Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
Ihren praktischen Rekorder vergessen zu haben. Oder ist er vielleicht versteckt in …”
„Hören Sie auf damit, Kate.”
Sie war sofort still. Er hatte sie beim Vornamen genannt, eine unsichtbare Schranke war soeben zwischen ihnen gefallen, ohne dass Kate wusste, wieso. Er stand so nah, dass sie sein Aftershave roch und fast die Wärme seiner Haut spürte.
„Ich bin nicht hier, um Sie zu treten …” Seufzend fuhr er fort: „Vielleicht sollte ich gar nicht hier sein. Aber als ich hörte, was geschehen ist, dachte ich …”
Sie wandte ihm das Gesicht zu und sah, dass er sie stumm betrachtete. Zum ersten Mal wirkte er so wenig Ehrfurcht gebietend, dass sie sich bewusst machen musste: Er ist mein Gegner. Doch welchen Grund sein Besuch auch haben mochte, er änderte nichts an ihrem Verhältnis zueinander. Im Moment fühlte sie sich allerdings nicht bedroht, sondern beschützt. Wohl nicht nur wegen seiner offenkundigen Körperkraft. David Ransom verströmte Kompetenz und eine ruhige Autorität. Sie wünschte, er wäre ihr Verteidiger und nicht ihr Ankläger. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass man mit David Ransom an seiner Seite einen Kampf verlor.
„Woran haben Sie gedacht?” fragte sie leise.
Er wandte sich zum Gehen. „Tut mir Leid, ich sollte Sie schlafen lassen.”
„Warum sind Sie gekommen?”
Er blieb stehen und lachte scheu. „Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Ich wollte Ihnen das hier zurückgeben. Sie haben es am Pier fallen lassen.” Er legte ihr den Füller in die Hand.
„Danke”, flüsterte sie.
„Ein sentimentales Erinnerungsstück?”
„Das Geschenk eines Mannes, den ich …” sie räusperte sich, senkte den Blick und wiederholte: „Danke.”
David wusste, dass dies sein Stichwort war, zu gehen. Er hatte seine gute Tat für heute erledigt. Jede weitere Unterhaltung, die sich entspinnen könnte, sollte er im Keim ersticken. Stattdessen zog er sich jedoch einen Stuhl heran und nahm Platz.
Ihr Haar lag auf dem Kissen ausgebreitet, und auf ihrer Wange war ein violetter Bluterguss. Erstaunlicherweise empfand er heftigen Zorn auf den Mann, der sie verletzt hatte.
„Wie fühlen Sie sich?”
Kate zuckte schwach die Schultern. „Müde und lädiert.” Nach einer Pause fügte sie mit der Andeutung eines Lächelns hinzu: „Und glücklich, am Leben zu sein.” In einer – wie ihm schien – traurigen Geste berührte sie den Bluterguss auf ihrer Wange. „Ich bin wohl nicht gerade umwerfend schön heute.”
„Sie sehen gut aus, Kate. Wirklich.” Das war keine besonders intelligente Bemerkung, aber er meinte es ehrlich. Sie sah gut aus, und sie lebte. „Der Bluterguss vergeht. Wichtig ist nur, dass Sie in Sicherheit sind.”
„Bin ich das?” Sie blickte zur Tür. „Die ganze Nacht saß eine Wache da draußen. Ich habe ihn mit den Schwestern scherzen hören. Und ich frage mich, warum man ihn hierher abkommandiert hat.”
„Bestimmt ist das nur eine Vorsichtsmaßnahme, damit Sie nicht gestört werden.”
Stirnrunzelnd fragte sie: „Und wie sind Sie an ihm vorbeigekommen?”
„Ich kenne Leutnant Ah Ching. Wir haben vor Jahren zusammengearbeitet, als ich noch im Büro des Staatsanwaltes war.”
„Sie?”
Er lächelte. „Ja, ich habe meine Bürgerpflicht erfüllt. Ich habe die Niederungen menschlichen Lebens kennen gelernt, und das zu einem Hungerlohn.”
„Sie haben also mit Ah Ching über den Vorfall gesprochen?”
„Er sagte, Sie seien eine Zeugin. Und dass Ihre Aussage wichtig sei für den Fall.”
„Hat er Ihnen gesagt, dass Ann Richter mich angerufen hat? Sie hinterließ eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter, bevor sie getötet wurde.”
„Worüber?”
„Ellen O’Brien.”
David erwiderte nachdenklich: „Das ist mir neu.”
„Ann wusste etwas, Mr. Ransom, etwas über Ellens Tod. Leider hatte sie keine Gelegenheit mehr, es mir zu sagen.”
„Wie genau lautete die Nachricht?”
„Ich weiß, warum sie sterben musste. Das waren genau ihre Worte.”
David Ransom hatte das Gefühl, dass diese grünen Augen ihn wie magisch anzogen. „Das bedeutet vielleicht nicht viel. Möglicherweise hat sie nur herausgefunden, was während der Operation schief ging.”
„Sie benutzte das Wort
warum.
Ich weiß,
warum
sie sterben musste. Das bedeutet, es gibt einen Grund für Ellens Tod.”
„Mord auf dem Operationstisch?” Er schüttelte den Kopf. „Also kommen Sie …”
Kate wandte sich ab. „Ich hätte wissen sollen, dass Sie skeptisch
Weitere Kostenlose Bücher