Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
bleiben. Herauszufinden, dass die Patientin ermordet wurde, würde Ihren wertvollen Prozess in Frage stellen.”
    „Und was glaubt die Polizei?”
    „Woher soll ich das wissen?” entgegnete sie brüsk und fuhr mit müder Stimme fort: „Ihr Freund Ah Ching ist nicht sehr mitteilsam. Er kritzelt immer nur in sein Notizbuch. Vielleicht will er keine verwirrenden Fakten hören.” Ihr Blick wanderte zur Tür. „Aber die Wache dort macht mich stutzig. Vielleicht geht da doch etwas vor, von dem ich nichts weiß.”
    Es klopfte, und eine Schwester trat mit den Entlassungspapieren ein. David beobachtete, wie Kate sich gehorsam hinsetzte und jedes Blatt unterzeichnete. Der Füller zitterte in ihrer Hand. David konnte kaum glauben, dass dies dieselbe Frau war, die in sein Büro gestürmt war. An jenem Tag hatten ihr eiserner Wille und ihre Entschlossenheit ihn sehr beeindruckt.
    Und jetzt war er nicht minder beeindruckt von ihrer Verletzbarkeit.
    Die Schwester ging, und Kate ließ sich wieder zurück in die Kissen sinken.
    „Können Sie irgendwo unterkommen, wenn Sie hier entlassen werden?”
    „Freunde von mir haben ein kleines Cottage am Strand, das sie kaum benutzen.” Sie seufzte und schaute traurig aus dem Fenster. „Der Strand wäre mir jetzt gerade recht.”
    „Sind Sie allein in dem Haus? Ist das sicher?”
    Kate antwortete nicht, sondern blickte nur weiter aus dem Fenster. Die Vorstellung, dass sie allein und ohne Schutz in dem Haus sein würde, machte ihm Sorgen. Er musste sich in Erinnerung rufen, dass Kate Chesne ihn nichts anging. Er musste verrückt sein, sich für sie verantwortlich zu fühlen. Sollte die Polizei sich um sie kümmern, schließlich war es deren Aufgabe, für ihren Schutz zu sorgen.
    David stand auf, um zu gehen. Kate saß zusammengekauert da, die Arme in einer mitleiderweckenden Geste des Selbstschutzes vor der Brust verschränkt. Im Hinausgehen hörte er sie leise sagen: „Ich glaube nicht, dass ich mich je wieder sicher fühlen werde.”

6. KAPITEL
    E s ist nur ein kleines Haus”, erklärte Susan Santini, während sie mit Kate den gewundenen North Shore Highway entlangfuhr. „Nichts Mondänes, nur ein paar Schlafzimmer und eine altmodische, geradezu prähistorische Küche. Aber es ist gemütlich. Und es ist schön, den Wellen zu lauschen.” Sie bog vom Highway ab auf eine Schotterpiste, die durch dichtes Halekoa-Buschwerk führte. Die Räder wirbelten roten Staub auf, während sie auf die See zuholperten. „In letzter Zeit nutzen wir das Haus kaum noch, weil einer von uns meist Bereitschaftsdienst hat. Guy meinte schon, wir sollten es verkaufen, aber ich will nicht. Man findet solche kleinen Paradiese heute einfach nicht mehr.”
    Die Räder knirschten auf der Kieszufahrt. Das kleine Cottage aus der Plantagenzeit wirkte unter der Gruppe riesiger Hartholzbäume wie ein vernachlässigtes Puppenhaus. Die jahrelange Einwirkung von Sonne und Wind hatte die Holzplanken zu einem verwitterten Grün verfärbt. Und das Dach schien unter der Last brauner Baumnadeln förmlich einzusinken.
    Kate stieg aus, blieb einen Moment unter den Bäumen stehen und lauschte, wie die Wellen zischend auf dem Sand ausrollten. Unter der Mittagssonne strahlte das Meer in einem hellen Blau.
    „Da sind sie”, sagte Susan und deutete den Strand hinunter auf ihren Sohn William, der im Sand einen kleinen Indianertanz aufführte. Er bewegte sich lachend wie ein Elf, und die etwas zu große Badehose hielt kaum auf seinen schmalen Hüften. Er wirkte so zart, als würde er sich jeden Moment wie ein mythisches Wesen in nichts auflösen. In seiner Nähe saß eine schmalgesichtige Frau auf einem Handtuch und blätterte lustlos ein Magazin durch.
    „Das ist Adele”, flüsterte Susan. „Wir haben ein halbes Dutzend Anzeigen aufgegeben und einundzwanzig Gespräche geführt, bis wir sie fanden. Aber ich fürchte, sie wird nicht bei uns bleiben. Sorgen macht mir, dass William bereits an ihr hängt.”
    William entdeckte sie plötzlich, hielt inne und winkte: „Hi, Mommy.”
    „Hallo, Darling”, rief Susan zurück. Dann berührte sie Kate am Arm.
    „Wir haben das Cottage gelüftet, und es sollte auch eine Kanne Kaffee bereitstehen.”
    Im Haus roch es trotzdem leicht dumpf nach Alter. Die Sonne beschien ein paar Topfpflanzen und vor allem etliche Kinderzeichnungen an der Wand, die alle von William signiert waren.
    „Das Telefon ist angeschlossen”, erklärte Susan und deutete auf den Wandapparat. „Im Kühlschrank

Weitere Kostenlose Bücher