Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
einer Pause bestätigte er: „Ja, wenn man Glück hat.” „Eines wissen wir jedenfalls, er hat Jenny Brook geliebt.”
Nach einem Moment fuhr sie plötzlich mit Nachdruck fort: „Es wird mir gut tun, wieder zu Hause zu sein. Ich bin es gewohnt, allein zu leben.”
David erwiderte schulterzuckend: „Ich auch.”
Sie hatten sich beide in ihre Schneckenhäuser zurückgezogen. Ihnen blieb nur noch wenig gemeinsame Zeit, trotzdem redeten sie wie zwei Fremde. Beim Frühstück am Morgen hatten sie über alles Mögliche gesprochen, nur nicht über das, was Kate am meisten bewegte. Während des Packens dann wartete sie darauf, dass David sie bitten würde zu bleiben. Er tat es nicht. Sie war froh, dass ihre eiserne Selbstbeherrschung sie nie im Stich ließ. Es würde keine Tränen geben.
Die Heimfahrt war viel zu kurz. Kate streifte David mit einem Seitenblick und dachte an den Tag ihres Kennenlernens. Damals hatte er genauso unnahbar gewirkt wie heute.
Als sie vor ihrem Haus angekommen waren, trug David ihr den Koffer zur Tür und schien eilig wieder wegfahren zu wollen.
„Möchtest du auf eine Tasse Kaffee mit hineinkommen?” fragte sie und kannte die Antwort.
„Ich kann jetzt nicht, aber ich rufe dich an.”
Die berühmten letzten Worte, sie gehörten wohl zum Ritual. Kate sah, dass David auf seine Uhr blickte, schloss automatisch die Tür auf und gab ihr einen Schubs. Als sie in den Raum blickte, blieb sie starr auf der Türschwelle stehen. Dann wich sie entsetzt zurück und spürte, wie David sie stützend auffing.
Auf die gegenüberliegende Wand hatte jemand mit roter Farbe gesprüht: Hör auf zu schnüffeln!
Darunter prangte ein Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen.
13. KAPITEL
U nmöglich, Davy. Die Akte ist geschlossen.” Pokie Ah Ching balancierte seinen Kaffee gelassen durch den überfüllten Vorraum in sein Büro und setzte sich.
„Aber das war eine Warnung für Kate!” sagte David mit Nachdruck. „Und sie kann nicht von Charlie Decker stammen. Die Nachbarn waren am Dienstag im Haus. Da war noch alles in Ordnung.”
„Vielleicht ein Kinderstreich.”
„So ein Unsinn!” David stemmte die Hände auf die Tischplatte.
„Gestern haben Sie mir schon nicht geglaubt, dass wir verfolgt wurden. Dann liegt Charlie Decker im Leichenschauhaus und hatte einen praktischen kleinen Unfall!”
„Ich wittere eine Verschwörungstheorie.” Pokie setzte seine Tasse ab und bespritzte dabei einige Papiere. „Also gut, ich gebe Ihnen eine Minute für Ihre Geschichte, dann werfe ich Sie hinaus.”
David zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. „Vier Tote: Tanaka, Richter, Decker und Ellen O’Brien. Es gibt jemanden, der es in wenigen Wochen geschafft hat, sich dieser vier Menschen zu entledigen. Jemand, der klug, umsichtig und medizinisch gebildet ist und sehr, sehr viel Angst hat.”
„Wovor?”
„Kate Chesne. Vielleicht ist sie bei ihren Nachforschungen auf etwas Wichtiges gestoßen, dessen sie sich noch gar nicht bewusst ist. Jedenfalls ist der Killer so nervös, dass er ihr Warnungen an die Wand sprüht. Ich habe Ihnen bereits eine Liste mit Verdächtigen gemacht. Beginnen Sie mit Dr. Avery, dem Chef der Anästhesie. Seine Frau starb Dienstagnacht in einem Pflegeheim angeblich eines natürlichen Todes. Seltsam ist nur, dass Dr. Avery am Vortag Ampullen mit irgendeinem Narkotikum aus dem Krankenhaus geholt hat.”
Pokie lachte: „Ein alternder Jack the Ripper, das kann ich mir nicht vorstellen. Außerdem, was sollte er für ein Motiv haben, Leute seines Teams umzubringen?”
David seufzte: „Das weiß ich nicht, aber es muss mit Jenny Brook zu tun haben.”
Es klopfte, und ein rotäugiger, schniefender Sergeant Brophy kam herein und legte einige Papiere auf Pokies Schreibtisch. „Hier ist der Bericht, auf den Sie warten. Außerdem haben wir wieder einen Hinweis auf das vermisste Sasaki-Mädchen bekommen.”
„Gehen Sie dem nach”, erwiderte Pokie, als Sergeant Brophy bereits das Büro verließ. Dann zog er den Bericht zu sich heran und sagte: „Das war’s, Davy. Ich habe zu arbeiten.”
„Werden Sie den Fall wieder aufnehmen?”
„Ich denke darüber nach.”
„Was ist mit Dr. Avery? Wenn ich Sie wäre …”
„Ich sagte, ich denke darüber nach.” Er öffnete den Bericht – eine Geste, die das Ende des Gesprächs unterstrich.
David merkte, dass weiteres Beharren sinnlos wäre, und ging zur Tür.
„Warten Sie, Davy.” Als David stehen blieb, fuhr Pokie fort: „Wo
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