts unversucht ließen, um die Entdeckung der Kammer zu vertuschen, musste jedem Blinden und Lahmen klar sein, dass die nicht unverrichteter Dinge aus Telluride abziehen würden, solange einer von uns am Leben war. Deshalb habe ich sie angelockt, geködert und eingeholt.«
»Und wir waren die Köder«, murmelte Marquez. »Wir hätten alle draufgehen können.«
»Lieber jetzt ein kleines Risiko eingehen, solange wir alle Karten in der Hand haben, als abwarten, bis wir verwundbar sind.«
»Sollten wir nicht Sheriff Eagan hinzuziehen?«
»Der müsste grade in diesem Moment den anderen Killer in Pats Pension dingfest machen.«
»Ein Mörder in meinem Zimmer?«, flüsterte Pat erschrocken.
»Während ich in der Badewanne lag?«
»Nein«, sagte Pitt ruhig. »Er ist erst eingedrungen, nachdem Sie und ich zu Marquez gegangen waren.«
»Aber er hätte einfach reinmarschieren und mich ermorden können.«
»Wohl kaum.« Pitt drückte ihre Hand. »Glauben Sie mir, die Gefahr war denkbar gering. Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass die Pension ziemlich überlaufen war? Der Sheriff hat einen Schwung Hilfskräfte abgestellt, die sich auf den Fluren und in den Speisesälen der Pension herumgetrieben und so getan haben, als wären sie Kongressteilnehmer. Als ich dann bekannt gegeben habe, dass wir beide zum Abendessen zu Marquez gehen, haben sich die Killer aufgeteilt. Der eine wollte uns beim Essen um die Ecke bringen, während der andere Ihr Zimmer nach dem Notizbuch und der Kamera durchwühlt hat.«
»Den da habe ich in der Sheriff-Dienststelle noch nie gesehen«, sagte Marquez und deutete auf den muskulösen Neuankömmling.
Pitt drehte sich um und legte den Arm um die Schultern des Fremden, der soeben den Mörder überwältigt hatte. »Darf ich euch Albert Giordino vorstellen, meinen ältesten und besten Freund. Al ist mein Assistent und stellvertretender Projektleiter bei der NUMA.«
Marquez und Pat standen stumm da, wussten nicht recht, wie sie sich verhalten sollten. Sie musterten Al so eindringlich wie zwei Mikrobiologen, die eine Bakterienkultur untersuchen.
Giordino ließ den Fuß des Eindringlings los, trat einen Schritt vor und schüttelte ihnen die Hand. »Freut mich, Sie beide kennen zu lernen. Schön, dass ich Ihnen einen Gefallen tun konnte.«
»Wen hat’s erwischt?«
»Der Kerl hat ein Reaktionsvermögen, das kannst du
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