Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
Fälle von Spina bifida gegeben hatte, war in den ersten Schwangerschaftswochen eine Fruchtwasseranalyse vorgenommen worden. Damit konnten nicht nur mögliche Missbildungen des Fötus festgestellt werden, sondern auch das Geschlecht des Kindes.
Die Ergebnisse der Untersuchung waren nicht in der Krankenhausakte, was Kate nicht verwunderte. Vermutlich waren sie in Dr. Tanakas Patientenkartei. Aber dort waren sie auf wundersame Weise verschwunden! Kate schloss die Akte und legte sie hin. „Ich brauche noch einen Bericht”, sagte sie wie im Fieber. „Der Name ist William Santini.”
Es dauerte nur eine Minute, den zu finden. Als Kate ihn in Händen hielt, hatte sie fast Angst, ihn zu öffnen. Als Erstes sprang ihr eine Kopie der Geburtsurkunde ins Auge:
Name: William Santini Geburtsdatum: 17. August Zeit: 3 Uhr früh
Beide Kinder waren am 17. August geboren, aber nicht zur selben Zeit. Eine Stunde nachdem Baby Brook die Welt verlassen hatte, war William Santini in sie eingetreten.
Zwei Kinder: Eines lebte, eines war tot. Hatte es je ein besseres Motiv für Mord gegeben?
„Erzähl mir nicht, du hast noch Akten aufzuarbeiten”, bemerkte eine erschreckend vertraute Stimme.
Kate hob ruckartig den Kopf. Guy Santini war gerade zur Tür hereingekommen. Sie klappte sofort die Akte zu, merkte aber, dass der Name mit Tinte in großen schwarzen Lettern auf dem Deckel stand. Sie presste die Akte an die Brust und setzte ein automatisches Lächeln auf.
„Ich … ich muss noch ein bisschen Papierkram erledigen.” Dann fügte sie im Konversationston hinzu: „Du bist spät dran hier.”
„Ich bin wieder gestrandet. Der Wagen ist in der Werkstatt. Susan holt mich ab.” Er blickte sich nach der Angestellten um, die vorübergehend verschwunden war. „Wo ist die Dame hier eigentlich?”
„Sie war gerade noch da”, erwiderte Kate und bewegte sich vorsichtig auf den Ausgang zu.
„Ich vermute, du hast von Dr. Averys Frau gehört. Es war ein Segen, wenn man bedenkt …” Er sah sie an, und sie erstarrte zwei Schritte von der Tür entfernt.
„Ist etwas nicht in Ordnung?” fragte er stirnrunzelnd.
„Nein. Ich muss … also, ich bin wirklich in Eile.” Sie wandte sich ab und wollte fliehen, als die Dame aus der Registratur rief:
„Dr. Chesne!”
„Was?” Kate drehte sich um und sah die Frau vorwurfsvoll hinter einem Regal hervorspähen.
„Die Akte. Sie dürfen sie nicht aus der Abteilung mitnehmen, Dr. Chesne, das wissen Sie doch.”
Kate blickte auf die Akte, die sie immer noch an die Brust presste, und überlegte sich fieberhaft ihren nächsten Schritt. Sie konnte das Dokument unmöglich zurückgeben, solange Guy noch am Tresen stand und die Aufschrift lesen konnte. Aber hier stehen zu bleiben wie eine Halbgescheite, war auch unmöglich.
Die beiden blickten sie verwundert an und warteten auf eine Antwort.
„Also, wenn Sie noch nicht fertig damit sind, kann ich sie für Sie hier behalten”, bot ihr die Dame an und kam zum Tresen.
„Nein, ich meine …”
Guy lachte: „Was steht denn darin? Staatsgeheimnisse?”
Kate merkte, dass sie die Akte so fest hielt, als fürchtete sie, man würde sie ihr entreißen. Mit heftigem Herzklopfen ging sie zum Tresen und legte die Akte, Frontseite nach unten, darauf. „Ich bin noch nicht fertig damit”, sagte sie.
„Dann halte ich sie für Sie zurück.” Die Dame griff danach, und einen Moment sah es so aus, als würde sie den Namen des Patienten preisgeben, doch sie nahm nur den Anforderungszettel von Guy Santini. „Setzen Sie sich doch, Dr. Santini”, schlug sie vor. „Ich bringe Ihnen den Bericht an den Tisch.”
Jetzt nichts wie raus hier, dachte Kate. Es kostete sie Mühe, nicht loszurennen. Als sie langsam zur Tür ging, spürte sie regelrecht Guys Blick im Rücken. Erst auf dem Flur draußen wurde ihr das ganze Ausmaß dessen, was sie gerade entdeckt hatte, bewusst. Guy Santini war ihr Kollege, ein Freund.
Er war aber auch ein Mörder, und sie war die Einzige, die das wusste.
Guy Santini starrte die Tür an, durch die Kate gerade verschwunden war. Er kannte Kate Chesne jetzt fast ein Jahr, aber er hatte sie noch nie so nervös erlebt. Verwundert setzte er sich an einen Ecktisch. Er liebte diese Nische in dem großen, unpersönlichen Raum. Noch jemand schien diesen Platz zu mögen, denn es lagen zwei Akten dort. Er wollte sie gerade beiseite schieben, als sein Blick auf den Namen fiel: Brook, Baby, weiblich, verstorben.
Der Schreck fuhr ihm in die
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