Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
ich mich zu fragen, ob Ellen O’Briens Tod wirklich ein Kunstfehler war oder vielleicht doch Mord.”
    „Mord?” Pokie zuckte mit den Schultern und nahm noch einen Bissen. „Damit wäre es meine Angelegenheit, nicht Ihre.”
    „Hören Sie, ich habe Klage wegen eines ärztlichen Kunstfehlers eingereicht. Es wäre verdammt peinlich – und eine ziemliche Zeitverschwendung –, wenn sich herausstellen sollte, dass es Mord war. Also, bevor ich in den Gerichtssaal gehe und einen Narren aus mir mache, möchte ich die Fakten kennen. Sagen Sie mir alles, Pokie, um der alten Zeiten willen.”
    „Hören Sie mit diesem sentimentalen Quatsch auf, Davy. Sie haben den Staatsdienst verlassen. Vermutlich konnten Sie den Verlockungen des Geldes nicht widerstehen. Ich bin immer noch hier.”
    „Lassen Sie uns eines klarstellen: Dass ich den Job aufgegeben habe, hatte nichts mit Geld zu tun.”
    „Sondern?”
    „Mit persönlichen Gründen.”
    „Ja, ja, damit reden Sie sich immer heraus. Und dabei bleiben Sie verschlossen wie eine Auster.”
    „Wir sprachen über den Fall.”
    Pokie lehnte sich zurück und betrachtete ihn einen Moment. Durch die offene Bürotür drangen Telefonklingeln, laute Stimmen und das Klappern der Schreibmaschinen. Es war ein normaler Nachmittag in der City-Polizeistation. Ungeduldig stand Pokie auf und schloss die Tür. „Okay”, seufzte er und kehrte zu seinem Sessel zurück. „Was wollen Sie wissen?”
    „Einzelheiten.”
    „Welche?”
    „Was ist so Besonderes an Ann Richters Mord?”
    Pokie schnappte sich eine Akte von dem chaotischen Haufen Unterlagen auf seinem Schreibtisch und schob sie David hin. „M.J.s vorläufiger Autopsiebericht. Sehen Sie ihn sich an.”
    Der Bericht war drei Seiten lang, kühl und sachlich. Obwohl David fünf Jahre als Assistent des Staatsanwaltes gearbeitet und viele solcher Berichte gelesen hatte, schauderte er bei den klinischen Details.
    … linke Halsschlagader sauber durchtrennt … rasiermesserscharfes Instrument … Hautverletzung an rechter Schläfe, vermutlich durch Sturz gegen den Kaffeetisch … Muster der Blutspritzer an der Wand in Übereinstimmung mit dem Spritzen des arteriellen Blutes.
    „Wie ich sehe, wird einem bei M.J.s Berichten immer noch schlecht”, sagte David und blätterte um. Was er auf der zweiten Seite las, ließ ihn stutzen. „Diese Feststellung ergibt keinen Sinn. Ist sich M.J. wegen der Todeszeit ganz sicher?”
    „Wie Sie wissen, ist M.J. immer sicher. Sie stützt ihre Aussage auf die Leichenflecken und die Kerntemperatur des Körpers.”
    „Aber warum sollte der Mörder der Frau die Kehle durchschneiden und dann drei Stunden am Tatort bleiben? Um die Szene zu genießen?”
    „Um sauber zu machen. Um die Wohnung zu durchsuchen.” „Fehlt denn irgendetwas?”
    Pokie seufzte: „Nein. Das ist das Problem. Geld und Schmuck lagen greifbar. Der Killer hat nichts angefasst.”
    „Sexuelle Motive?”
    „Keine Anzeichen dafür. Die Kleidung des Opfers war intakt. Außerdem war die Tötungsmethode zu wirkungsvoll. Ein Sexualmörder hätte sich mehr Zeit gelassen.”
    „Wir haben also einen brutalen Mörder und kein Motiv. Was gibt es sonst noch?”
    „Sehen Sie sich den Autopsiebericht noch einmal an. Lesen Sie mir vor, was M.J. über die Wunde geschrieben hat.”
    „Durchtrennte linke Halsschlagader. Rasiermesserscharfes Instrument.” Er blickte auf. „Na und?”
    „Die gleichen Worte hat sie vor zwei Wochen in einem anderen Autopsiebericht benutzt. Das Opfer war ein Mann – der Gynäkologe Dr. Henry Tanaka.”
    „Ann Richter war Krankenschwester.”
    „Richtig. Und hier wird es interessant. Bevor sie zum OPTeam kam, versah sie Nachtdienst in der Gynäkologie. Vermutlich kannte sie Dr. Tanaka.”
    David wurde sehr nachdenklich. Er musste an eine andere Krankenschwester denken, die auch in der Gynäkologie Dienst getan hatte und jetzt ebenfalls tot war. „Erzählen Sie mir mehr über diesen Gynäkologen.”
    Pokie zog eine Packung Zigaretten heraus und fischte sich einen Aschenbecher. „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich rauche?”
    „Nicht, wenn Sie weitererzählen.”
    „Ich lechze schon den ganzen Morgen nach einer Zigarette”, brummte Pokie. „Wenn Brophy hier ist, kann ich nicht rauchen, wegen seiner Allergie.” Er zündete die Zigarette an und stieß dankbar eine Rauchwolke aus. „Also, Dr. Tanaka hatte seine Praxis drüben in Liliha, in diesem schrecklichen Betonkasten. Vor zwei Wochen blieb er noch länger

Weitere Kostenlose Bücher